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    Nichts gelernt?  2755  1 Kommentar Subprime-Kredite sind zurück - Zahlen am Ende wieder die Steuerzahler für Fehler der Banken?

    Fehler macht jeder im Leben und das ist auch gut so. Denn aus Fehlern lernt man, es beim nächsten Mal besser zu machen. Blöd, wer es trotzdem nicht tut. Nicht nur blöd, sondern ganz und gar dramatisch ist es aber, wenn dieser jemand die Finanzindustrie ist. Und umso dramatischer, wenn es sich noch dazu um eben jenen Fehler handelt, der im Jahr 2008 die Finanzkrise ausgelöst hat!

    "Neuer Name, altes Risiko: "Subprime"-Kredite kehren zurück", titelte wallstreet:online vor knapp einem Monat und berichtete über diverse Finanzfirmen, die wieder verstärkt im Geschäft mit diesen problembehafteten Krediten aktiv sein sollen. Doch es kommt noch schlimmer. In einem Bericht der „Welt“ wird dargelegt, dass die Kreditvergabe in den USA abermals ein Rekordhoch erreicht hat und das Niveau aus der Zeit vor der Finanzkrise längst übersteigt. Das Brisante: Es sind nicht nur irgendwelche Kredite, die vergeben werden. Es ist das Comeback der Subprime-Kredite, also Leihgaben an Schuldner, die es sich eigentlich nicht leisten konnten. Ein Comeback, das weit über die Immobilienbranche hinausgeht.

    Es begann als Traum vom Eigenheim und endete in der Finanzkrise

    Der Traum vom eigenen Haus bleibt für viele ein Leben lang leider eben nur ein Traum. Aber nicht so in den USA. Dank der Subprime-Kredite konnte sich plötzlich jeder ein Haus leisten, die Banken ließen fleißig sämtliche Immobilien-Träume wahr werden. So lange, bis es zu viele Träume wurden und die Blase platzte, weil immer mehr Kreditnehmer ihre Schulden nicht abbezahlen konnten. Doch es war bereits zu spät. Die Kredite waren von den Banken längst verbrieft und weiterverkauft worden. Am Ende war fast die gesamte Finanzindustrie darin verstrickt und was als die US-amerikanische Immobilienblase begann, endete in der "schlimmsten Finanzkrise der weltweiten Geschichte."

    Vor diesem Hintergrund sollte höchste Alarmstufe herrschen, wenn sich in den USA die Geschichte gerade zu wiederholen scheint. Der einzige Unterschied: Damals waren es Häuser, heute sind es Autos.

    Ein neues Auto dank Subprime-Krediten

    Dem Bericht der „Welt“ zufolge betrug der Anteil der Subprime-Kredite am Darlehensvolumen für neue Fahrzeuge 21 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt Goldman Sachs und warnt: Damit liege der Anteil schon den siebten Monat in Folge über dem Niveau von 16 Prozent, das vor der Finanzkrise erreicht worden war.

    Noch ist die Zahl der Kreditausfälle zu verkraften. Im vergangenen Quartal soll sie gerade mal 3,5 Prozent betragen haben. Entwarnung ist nach Meinung der „Welt“ trotzdem nicht angesagt. Im Gegenteil, schaut man genauer hin, so zeigt sich, dass vor allem immer mehr neue Kreditnehmer ihre Schulden nicht mehr begleichen können. Laut der Kreditauskunftei Equifax waren es 8,4 Prozent, die schon im November nicht mehr zahlen konnten, obwohl sie ihr Darlehen erst wenige Monate im ersten Quartal 2014 aufgenommen hatten.

    Lage bei Studentenkrediten spitzt sich zu

    Noch brenzliger scheint die Lage indes bei den Studentenkrediten zu sein. Hier sollen die Ausfallsrate im letzten Quartal 2014 bereits 11,3 Prozent betragen haben, heißt es. Da Studenten meist kein oder kaum eigenes Einkommen vorweisen können, gelten sie in Sachen Kreditwürdigkeit ohnehin als Risikogruppe. Die Banken gewähren trotzdem fleißig Kredite. Zum Einen, weil es in den meisten Fällen eine lohnende Investition in die Zukunft ist – es wird erwartet, dass das spätere Gehalt des Studenten umso höher ist. Das Geschäft mit den Studentenkrediten ebenso wie mit den Subprime-Krediten generell ist aber vor allem eins: zu lukrativ, als das die Kreditgeber ernsthaft die Finger davon lassen könnten.

    Fehler machen die Banken, die Konsequenzen tragen die anderen

    Und das aus einem einfachen Grund. Je schlechter die Kreditwürdigkeit eines potenziellen Schuldners, desto höher ist zwar das Ausfallsrisiko, desto höher sind aber eben auch die Zinsen, die die Banken obendrauf schlagen können. Das gilt für Staaten mit geringerer Bonitätsstufe ebenso wie für die amerikanische Familie, die sich ein neues Auto kaufen will, oder den Studenten, der sein Studium finanzieren will.

    Die Folge: Das Geschäft mit den Subprime-Krediten boomt. Wohl auch deshalb, weil die Finanzindustrie anders als zu Beginn des Artikels nahe gelegt nichts aus ihren Fehlern gelernt hat. Konnte bzw. musste sie auch gar nicht. Um zu lernen, hätte sie nämlich die Konsequenzen dafür tragen müssen. Doch die bekamen eben nicht die Banken zu spüren, sondern die Staaten, die plötzlich die gesamten „systemrelevanten“ Finanzinstitute retten mussten, und damit letztlich die Steuerzahler. Es ist zu befürchten, dass es dieses Mal genau so sein wird. Denn, wie die „Welt“ zu Recht anmerkt: Es sei nach wie vor nicht klar, „inwieweit diese Kredite verbrieft und weiterverkauft wurden, und vor allem an wen.“





    wallstreetONLINE Redaktion
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    Nichts gelernt? Subprime-Kredite sind zurück - Zahlen am Ende wieder die Steuerzahler für Fehler der Banken? Eigentlich sollte man aus Fehlern lernen. Wenn man aber die Fehler machen kann und andere die Konsequenzen zu tragen haben, so lässt sich daraus eine ganz andere Lehre ziehen. Nämlich die, dass man es immer wieder tun kann.