checkAd

    Griechenland-Rettung  9350  1 Kommentar Hans-Werner Sinn: "Kapitalverkehrskontrollen statt Euro-Druckerpresse!"

    Griechenland kann sich über weitere Finanzhilfen aus der Euro-Zone freuen. Doch darum geht es den Griechen gar nicht. Viel wichtiger als „die paar Groschen“ ist nämlich die damit einhergehende „Drucklizenz“, behauptet ifo-Präsident Hans-Werner Sinn und fordert: Kapitalverkehrskontrollen statt Euro-Druckerpresse!

    Griechenland ist gerettet – mal wieder. In der vergangenen Woche stimmte der Bundestag mehrheitlich für eine Verlängerung des aktuellen Hilfsprogramms um vier Monate (wallstreet:online berichtete). Griechenland kann sich damit über weitere finanzielle Unterstützung aus der Euro-Zone freuen. Doch darum geht es den Griechen gar nicht. Das zumindest behauptet ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Seiner Meinung nach führt Griechenland etwas ganz anderes im Schilde, nämlich die Aussicht, weiterhin Geld drucken zu dürfen: „Die Drucklizenz ist wesentlich mehr wert, als die paar Groschen, die Finanzminister Schäuble bewilligte.“

    In seiner Kolumne für die „WirtschaftsWoche“ kritisiert Sinn, dass Griechenland wie schon in den Jahren 2009 bis 2011 zum Großteil mit der Druckerpresse gerettet werde. Die griechische Druckerpresse laufe „schon wieder heiß“ und das mit freundlicher Genehmigung der Europäischen Zentralbank (EZB).

    Ausgangspunkt: Kapitalflucht und marodes Bankensystem

    Um Sinns Argumentation folgen zu können, sind zwei Entwicklungen wichtig. Die erste: Im Zuge der Neuwahlen setzte in Griechenland eine regelrechte Kapitalflucht ein. Heißt, immer mehr Geld wurde aus Griechenland ins Ausland geschafft (siehe hier). Laut Sinn sollen es in letzter Zeit mindestens etwa eine Milliarde Euro pro Tag sein, das höre man hinter versteckter Hand.

    Diese Kapitalflucht bringt die Banken an den Rand des Abgrunds. So sehr, dass die griechische Zentralbank gezwungen ist, das Bankensystem mit Krediten zu stützen. Doch ausgerechnet hier kommt die zweite Entwicklung ins Spiel: Um den Druck auf Griechenland zu erhöhen, entschloss sich die EZB Anfang Februar, griechische Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheit für Kredite anzuerkennen (wallstreet:online berichtete). Um den griechischen Banken aber nicht ganz den Geldhahn zuzudrehen und einen Zusammenbruch des Bankensystems zu verhindern, verlängerte sie stattdessen das Notkreditprogramm (ELA).

    Griechenland will ELA-Verlängerung und Drucklizenz

    Und genau dieses ELA-Programm ist Sinn zufolge das wahre Motiv der griechischen Regierung, sich letztlich doch noch mit der Euro-Gruppe zu einigen und dadurch eine Verlängerung des Hilfsprogramms zu erreichen. Denn ohne Verlängerung der Finanzhilfen gibt es auch keine Verlängerung der Banken-Notkredite.

    Indem Griechenland also letztlich einlenkte, hält es in erster Linie sein Bankensystem am Leben. Ebenso wie die Aussicht, weiterhin Euro drucken zu können. Dies erkläre auch, warum sich Griechenland so fest an den Euro klammere, obwohl es eigentlich austreten und abwerten müsse, um wieder wettbewerbsfähig zu werden und neue Arbeitsplätze für die Bevölkerung zu schaffen, so Sinn. „Das Schöne am Euro ist, dass man sich Geld drucken darf, das anderswo als gesetzliches Zahlungsmittel akzeptiert wird.“ Darüber hinaus liefere diese „Drucklizenz“ den Griechen ein Drohpotenzial gegenüber der Euro-Zone, um weitere Finanzhilfen zu erreichen.

    "Kapitalverkehrskontrollen statt Druckerpresse"

    Für Sinn ist deshalb klar: Die EZB muss „dem Ganzen einen Riegel vorschieben“. Sie sei gut beraten, weniger ELA-Kredite zu vergeben und Griechenland zu zwingen, Kapitalverkehrskontrollen und Kontingente für die Kontoabhebungen einzuführen. Kapitalkontrollen statt Druckerpresse – für Sinn der einzige Weg Griechenlands aus der Krise.

    Aber wie funktioniert das mit dem Gelddrucken eigentlich? Hier geht’s zum w:o-Faktencheck.




    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    Griechenland-Rettung Hans-Werner Sinn: "Kapitalverkehrskontrollen statt Euro-Druckerpresse!" Griechenland kann sich über weitere Finanzhilfen aus der Euro-Zone freuen. Doch darum geht es den Griechen gar nicht. Viel wichtiger als „die paar Groschen“ ist die damit einhergehende „Drucklizenz“, warnt ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

    Disclaimer