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    FRweekly-briefing  2133  1 Kommentar „Die Mutter aller Blasen“

    Immer zu Wochenbeginn informiert FundResearch über aktuelle Markteinschätzungen und -ausblicke.

    Es war wirklich knapp. Der deutsche Aktienindex DAX kratzte in der vergangenen Woche immer wieder an der Marke von 11.000 Punkten. Knacken konnte er sie nicht. Daher gibt es von der Aktienseite nichts wirklich Neues. Eine gute Gelegenheit, mal in Richtung Rentenmarkt zu blicken. 

    Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank, hat das getan – auch mit Blick auf die ultralockere Geldpolitik der EZB. „Frühere Anlageblasen am Immobilien- oder Neuen Markt waren nur Bläschen im Vergleich zur heutigen Mutter aller Blasen“, warnt Halver. „Ich spreche von der Anleiheblase.“  Seit 1981 werde der Ballon der Staatsanleihen aufgeblasen, die Renditen hätten seit 34 Jahren keinen Sinkflug mehr erlebt. „Als verantwortliche Luftpumpe betätigen sich neben der US-Notenbank die Bank of Japan und mittlerweile auch die EZB“, so der Experte. Durch ultraniedrige Zinsen würden Geschäftsbanken animiert, Zentralbankgeld zinsgünstig aufzunehmen und in länger laufende Staatsanleihen anzulegen. Die Politik der EZB habe einen renditedrückenden Effekt, der es den Eurostaaten erlaube, kreditgünstige staatliche Konjunkturpakete aufzulegen. „Denn alternativ ist eine konsequente Reformpolitik, über die sich langfristig selbsttragende Wirtschaftskräfte entfalten können, nicht in Sicht“, meint Halver. „Mario Draghi ist – um etwas zu seiner Ehrenrettung beizutragen – der gezwungene Erfüllungsgehilfe stinkend reformfauler EU-Politiker.“

    „Planwirtschaft am Rentenmarkt“

    Durch die geldpolitische Renditedrückung bleibe das Zinstief auf die Schulden begrenzt. „Von 2002 bis 2016 wird sich die Staatsverschuldung in der Eurozone zwar knapp verdoppeln, jedoch der Anteil der Zinszahlungen an den Staatsausgaben bei unterstellter Beibehaltung des aktuell günstigen Zinsniveaus von sechs auf 0,5 Prozent verringert haben“, rechnet Halver. „Und jetzt kommt das Sahnehäubchen: So lässt sich das Maastricht-Stabilitätskriterium, wonach die jährliche Neuverschuldung unter drei Prozent der Wirtschaftsleistung bleiben soll, erfüllen.“

    Der geplante milliardenschwere Ankauf von Staatsanleihen ist für Halver nichts anderes als „verdeckte Staatsfinanzierung“. Mit dieser Sintflut an Liquidität schlage die Zentralbank aber zwei Fliegen mit einer Klatsche: „Erstens wird damit eine schuldentrunkene finanz- und reformfeindliche Wirtschaftspolitik der Euro-Länder nicht mehr wie früher durch Risikoaufschläge an den nationalen Staatsanleihemärkten bestraft“, so der Baader Banker. „Ebenso wird damit ein Überschwappen der griechischen Schuldenkrise aus andere Euro-Schuldnerländer verhindert.“ Selbst ein „Grexit“, den Halver für unwahrscheinlich hält, würde keine Euro-Staatsschuldenkrise 2.0 auslösen. Das Fazit von Halver ist vernichtend: „Durch die EZB wurde am Rentenmarkt die Marktwirtschaft abgeschafft und die Planwirtschaft eingeführt.“

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    Patrick Daum
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    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
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    Verfasst von 2Patrick Daum
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