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    MiFID-Expertin  4757  0 Kommentare „Unmut der Branche ist verständlich“

    Im Gespräch mit FundResearch erläutert Unternehmensberaterin Marion Willems die Auswirkungen des Konsultationspapiers und geht auf die Provisionsproblematik ein.

    FundResearch: Seit Juni liegt das Konsultationspapier zu MiFID II vor. Hilft es Ihrer Meinung der Finanzbranche dabei, die genauen Auswirkungen durch die Richtlinie absehen zu können?

    Marion Willems: Es ist noch alles im Fluss. Zur Erläuterung: Es gibt auf Level 1  bisher die MiFID II- und MiFIR-Richtlinie, insgesamt rund 550 Seiten. Auf Level 2 gibt es von der ESMA ein umfangreiches Konsultationspapier und ein Diskussionspapier, nochmal ungefähr 400 Seiten,  die beide noch nicht endgültig sind. Leider ist es so, dass teilweise die bisherigen Regelungen zu den unterschiedlichen Themen wie zum Beispiel Inducements oder Taping auf den unterschiedlichen Levels nicht einheitlich geregelt sind bzw. diese widersprüchlich sind. Insofern sind noch viele Fragen ungeklärt oder die Antworten sind zu unspezifisch, die Formulierungen bleiben vage und bilden nicht immer die gelebte Praxis ab. Auch das Konsultationspapier hat noch keinen endgültigen Charakter; darauf weise ich ausdrücklich hin, auch im Hinblick auf Ihre weiteren Fragen. Bis auf MiFIR ist noch nichts in Stein gemeißelt. Das Diskussionspapier liefert beispielsweise Antworten auf typische Schlagworte der MiFID II-Richtlinie (Level 1), die noch bis 2017 in nationales Recht  umgesetzt werden müssen. Man muss bedenken, dass an dem ganzen Entscheidungsprozess 28 Länder beteiligt sind, die alle versuchen, ihre Interessen durchzusetzen. Mit weiteren Details wird erst in 2015/2016 gerechnet.

    FundResearch: Aber die eine oder andere Auswirkung muss doch schon jetzt ersichtlich sein. 

    Marion Willems: Derzeit lassen sich die Auswirkungen grob wie folgt zusammenfassen: Erstens wird es verstärkte Anforderungen an die Marktstrukturen geben, das heißt neben den bisher gültigen Marktformen der geregelten Märkte (regulates markets, RM) und der multilateralen Handelssysteme, wird es demnächst die sogenannten „organized trading facilities“ (OTF) als Handelsplätze geben, die weder RM noch MTF sind. Das sind z.B. die von Wertpapierfirmen genutzten Broker Crossing Networks. Auch der algorithmische Handel (Hochfrequenzhandel) soll künftig stärker reguliert werden.

    Zweitens wird künftig der Anlegerschutz noch mehr im Vordergrund stehen. Ich denke da vor allem an die Stichworte unabhängige provisionsfreie Beratung und Schaffung von Zielanlegergruppen für Finanzinstrumente sowie die entsprechende Steuerung des Vertriebs. Außerdem erwarte ich erhebliche Auswirkungen durch die neuen Aufzeichnungspflichten- Telefonaufzeichnung bei allen Transaktionen und Nachweise für die Qualitätsverbesserung bei Zuwendungen.

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    Patrick Daum
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    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
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