Endspiel für Zentralbanken
„Unabhängige Zentralbanken gibt es nirgendwo“
„Ich verstehe absolut die Gründe für die Aufhebung des Euro-Mindestkurses für den Schweizer Franken. Aber wie die meisten Marktteilnehmer, bin ich enttäuscht über die Art und Weise, wie die Schweizerische Nationalbank diese Maßnahme kommuniziert hat“, sagt Steen Jakobsen, Chefvolkswirt bei der Saxo Bank. Die größere Frage sei jedoch: Warum trauen die meisten Leute den Zentralbanken überhaupt noch?
„Die wichtigsten Zentralbanken behaupten unabhängig zu sein, aber sie sind alle letztendlich unter der Kontrolle der Politik“, sagt Jakobsen. So seien in den vergangenen acht Jahren der Eurokrise alle einzelnen Kriterien des EU-Vertrags verletzt worden, nur um die „Show“ am Laufen zu halten. „Daher kann es nur eine Schlussfolgerung geben: Unabhängige Zentralbanken gibt es nirgendwo. Zwar gibt es einige, die es vorgeben zu sein. Aber keine, die in einem politischen Vakuum operieren“, sagt Jakobsen.
Jakobsen wäre nicht überrascht, wenn die Schweizer Regierung die Nationalbank in der vergangenen Woche bei dieser Maßnahme überstimmt hätte. „Die interessante Frage für diese Woche lautet: Wird die deutsche Bundesregierung die Bundesbank bezüglich eines Quantitative Easing-Programms überstimmen, um das Gesicht der Eurozone zu wahren?“ Für Jakobsen ist es wahrscheinlich.
Viele Zentralbanken würden die SNB für ihre Entscheidung beneiden, da sie zumindest versucht hätten, eine gewisse Kontrolle über ihr Schicksal wieder zu erlangen. „Es bleibt jedoch dabei: Als Gruppe haben die Zentralbanken ihre Glaubwürdigkeit verloren. Wenn die EZB in dieser Woche ein QE-Programm startet, wird es der Anfang vom Ende der Zentralbanken sein“, sagt Jakobsen abschließend.