Hüfners Wochenkommentar
"Die Verstaatlichung der Kapitalmärkte"
Eigentlich hätte sich die Verschuldung in der Welt nach der großen Finanzkrise 2008 zurückbilden müssen. Nach den vorherigen Übertreibungen, so die Theorie, würden sich die Schuldner wieder auf
vernünftiges Wirtschaften besinnen. Sie würden die zu hohen Verbindlichkeiten abbauen. Das dauert nach den historischen Erfahrungen vier bis fünf Jahre. Dann sind die Verhältnisse wieder
zurecht gerückt. Die Krise ist überwunden.
Nach der letzten Krise kam es jedoch anders. Die Unternehmensberatungsgesellschaft McKinsey hat dazu dieser Tage eine interessante Studie vorgestellt. Danach ist die Verschuldung in den letzten
Jahren nicht zurückgegangen. Sie ist im Gegenteil angestiegen, sogar schneller als die Weltwirtschaft. Der Anteil der Schulden an der Wirtschaftsleistung in der Welt ist von 269 Prozent im Jahr
2007 auf 286 Prozent 2014 gestiegen.
Aber nicht nur das. Die Struktur der Verschuldung hat sich auch noch verschlechtert. Die Verbindlichkeiten der Privaten gingen – relativ – zurück, die der Staaten nahmen zu.
Am besten verhielten sich die privaten Haushalte. Sie haben ihre Verschuldung in einer Reihe von Staaten deutlich verringert. Am stärksten war das in den USA der Fall.
Die Verschuldung der Unternehmen hat maßvoll zugenommen. Eigentlich hätte man sich hier etwas mehr gewünscht. Denn der Gegenposten zu den Verbindlichkeiten sind die Investitionen. Sie waren zu
schwach.
Überraschend war, dass die Verschuldung des Finanzsektors zurückgegangen ist. In der Öffentlichkeit hatte man zuletzt immer mehr den Eindruck, als seien die Banken nach wie vor die bösen Buben
der Weltwirtschaft. Ihre Position ist auch nach wie vor nicht gefestigt. Wo sich die Situation aber verbessert hat, war bei den Investmentvehikeln. Hier waren die problematischen
Immobilienkredite an amerikanische Hausbesitzer verbrieft. Sie wurden abgewickelt. Daher der Rückgang der Schulden.
Bei den öffentlichen Finanzen hat sich die Situation dagegen deutlich verschlechtert. Der Staat avancierte in den letzten Jahren erstmals weltweit zum größten Schuldner auf den Kapitalmärkten.
Er lag noch vor dem Unternehmenssektor, der eigentlich der wichtigste Schuldner sein sollte. Die Staatschulden machen global jetzt 83 Prozent der Wirtschaftsleistung aus.