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    Konjunktur  4663  0 Kommentare Weltbank schlägt Alarm - Ist die Eurozone in Gefahr?

    Südafrika, Indien, Naher Osten – die Weltbank blickt derzeit auf zahlreiche Sorgenkinder. Darunter ist auch eins, dessen konjunkturelle Entwicklung eigentlich nach oben zeigt: die Eurozone. Trotzdem schlägt die Weltbank Alarm. Wieso?

    Die Weltbank korrigiert in ihrem jüngsten Weltwirtschaftsausblick ihre Wachstumsprognose nach unten. Statt um bisher 3,2 Prozent werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr insgesamt nur um 2,8 Prozent steigen. Schuld daran ist laut Weltbank die Ukraine-Krise, aber auch der ungewöhnlich harte Winter in den USA, welcher die größte Volkwirtschaft im ersten Quartal nahezu zum Erliegen brachte

    Sorgenkinder Entwicklungs- und Schwellenländer

    Besonders besorgt zeigt sich die Weltbank über die anhaltende Schwäche der Entwicklungs- und Schwellenländer. Bereits zum dritten Mal in Folge werde in diesem Jahr das Wachstum in diesen Staaten insgesamt unter 5 Prozent bleiben. Dies sei zu wenig, um dort genügend Arbeitsplätze zu schaffen und das Leben der ärmsten 40 Prozent der Weltbevölkerung entscheidend zu verbessern, sagte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim nach Informationen von dpa-AFX bei der Vorstellung des Berichts am Mittwoch in Washington.

    Laut Weltbank-Ökonomen seien in den Entwicklungsländern umfassende Reformen notwendig. Da sie aufgrund der insgesamt mäßigen Weltwirtschaft nicht allzu sehr auf Hilfe von außen hoffen können, müssten sie aus eigener Kraft Wachstum generieren. Das ist jedoch insofern problematisch, als einige Länder, darunter Südafrika, Malaysia und Indien, inzwischen alarmierend hohe Staatsschulden angehäuft haben.

    Ein Silberstreif am Horizont

    Die Weltwirtschaft ausgebremst, Entwicklungs- und Schwellenländer weiter in der Krise – die Weltbank hatte wahrlich wenig Positives zu berichten. Aber einen Hoffnungsträger gab es dann doch: die Eurozone. Ausgerechnet der krisengeschüttelte Euroraum trotzt laut Weltbank dem weltweiten Trend. Entsprechend hat sie ihre Wachstumsprognose für die Eurozone nach oben korrigiert und geht jetzt von 1,8 bzw. 1,9 Prozent Wachstum in den Jahren 2015 und 2016 aus. Bisher waren es 1,4 und 1,5 Prozent. Für dieses Jahr halten die Weltbank-Ökonomen an ihrer Prognose von 1,1 Prozent fest, führt die Tageszeitung "Die Welt" aus.

    Es droht ein Teufelskreis

    Die Konjunktur in der Eurozone entwickelt sich besser als erwartet. Alles bestens, könnte man meinen. Allerdings dämpft die Weltbank die Euphorie – und schlägt sogar Alarm: Es bestünde weiterhin die Gefahr einer Deflation. Noch seien die Inflationserwartungen stabil, doch bereits eine niedrigere Inflationserwartung könnte ausreichen, um eine Spirale aus Schulden und Deflation auslösen. Die Weltbank-Ökonomen warnen daher eindringlich: Sinkende Preise seien eine der größten Gefahren für die Weltwirtschaft.

    Wieso eigentlich? Dass die Preise sinken, klingt auf den ersten Blick erfreulich, immerhin werden Lebensmittel und andere Waren dadurch günstiger. Doch der Schein trügt. Tatsächlich setzt eine Deflation einen gefährlichen Teufelskreis in Gang, wie die „Welt“ beschreibt: Ist die Spirale erst einmal in Gang gesetzt, hoffen die Verbraucher auf noch günstigere Preise und warten lieber erst einmal ab, bevor sie sich ein neues Auto kaufen oder andere größere Anschaffungen tätigen. Ähnliches Szenario auch bei den Unternehmen. Sie zögern ebenfalls mit Investitionen, eine schrumpfende Wirtschaft ist letztendlich die Folge. Diese wiederum treibt die Deflation weiter voran und der Teufelskreis beginnt von Neuem.

    In den Krisenstaaten Südeuropas sind erste Anzeichen dieses Phänomens schon jetzt zu beobachten. Vor allem in Griechenland braut sich eine gefährliche Mischung zusammen aus sinkenden Preisen, hoher Arbeitslosigkeit und Unternehmen, die bei Investitionen zögern.

    Historische Maßnahmen gegen Deflation

    Nicht umsonst stemmt sich die Europäische Zentralbank (EZB) seit Monaten vehement gegen eine solche Entwicklung. In der vergangenen Woche verkündete EZB-Chef Mario Draghi daher erstmals einen Strafzins für Banken, die ihr Geld bei der EZB parken wollen. Außerdem wurde der Leitzins auf ein historisches Tief von 0,15 Prozent gesenkt. Es ist der verzweifelte Versuch der EZB, die Wirtschaft in der Eurozone anzukurbeln und damit die Inflation in die Höhe zu treiben.

    Denn Fakt ist: Noch nie waren die Preissteigerungen im Euroraum so niedrig wie aktuell. Damit liegt die Inflationsrate laut der „Welt“ inzwischen sogar niedriger als in Japan, den USA oder Großbritannien. Kein Wunder also, wenn die Weltbank trotz positiver Konjunkturdaten weiterhin mit Sorge auf die Eurozone blickt.





    wallstreetONLINE Redaktion
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