Rohstoff Gold

Goldpreis außer Rand und Band - Chance oder Risiko?

Was ist bloß mit dem Goldpreis los? Statt wie gewohnt auf militärische Konflikte und Inflationsangst zu reagieren, scheint das gelbe Edelmetall in diesem Jahr außer Rand und Band. Mal geht es nach oben, dann wieder nach unten - von Regelmäßigkeiten keine Spur. Aber gerade darin liegt die große Chance.

Die Börse ist nichts für schwache Nerven. Umso schöner, wenn es zwischen all dem Auf und Ab der Aktienkurse einen verlässlichen Freund gibt: das gute alte Gold zum Beispiel. Der Verlauf der Goldpreiskurve galt bislang so vorhersehbar wie das Amen in der Kirche: Je unsicherer die Stimmung, desto mehr Anleger investieren in Gold und desto höher der Preis. Kriegerische Auseinandersetzungen gelten daher geradezu als Garant für einen Anstieg des Goldpreises. Oder besser „galten“. Denn trotz gleich mehrerer militärischer Konflikte will sich das Gold in diesem Jahr so gar nicht an die gewohnten Regeln halten. Stattdessen narre der Preis des gelben Metalls viele Ökonomen und Spekulanten auf ganzer Linie, konstatiert die „Welt“. Hedgefonds setzen inzwischen lieber auf Aktien von Goldunternehmen statt auf den Rohstoff selbst (wallstreet:online berichtete). Was ist bloß los mit unserem treuen Freund?

Bedeutung von Kriegen wird überschätzt

Die Bedeutung von Kriegen für die Goldpreisentwicklung werde weithin überschätzt, zitiert die "Welt" Ronald-Peter Stöferle, Ökonom bei der Vermögensverwaltung Incrementum in Liechtenstein und Herausgeber des alljährlichen „In Gold We Trust“-Reports. Militärische Auseinandersetzungen könnten demnach zwar kurzfristige Preisausschläge auslösen, nachhaltig sei das aber nicht. Na gut, werden sich die Goldkenner denken, bleibt ja noch die Sache mit der Inflationsangst. Je größer die Sorge um eine Entwertung des Papiergeldes, desto mehr flüchten sich Anleger in vermeintlich sichere Anlagen, getreu dem Motto: Goldbarren sind besser als wertloses Bargeld unterm Kopfkissen. Doch auch hier lässt uns der Goldpreis im Stich.

Von Inflation keine Spur - der Goldpreis steigt trotzdem

Selten waren die Inflationserwartungen in der Euro-Zone so niedrig wie heute. Seit Monaten versucht die Europäische Zentralbank verzweifelt die Inflation in die Höhe zu treiben, weil sie sich davon einen Schub für die Wirtschaft erhofft – vergeblich. Statt blühender Konjunktur droht die Euro-Zone immer mehr in eine wirtschaftliche Stagnation abzurutschen. Die Gefahr einer Deflation scheint größer als die einer Inflation. Übertragen auf die Logik des Goldpreises sollte das gelbe Edelmetall eigentlich billiger werden, immerhin müssen sich die Anleger streng genommen nicht um einen Wertverfall ihres Geldes sorgen. Aber Pustekuchen. Der so genannte Inflationsschutz habe „entgegen den Schwanengesängen vieler Analysten sogar zugelegt“, schreibt die „Welt“. Und tatsächlich: In Dollar gerechnet hat der Goldpreis gegenüber dem Jahresanfang um mehr als acht Prozent zugelegt, auf Euro-Basis sogar um elf Prozent.

Wie lässt sich diese Anomalie erklären? Gar nicht, denn genau genommen ist es gar keine echte Unregelmäßigkeit. Gold reagiere nämlich nicht auf die Höhe der Inflation, sondern auf die Tendenz, so Stöferles Erklärung. Und weil diese sowohl in den USA als auch in den Europa eher nach oben zeigen, reagiert der Goldpreis – wie gewohnt – ebenfalls nach oben.

Verwirrung nützt treuen Gold-Anlegern

Insofern machen die derzeitigen Preiskapriolen nur denjenigen einen Strich durch die Rechnung, die angesichts der politischen Wetterlage auf kurzfristige Gewinne gesetzt hatten. Doch leider haben politische Börsen bekanntlich kurze Beine. Und genau darin liegt die eigentliche Chance für Anleger. Statt sich wegen dem ungewöhnlichen Kursverlauf verrückt zu machen, sollten sich langfristige Goldanleger lieber getrost zurücklehnen. Denn für sie verspricht 2014 laut „Welt“ ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr zu werden – gerade weil sich aufgrund der Verwirrung kein Hype um das gelbe Edelmetall entwickeln konnte. Das gute alte Gold, es ist eben doch ein verlässlicher Freund.