Digitale Währung
Bitcoin - Griechenlands letzte Rettung?
Der Schuldenstreit zwischen Griechenland und der Euro-Zone ist mehr als das Drama um einen pleitebedrohten Staat. Es geht längst um mehr, ums große Ganze. Das komplette System unserer Gesellschaft wird durch die griechische Tragödie in Frage gestellt (Siehe: Wie die Finanzindustrie die Welt an sich reißt und ganze Staaten unterwirft).
Doch wie will man sich dem System aus Schuldenkreislauf, Zentralbanken und Finanzindustrie eigentlich entziehen, kann man das überhaupt? Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Fragen flüchten sich viele in das Heil der Kryptowährungen. Digitale Währungen ohne staatliche Kontrolle und ohne Regulierung irgendwelcher Zentralbanken klingen in der Systemkrise verlockender denn je. Es schon irgendwie paradox: Was Währungen wie Bitcoin einst an den Rand des Abgrunds brachte, könnte jetzt der Grund für seine Wiederauferstehung sein (Lesen Sie hierzu: Wird das digitale Geld bald zur Leitwährung?).
Wolfgang Münchau geht in seiner Kolumne für „Spiegel Online“ noch einen Schritt weiter: Das System hinter Bitcoin könne im Notfall ein Ausweg für Griechenland, ja sogar für die ganze Euro-Zone sein.
Bitcoin – Chance und Hindernis zugleich
Die Geburtsstunde der Bitcoins?- Für Münchau ein „Geniestreich“, der Algorithmus hinter der bekanntesten digitalen Währung? – „deutlich cleverer als so ziemlich alles, was in den vergangenen 30 Jahren in der Ökonomie entwickelt wurde.“ Das alles klingt auf den ersten Blick wie jede x-beliebige Lobeshymne eines überzeugten Bitcoin-Fans. Und doch ist die Argumentation Münchaus besonders. Für ihn ist nämlich der Charakter der Kryptowährung Chance und Hindernis zugleich.
Deflation verhindert Siegeszug
Der springende Punkt ist die systemimmanente Deflation. Die Menge an Bitcoins ist nämlich begrenzt. 21 Millionen Bitcoins werden ausgegeben, danach ist Schluss. Wer die digitalen Geldstücke dann verliert, hat Pech gehabt, sie sind für immer im System verschwunden. Demnach ist abzusehen, dass die Bitcoins mit der Zeit immer weniger werden. Die Folge: Deflation.
Münchau bezeichnet genau diesen deflationären Charakter als „bislang ungelöstes Problem aller Kryptowährungen“. Seiner Meinung nach verhindere genau das ihren Siegeszug: Bitcoin werde in seiner jetzigen Form nicht den Dollar und den Euro ersetzen, so Münchau. Aber genau hierin liegt seine eigentliche Chance – als Parallelwährung.
Bitcoin - Griechenlands letzte Rettung?
Die Tatsache, dass Bitcoins zwar keine wirklich Zahlungseinheit und eine äußerst riskante Wertanlage seien, dafür aber ein umso besseres Zahlungsmittel, sei eine fast perfekte Kombination für eine Parallelwährung, findet der „SPON“-Kolumnist.
Mehr noch: Diese Eigenschaften in Kombination mit eben jener deflationärer Konstruktion könnte Griechenland das Leben retten. Sollte die EZB den Griechen jemals den Geldhahn zudrehen, hält Münchau die Einführung einer digitalen Parallelwährung wie Bitcoin für ein „völlig legales Instrument“. Aufgrund der systemimmanenten Deflation sei zudem gewährleistet, dass weder die griechische Regierung, noch die Zentralbank heimlich die Druckerpresse anwirft – das können sie dann nämlich gar nicht. Der Aufschrei von Kritikern wie ifo-Präsident Hans-Werner Sinn angesichts der griechischen Gelddruckerei wäre dann obsolet (Siehe: „Drucklizenz“ – Griechenlands Drohpotenzial gegenüber der Euro-Zone).
Münchaus Fazit? Den Kryptowährungen gehöre die Zukunft. Eine, die den Leitwährungen wie Euro oder Dollar ernsthaft gefährlich werden kann, muss zwar erst noch erfunden werden, aber ausgeschlossen ist das keinesfalls. Im Gegenteil, sagt Münchau: „Mit der Technologie, die hinter Bitcoin steht, könnte man theoretisch auch eine nicht deflationäre Währung kreieren.“
