Währungsreserven, Goldpreis und Co.

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    Fünf Dinge, die Sie über das Schweizer Gold-Referendum wissen sollten

    Am Sonntag ist es soweit. Dann stimmen die Schweizer über die „goldene“ Zukunft ihrer Notenbank ab. Muss die SNB künftig wirklich 20 Prozent ihrer Aktiva in Gold halten? Welche Folgen hätte das für ihre Geldpolitik und wie würde der Goldpreis reagieren? wallstreet:online beantwortet die fünf wichtigsten Fragen rund um das Goldreferendum.

    Am Sonntag stimmen die Schweizer über das Goldreferendum ab. Dabei geht es um die Frage, wie hoch der Anteil der Währungsreserven sein soll, den die Schweizerische Notenbank (SNB) künftig in Gold halten muss. Die Gold-Initiative der populistischen Schweizerischen Volkspartei fordert drei Dinge: Erstens soll die SNB mindestens 20 Prozent ihrer Aktiva in Gold halten. Zweitens darf die SNB ihr Gold nicht verkaufen. Drittens sollen alle Goldreserven der Schweiz in der Schweiz gelagert werden. Dies hätte nicht nur Folgen für den Goldpreis, sondern vor allem für den Handlungsspielraum der Notenbanker (siehe: Gold-Referendum – Handlungsspielraum der Schweizer Notenbank in Gefahr). Hier die fünf drängendsten Fragen:

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    Wie bewerten Experten die Forderungen?

    Der Präsident der SNB, Thomas Jordan, kritisierte in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ die Verknüpfung von Mindestanteil und Verkaufsverbot des Edelmetalls. Demzufolge müsste die SNB parallel zu jeder geldpolitischen Maßnahme, etwa Euro-Stützkäufe, die gleiche Menge an Gold dazukaufen, um das Verhältnis zu wahren. Umgekehrt dürfte sie das Gold danach allerdings nicht mehr verkaufen. Laut Jordan würde dies dazu führen, dass der Goldanteil stetig stiege und die Bilanz irgendwann fast nur noch aus Gold bestünde. Das sei ein „fundamentaler Denkfehler“ und hätte „sehr negative Auswirkungen auf die SNB“, da es sich bei ihrer Bilanz um eine dynamische, keine statische Bilanz handle (Lesen Sie hierzu: Schweizer Notenbank-Chef warnt vor Folgen des Gold-Referendums).

    Ähnlich sehen es die Analysten der DekaBank. Wie wallstreet:online berichtete, halten auch sie die Verknüpfung von Mindestanteil und Verkaufsverbot für das größte Problem und nennen es einen „groben Denkfehler“. Die Geldpolitik würde dadurch unflexibel und kostspielig. Vor allem aber wäre ihre Wirksamkeit beeinträchtigt. Denn in der modernen Geldpolitik sei Gold kein Garant für Preisstabilität, so die Kritik.

    Wie stehen die Chancen?

    Zunächst schien ein positives Gold-Referendum durchaus möglich, erste Umfragen sahen die Befürworter der Initiative sogar leicht vorne, berichtete wallstreet:online. Mittlerweile hat sich der Wind gedreht, jetzt sind die Gegner der Initiative in der Mehrzahl. Eine Mehrheit haben sie aber nicht. Somit ist der Ausgang des Goldreferendums weiter offen und dürfte den Notenbankern bis zum Sonntag noch so manche schlaflose Nacht bereiten.

    Was kostet die Umsetzung?

    Aktuell verfügt die SNB nach Aussage ihres Präsidenten über eine Bilanzsumme in Höhe von 520 Milliarden Franken, 35 bis 37 Milliarden (etwa 1040 Tonnen) davon werden in Gold gehalten. Das entspricht einem Anteil von etwa 7,1 Prozent. Sollten die Schweizer am Sonntag mehrheitlich mit Ja stimmen, müsste die Schweizerische Notenbank in den kommenden fünf Jahren insgesamt  1.500 Tonnen Gold dazukaufen, um auf den geforderten Mindestanteil von 20 Prozent zu kommen. Das ist eine beträchtliche Menge, vor allem wenn man bedenkt, dass die SNB theoretisch für die nächsten fünf Jahre jeweils 10 Prozent der weltweiten jährlichen Gold-Produktion überhaupt kaufen müsste. Jordan rechnet mit 70 Milliarden Franken, welche die SNB dafür in die Hand nehmen müsste. Hinzu kämen außerdem noch die Kosten für den Rücktransport der Goldbestände in die Schweiz.

    Was passiert mit dem Goldpreis?

    Die Marktwirkung eines Ja-Votums wäre „ziemlich spektakulär“, urteilt Beat Siegenthaler, Stratege der UBS, im „Wall Street Journal Deutschland“. Seiner Meinung nach werde der Goldpreis bei einem positiven Ausgang höchstwahrscheinlich durch die Decke gehen.

    Ähnlich sehen das die Analysten der Liechtensteiner VP Bank: „Ein Ja am 30. November hätte wohl einen deutlichen Preisanstieg zur Folge“, zitiert die „WirtschaftsWoche“ einen Bericht der VP-Analysten. Und zwar, weil die Zentralbanken in den vergangenen Jahren massiv reduziert hätten und die SNB somit gezwungen sei, sich am Markt einzudecken.

    Dem widersprechen die Experten der Deutschen Bank. Ihrer Meinung nach würden die Zukäufe der SNB den Goldpreis nur wenig beeinflussen, da sie erstens über fünf Jahre gestreckt wären und die SNB außerdem abseits des Marktes das Gold zum Großteil bei anderen Zentralbanken kaufen könnte. Ein positives Votum hätte daher allenfalls kurzfristige Preiseffekte.

    Hat das Referendum Signalwirkung für Deutschland?

    Insbesondere die Forderung der Gold-Initiative, sämtliche Goldbestände zurück in die Schweiz zu holen, sorgt für Aufsehen. In Deutschland wird diskutiert, ob ein ähnliches Szenario auch hierzulande denkbar wäre. Immerhin wuchs zuletzt der Druck auf die Bundesbank, zumindest einen Teil ihres Goldes nach Deutschland zurückzuholen. Aus diesem Grund befürchten Deutsche Notenbanker nun, dass die Deutschen dem Schweizer Beispiel folgen und sich ebenfalls für die Lagerung aller Goldbestände im eigenen Land aussprechen könnten (Siehe: "Gold zurück in die Heimat" - auch in Deutschland denkbar?). Die Finanzcommunity von wallstreet:online hat dazu eine eindeutige Meinung: Bei einer Umfrage mit 2698 Teilnehmern (Stand: 27.11.2014) sprechen sich 82,91 Prozent dafür aus, das Gold der Bundesbank in Deutschland zu lagern. Lediglich 8,9 Prozent meinen, das Gold sollte an den Goldhandelsplätzen zur Verfügung stehen.




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