Euro-Krise - Debatte von US-Ökonomen
"Fehlerhaftes Projekt Eurozone" - Eurobonds, Fiskalunion, Staatsanleihen, Bargeld-Abschaffung
Die American Economic Association (AEA) zählt wohl zu den bedeutendsten Vereinigungen auf dem großen Feld der Wirtschaftswissenschaften. Gegründet im Jahr 1881 ist die Jahrestagung der AEA das größte Treffen von Ökonomen weltweit. Am Wochenende war es wieder so weit. In Boston kamen führende Ökonomen zusammen. Ein Thema, natürlich, der Euro.
Zunächst ein kurzer Überblick. Die Lage um die Euro-Zone ist mehr schlecht als recht. Die Inflation stagniert ebenso wie die Volkswirtschaften der meisten Euroländer. Dazu kommt die aktuelle Debatte um einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Währungszone (siehe: Neuwahlen in Griechenland: Alexis Tsipras fordert "Bruch mit der Barbarei"). Weltweit blicken die Finanzmärkte deswegen gebannt nach Europa. Gleichzeitig ist der Euro gegenüber dem US-Dollar jüngst auf den tiefsten Stand seit 2006 gefallen.
Händeringend wird nach einer Lösung gesucht, nach dem einen Trick, um die Krise ein für allemal hinter sich zu bringen. Konnte eine solche Zauberformel womöglich in Boston gefunden werden? Die Antwort: Eher nicht. Zumal Zweifel, eine solche Formel könne gar nicht existent sein, mehr als berechtigt sind. Dementsprechend waren die Meinungen der Ökonomen auch unterschiedlich. Der Wirtschaftshistoriker Barry Eichengreen von der Universität Berkeley in San Francisco, Kalifornien, beispielsweise forderte einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ zufolge, die Euroländer sollten sich auf eine nachfrageorientierte Politik konzentrieren und die Angebotsseite eher in Ruhe lassen.
Der Professor Ken Rogoff aus Harvard hingegen forderte „strukturelle Reformen“, berichtet die Zeitung. Er appellierte, die Eurozone müsse sich endlich zu einer Fiskalunion zusammenschließen. Gleichzeitig solle die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen noch weiter ins Negative drücken – und am besten das Bargeld gleich ganz abschaffen. Dann könne schließlich niemand mehr den Negativzinsen entkommen und ein jeder werde angehalten, sein Geld schnellstmöglich auszugeben.
Martin Feldstein, ebenfalls Harvard-Ökonom, kritisierte, die Eurozone sei „von Beginn an ein fehlerhaftes Projekt gewesen“, heißt es in dem Bericht. Da ein Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen, wie es bereits die US-Notenbank Federal Reserve umgesetzt hat, in Europa kaum wirken könne, empfahl Feldstein, „auf der Angebotsseite statt auf der Nachfrageseite anzusetzen“, schreibt die „Wirtschaftswoche“. Ein wichtiges Element sei dabei eine investitionsfreundlichere Steuerpolitik, heißt es.
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Konkret wurde Jeffrey Frankel – ebenfalls Professor und ebenfalls aus Harvard. Er präsentierte dem Bericht zufolge einen drei-Punkte-Plan. Dieser enthalte die „Einführung von Eurobonds“, eine unabhängige Instanz zur Erstellung von Wirtschaftsprognosen sowie den Tipp, die EZB soll „amerikanische statt europäische Staatsanleihen“ kaufen.