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    Börsen-Crash  9390  3 Kommentare Darum verschärfen Leerverkäufe die Börsenpanik!

    Anleger schürten die damalige Eurokrise, weil sie auf fallende Kurse spekulierten. Jetzt sollen sie wiederum eine Krise anheizen, allerdings weil sie dieses Mal nicht spekulieren. Wie passt das zusammen?

    Es noch gar nicht so lange her, da wurden Spekulanten für die Eurokrise verantwortlich gemacht. Damals setzten immer mehr Anleger, allen voran Hedgefonds, auf einen fallenden Eurokurs. Die Spekulanten wollten Kapital aus der Krise schlagen und hätten damit den Absturz des Euro beschleunigt, lautete der Vorwurf vieler Politiker.

    Das war damals. Heute scheint die Eurokrise mit voller Wucht zurückgekehrt, die europäischen Aktienkurse befinden sich im Sinkflug und auch die anderen Märkte senden bedrohliche Warnsignale (Lesen Sie hierzu: Erdrutsch an den Börsen - Segel auf Sturm gesetzt oder Übertreibung?). Die Angst vor einer neuen Euro- oder gar Weltwirtschaftskrise ist groß.

    Auch dieses Mal gibt es wieder eine Reihe von Schuldigen und wieder sollen es u.a. die Spekulanten sein, die die Krise befeuern. Allerdings wirkt die Erklärung, wieso das so sein soll, paradox: Damals sollen Spekulanten die Krise geschürt haben, weil sie auf fallende Kurse setzten. Heute sollen sie die Krise verstärken, weil sie es nicht tun. „Short-Flaute heizt die Panik an der Börse an“, titelt dementsprechend das „Wall Street Journal“. Aber wie passt das zusammen?

    Von Leerverkäufe bis Optionsscheine

    Wenn von einer Short-Position die Rede ist, so versteht man darunter eine offene Position, die durch einen Leerverkauf von Aktien, Anleihen, etc. entstanden ist. Angenommen ein Anleger rechnet damit, dass der Kurs einer Aktie in nächster Zeit fallen wird und will daraus Kapital schlagen. Dann kann er einen so genannten Leerverkauf eingehen, d.h. er leiht sich die Wertpapiere und verkauft diese weiter. Sinkt der Kurs der Aktie, wie vom Anleger erwartet, kauft er sie zu einem niedrigeren Preis zurück als er sie zuvor verkauft hat. Die Differenz zwischen dem ursprünglichen Verkaufspreis und dem späteren Kaufpreis kann er als Gewinn einstecken (und der eigentliche Besitzer bekommt als Dankeschön noch eine Entschädigung fürs Ausleihen - die Leihgebühr).

    Das ist eine Möglichkeit, um mit fallenden Kursen Gewinn zu machen. Eine andere ist es, sich eine Put-Option zu sichern. Bei diesem Szenario kauft der Anleger in Erwartung eines sinkenden Kurses einen Put-Optionsschein, der ihm garantiert, dass er die Aktie später zu einem bestimmten (höheren) Preis verkaufen kann als dem aktuellen (niedrigeren) Marktwert.

    Spekulieren vs. Absichern

    „Spekulieren“ nennen das die einen, „absichern“ nennen es die anderen. Je nachdem für welches Verb man sich entscheidet, kommt man zu unterschiedlichen Bewertungen hinsichtlich der damaligen und der aktuellen Eurokrise. Damals ging es um die erste Kategorie, nämlich jene Spekulanten, die mutwillig auf fallende Kurse gewettet und damit kräftig Kasse gemacht haben. Heute geht es dagegen um die zweite Kategorie. Nämlich darum, dass immer weniger Anleger Short-Positionen eingegangen sind. Die Tatsache, dass viele Anleger auf eine Absicherung verzichtet hätten, verschärfe jetzt die Probleme am Markt, schreibt das „Wall Street Journal“.

    Fakt ist: In Zeiten von Jubelstimmung und Dauerhöhenflüge ließ sich mit fallenden Kursen nur schwer Kasse machen. Die altbewährte Hedgefonds-Taktik, mittels Short-Positionen auf fallende Kurse Gewinn zu erzielen, ging zuletzt nur selten auf. Also ließen die Anleger die Finger davon und verzichteten auf entsprechende Wetten.

    Schadensfall ist eingetreten – Es droht der Ausverkauf

    Gerade weil es so gut lief, wurde es für Anleger darüber hinaus immer unattraktiver, ihre Wertpapiere mit Put-Optionen abzusichern. Logisch, wieso Geld für eine Versicherung ausgeben, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass der Schadensfall auch wirklich eintritt, so verschwindend gering ist.

    Aber nun ist das Unmögliche eben doch möglich geworden. Der Schadensfall ist eingetreten, die Aktienkurse sinken – und die Anleger stehen ohne Versicherungsschutz da, bzw. wer sich jetzt noch versichern möchte, der muss dafür kräftig in die Tasche greifen.

    Diese fehlende Absicherung verschärft die aktuellen Probleme am Markt insofern, als laut „Wall Street Journal“ der Impuls, sinkende Aktien zu verkaufen, größer sei als wenn sich die Anleger durch Leerverkäufe, Optionen oder andere Strategien gegen fallende Kurse abgesichert hätten. In der Folge werden aus Angst vor noch größeren Verlusten immer mehr Aktien verkauft, die Kurse rutschen immer weiter in den Keller und es kommt zu einem regelrechten Ausverkauf.

    Natürlich lässt sich die Schuld nicht allein der Short-Flaute in die Schuhe schieben. Die weltweiten Wachstumssorgen, die sinkenden Inflationserwartungen – all das würde die Märkte auch ohne Zutun irgendwelcher Spekulanten belasten. Aber wie das „Wall Street Journal“ richtig feststellt: Dass all das zu einer Zeit passiert, in der viele Anleger ohne Sicherheitsnetz operiert haben, mache es noch schlimmer.




    wallstreetONLINE Redaktion
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