Deutsche Bank und Co. – Gelddrucken als Kurstreiber?
Während in der US-Wirtschaftspolitik alles rund läuft, bleibt die Entwicklung in Europa weiter holprig. Gute Ratschläge sind dann meist nicht weit, wie der kürzlich von der IWF-Chefin Lagarde formulierte. Doch auch ohne gut gemeinte Ratschläge dürfte die EZB ihre Geldpolitik künftig noch expansiver ausrichten. Kann Europa den Erfolg der USA kopieren oder rückt vielmehr die Japanisierung, also ein trotz expansiver Geldpolitik nur moderates Wirtschaftswachstum, immer näher? – Teil 2 unserer Europa-Analyse.
IWF setzt auf noch mehr Schulden und noch mehr Gelddrucken
Lagarde fordert, dass die EZB und die Regierungen ihre Anstrengungen intensivieren sollen, um ein Abrutschen in die Deflation zu verhindern. So soll die EZB, die die Sparer in Europa mit Nullzinsen „beglückt“, noch mehr Gas geben. „Wir hoffen, dass mehr getan wird“, sagte Lagarde. Zudem sollte die Fiskalpolitik die Maßnahmen der EZB unterstützen – sprich die Länder sollen mehr Schulden machen, allen voran Deutschland. Deutschland solle mehr Geld in Infrastrukturprojekte stecken und so die Wirtschaft in der gesamten Euro-Zone ankurbeln. Der IWF empfiehlt der Euro-Zone also dem Beispiel Japans zu folgen, obwohl das rasante Schuldenmachen und das Gelddrucken der Notenbank für keine nachhaltige Konjunkturerholung gesorgt haben. Aber kann dies Deutsche Bank, BASF und Co. helfen, sprich geht die Gleichung frisches Geld gleich steigende in Europa Kurse auf?
Japan – die vierte Rezession
Immerhin steckt Japan derzeit in der vierten Rezession seit dem Jahr 2008. Weil die Neuverschuldung unter dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe stark gestiegen ist, sollen die Staatsschulden in diesem Jahr auf mehr als 240 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nach oben schießen. Das ist der mit weitem Abstand schlechteste Wert weltweit. Zu Beginn der Krise im Jahr 1990 waren es noch 70 Prozent.
Finanziert wird die ganze Schuldensause inzwischen vollständig durch die Notenpresse. Die Notenbank kauft derzeit für acht bis 12 Billionen Yen (68 bis 102 Mrd. Dollar) monatlich Staatsanleihen auf und damit sämtliche Anleihen von 10 Billionen Yen, die das Finanzministerium monatlich emittiert. Entsprechend ist die Bilanzsumme der Notenbank allein seit Anfang 2008 von 100 Billionen Yen auf 286,8 Billionen Yen (2,4 Billionen Dollar) explodiert. Tendenz: stark steigend.
Japanisierung Europas rückt näher
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Ebenso wenig wie Japan seine Probleme durch massives Schulden machen und Gelddrucken „lösen“ kann, kann das die Euro-Zone mit diesen Rezepten. Nachdem es nach der Einführung des Euro Anfang 1999 bis zum Beginn der Schuldenkrise im Jahr 2008 eine heftige Kreditsause bei privaten Haushalten und Unternehmen in Ländern wie Spanien und Frankreich gegeben hat, wodurch die Wirtschaft künstlich stark angeheizt worden war, bauen nun die privaten Haushalte in Spanien angesichts der hohen Arbeitslosigkeit ihre Schulden allmählich ab.
Das bremst die Wirtschaft. Selbst mit noch aggressiveren Maßnahmen dürfte es EZB-Chef Mario Draghi daher kaum gelingen, die Wirtschaft der Euro-Zone anzukurbeln. Vielmehr dürfte die Japanisierung der Euro-Zone weiter voranschreiten. Das bedeutet gleichzeitig, dass der Aktienmarkt in Europa stärker von einer solchen Geldpolitik profitieren dürfte als die Wirtschaft.