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    EZB-Geldpolitik  3699  0 Kommentare Das erwartet Anleger heute beim EZB-Zinsentscheid

    Gespannt blicken an diesem Donnerstag alle nach Frankfurt am Main, wo Mario Draghi die neuen Maßnahmen der EZB im Kampf gegen die Deflation vorstellen wird. Dabei werden vor allem fünf Themen eine Rolle spielen. Welche?

    Selten war die Deflationsangst im Euro-Raum so groß wie heute, doch ausgerechnet jetzt scheinen die Superkräfte des EZB-Chefs nachzulassen. „Super-Mario“, einst als heldenhafter Euro-Retter gefeiert, hatte zuletzt kein gutes Händchen, denn egal welche Maßnahmen die EZB und er ins Rennen schickten, sie alle blieben weitgehend wirkungslos im Kampf gegen eine drohende Deflationsspirale. Umso gespannter blicken heute alle nach Frankfurt und fragen sich: Welche Pfeile hat die EZB überhaupt noch im Köcher?

    Das „Wall Street Journal Deutschland“ rät Anlegern, beim heutigen EZB-Zinsentscheid vor allem auf fünf Themen zu achten.

    1. Quantitative Easing

    Es ist DAS beherrschende Thema im Vorfeld des EZB-Treffens. Wird Mario Draghi die für viele „letzte“ Karte, nämlich den umfangreichen Ankauf von Wertpapieren, allen voran Staatsanleihen, spielen oder nicht? Die Mehrheit der Experten, darunter die der Deka, rechnen eher nicht damit, dass die EZB heute ein Quantitative Easing verkünden wird (wallstreet:online berichtete). Vielmehr gehen sie davon aus, dass Draghi erst einmal abwarten möchte, ob die anderen Maßnahmen nicht vielleicht doch noch Wirkung zeigen. Zumal im September ein neues umfangreiches Kreditprogramm für Banken anlaufen wird. Die Zeichen deuten also eher darauf hin, dass Draghi seinen höchst umstrittenen Joker auch dieses Mal vorerst noch im Ärmel belassen wird.

    2. Asset Backed Securities

    Statt Quantitative Easing im großen Stil könnte die EZB eher auf eine nicht ganz so umfangreiche Shoppingtour gehen. Vor allem Asset Backed Securities dürften auf der Einkaufsliste ganz oben stehen. Asset Backed Securities (Forderungsbesicherte Wertpapiere) wandeln bisher nicht liquide Vermögensgegenstände wie Kreditforderungen in festverzinsliche, handelbare Wertpapiere um. Umgangssprachlich werden sie auch als „faule Kredite“ bezeichnet, nämlich dann, wenn die Rückzahlung der Forderungen ungewiss ist. Die EZB überlegt schon länger, Banken diese riskanten Papiere abzukaufen. Beim Treffen der Notenbanker in Jackson Hole in der vergangenen Woche hatte Draghi erneut bekräftigt, die Vorbereitungen der EZB für den Kauf von Asset Backed Securities schritten zügig voran. Das „Wall Street Journal Deutschland“ spekuliert deshalb, ob der EZB-Chef heute diese Aussage noch übertreffen wird, indem er ankündigt, die EZB habe sich offiziell darauf geeinigt, die Käufe voranzutreiben. Doch bereits im Vorfeld musste die EZB Kritik für den Plan einstecken, den US-Vermögensverwalter Blackrock als Berater mit ins Boot zu holen (siehe: US-Vermögensverwalter Blackrock berät EZB beim Kauf von ABS-Papieren).

    3. Andere Wertpapiere

    Trotz der Popularität der Asset Backed Securities hätte ein solches Ankaufprogramm alleine wohl keine große Wirkung. Denn der europäische Markt für diese riskanten Papiere ist verhältnismäßig klein. Insofern bleibt die Frage, ob die EZB nicht auch den Ankauf anderer Wertpapiere in Betracht ziehen könnte. Laut „Wall Street Journal Deutschland“ kämen dafür beispielsweise hypothekenbesicherte Papiere oder Unternehmensanleihen in Frage.

    4. Leitzins

    Der Fokus dürfte beim heutigen EZB-Treffen klar auf den möglichen Ankaufprogrammen liegen und weniger auf den Zinsen. Das ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass sämtliche Instrumente diesbezüglich bereits ausgeschöpft sind. Seit Monaten liegt der Leitzins auf einem historischen Rekordtief von 0,15 Prozent und auch das Tabu der Negativzinsen ist längst gebrochen. Im Juni führte die EZB erstmals einen Strafzins für Bankeneinlagen ein – ein absolutes Novum. Doch auch das vermochte die Kreditvergabe nicht entscheidend anzukurbeln. Welche Maßnahmen bleiben Draghi damit noch? Wohl nicht mehr viele. Das musste der EZB-Chef bereits selbst einsehen, als er im Juni sagte, die EZB habe „praktisch die Zinsuntergrenze erreicht“.

    5. Euro-Währungskurs

    Nicht wenige haben längst einen Schuldigen an der europäischen Wirtschaftsmisere gefunden. Der „deutsche Euro“ habe Europa zerstört, sagen sie und meinen damit den starken Euro, der europäische Produkte im internationalen Wettbewerb teurer macht. Aufgrund dessen fordern immer mehr Politiker die EZB auf, die Gemeinschaftswährung wenn nötig gezielt abzuwerten (wallstreet:online berichtete). Schon alleine wegen dieser Konstellation steigt die Spannung, ob und wenn ja, wie sich Mario Draghi heute zu diesen Forderungen positionieren wird. Noch viel spannender wird die Angelegenheit aber durch den EZB-Chef selbst. Anders als seine Vorgänger, die sich grundsätzlich nicht zu Wechselkursen geäußert haben, sorgte Draghi in den letzten Wochen immer wieder mit Äußerungen zum Euro für Aufsehen. Wir dürfen also gespannt sein, ob er auch beim heutigen Zinsentscheid mit diesem Tabu weiter brechen wird.




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