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    Niedrigzinspolitik  4736  1 Kommentar Arbeitnehmer aufgepasst - Darum gefährdet die EZB eure Betriebsrente

    Auch im August belässt die EZB den Leitzins auf einem historischen Tief von 0,15 Prozent. EZB-Chef Mario Draghi will damit das Deflations-Gespenst vertreiben, das derzeit durch die Euro-Zone spukt – mit erheblichen Nebenwirkungen. Denn er gefährdet damit die deutsche Betriebsrente.

    Was haben Mario Draghi und Dr. Peter Venkman alias Bill Murray gemeinsam? Richtig, beide jagen Geister, letzterer sogar hauptberuflich. Doch auch Mario Draghi, seines Zeichens Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), hat derzeit alle Hände voll zu tun. Denn seit Monaten jagt er ein Gespenst, vor dem Politiker, Notenbanken und sogar die Weltbank eindringlich warnen. Deflation ist der Name des Gespenstes, das derzeit durch die Euro-Zone spukt und Angst und Schrecken verbreitet.

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    Ein Teufelskreis aus Deflation und Schulden

    Deflation bedeutet sinkende Preise für Lebensmittel und andere Waren – eigentlich erfreulich, doch wieso warnen Ökonomen so eindringlich davor und bezeichnen sie gar als eine der größten Gefahren für die Weltwirtschaft? Sinkende Preise mag auf den ersten Blick verlockend klingen, doch der Schein trügt. Tatsächlich setzt eine Deflation einen gefährlichen Teufelskreis in Gang: Ist die Spirale erst einmal in Gang gesetzt, hoffen Verbraucher auf noch günstigere Preise und warten lieber ab, bevor sie sich ein neues Auto kaufen oder andere größere Anschaffungen tätigen. Ähnlich verhalten sich die Unternehmen. Auch sie zögern mit Investitionen, was letztlich ein Schrumpfen der Wirtschaft zur Folge hat. Diese wiederum treibt die Deflation weiter voran und der Teufelskreis beginnt von Neuem.

    EZB jagt das Deflations-Gespenst

    Nicht umsonst stemmt sich die EZB seit Monaten vehement gegen eine solche Entwicklung. Erst am Donnerstag beließ sie den Leitzins abermals auf einem historischen Tief von 0,15 Prozent. Es ist bereits der dritte Monat in Folge und ein Ende der Niedrigzinspolitik ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, parallel zum niedrigen Leitzins führte die EZB im Juni erstmals gar einen Negativzins für Bankeneinlagen ein. Es sind die verzweifelten Versuche der EZB, die Wirtschaft der Euro-Zone anzukurbeln, die Inflation in die Höhe zu treiben und damit dem Spuk des Deflations-Gespensts eine Ende zu bereiten. Doch die Geisterjagd hat seinen Preis. Bezahlen dürfen ihn nicht nur die Sparer, deren Erspartes langsam aber sicher zusammenschrumpft, sondern auch die Arbeitnehmer. Denn sie müssen womöglich um ihre Betriebsrente bangen.

    Deutsche Betriebsrente ist in Gefahr

    Wie die „Welt“ unter Berufung auf eine aktuelle Analyse der Unternehmensberatung Towers Watson berichtet, ist die Deckung der in Aussicht gestellten Betriebsrenten in den vergangenen Monaten drastisch zurückgegangen. Was bedeutet das?

    Unternehmen versprechen ihren Mitarbeitern einen bestimmten Betrag als Betriebsrente, den sie nach Erreichen des Ruhestandes ausbezahlt bekommen. Allerdings legen sie nicht sofort die komplette Summe zur Seite, immerhin dauert es ja 20,30 oder 40 Jahre, bis der Mitarbeiter die Betriebsrente ausbezahlt bekommt. Also nutzen sie die Zeit bis dahin und legen lediglich einen bestimmten Betrag an und lassen ihn „arbeiten“, sprich, die auf diese Weise angehäuften Zinsen sollen am Ende die Lücke zur vollen Summe schließen. Im Gegenzug haben die Unternehmen mehr Geld zur Verfügung, da sie weniger für die Betriebsrente beiseitelegen müssen.

    Aber die Sache hat einen entscheidenden Haken: Sie basiert auf der Annahme, dass die Zinsen hoch genug sind, um am Ende die Unterdeckung der Betriebsrente auszugleichen. Doch seit der Niedrigzinspolitik der EZB gerät dieses Prinzip aus den Fugen, denn die Zinsen reichen nicht mehr aus. Den Ergebnissen der Analyse zufolge fiel der Ausfinanzierungsgrad bei den Dax-Konzernen von 65,3 auf 61,3 Prozent. Noch dramatischer ist die Lage bei den Unternehmen im MDax. Hier sind laut „Welt“ nur noch 48,1 statt zuvor 51,4 Prozent der Betriebsrenten gedeckt.

    Hintergrund dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass Betriebsrenten gemeinhin in Form von Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit mindestens einem AA-Rating angelegt werden. Allerdings befinden sich dank der Geldpolitik der EZB die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen derzeit auf einem Rekordtief von nur noch rund 1,15 Prozent – zu wenig, um die Unterdeckung auszugleichen und auch die Unternehmensanleihen bringen inzwischen kaum mehr Rendite. Was also tun?

    Das Ende der Betriebsrente?

    Wollen die Firmen die Betriebsrenten eines Tages dennoch in der zugesagten Höhe auszahlen, dann gebe es für sie in diesem Fall nur noch zwei Lösungswege, schreibt die „Welt“: Entweder müssten sie radikal auf Aktienanlagen umschwenken oder mehr Geld in ihre Pensionspläne stecken. Aktien können in guten Zeiten zwar richtig viel Rendite abwerfen, allerdings nur so lange die Kurse steigen. Doch ein solcher Höhenflug kann ebenso schnell wieder vorbei sein. Folgt sodann die Talfahrt, könnte sich die eben noch lukrative Anlagepolitik „grausam rächen“.

    Bleibt demnach nur die Option, selbst mehr Geld für die Betriebsrenten zur Verfügung zu stellen. Aber werden das die Firmen tatsächlich tun oder wird es nicht vielmehr so sein, dass immer mehr Unternehmen von solchen „Goodies“ für ihre Mitarbeiter abrücken? Laut „Welt“ ist es denkbar, dass Firmen stattdessen künftig nur noch eine fixe Summe anlegen. Was aus dieser Summe wird und ob das Geld sich in dieser Zeit tatsächlich vermehrt oder gar vermindert, wäre dann nicht mehr länger Angelegenheit des Unternehmens, sondern das Risiko läge allein bei den Mitarbeitern – den Geisterjägern der EZB sei Dank.



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