Egbert Prior

Tomorrow Focus avanciert zum pure play

Am 12. November legten wir Ihnen das Papier zuletzt ans Herz („Internetholding zum Schnäppchenpreis“). Seither ist der Kurs um 53% auf aktuell 5,20 Euro geklettert. Der Börse schmeckt der Konzernumbau. Im Gespräch mit der Prior Börse kündigt Finanzvorstand Dirk Schmelzer eine größere Akquisition an. Die Münchener möchten das margenstarke Geschäft mit Reisebuchungsportalen (HolidayCheck) ausbauen. Der CFO rechnet vor: Bis zu 80 Millionen Euro könne Tomorrow Focus demnächst ohne größere Verrenkungen für Zukäufe locker machen. Zwar betrage die Nettoverschuldung derzeit etwa 34 Millionen. Doch Schmelzer rechnet mit größeren Mittelzuflüssen. Zum einen kauft Mehrheitsaktionär Burda (59%) für 30 Millionen die digitalen Verlagsaktivitäten von Tomorrow Focus (Focus Online, Huffington Post etc.). Außerdem werden die Kontaktbörse Elite Partner und das erste Bewertungsportal Yameda ins Schaufenster gestellt. Auch hier erwartet Tomorrow Focus einen Verkaufserlös von 30 Millionen oder mehr. Das heißt im Klartext: Im weiteren Jahresverlauf könnten sich die Nettoschulden in eine Nettocashposition in etwa gleicher Höhe verwandeln. Außerdem stehen Banken mit zusätzlichen Kreditlinien in Höhe von etwa 50 Millionen Gewehr bei Fuß, wie uns Schmelzer berichtet. Schon in der Vergangenheit hatte sich Tomorrow Focus von ungeliebten Randaktivitäten getrennt. Läuft alles so wie erhofft, würden die Münchener bald von einem schwer durchschaubaren Bauchladen zu einem „pure play“ auf dem Feld der Reiseportale avancieren. 2014 sah die Umsatzverteilung der Sparten so aus: Reiseportale 96 Millionen, digitales Verlagsgeschäft 34 Millionen, Elite Partner, Yameda etc. 32 Millionen. Noch ein Blick in die Glaskugel: Dank der geplanten Akquisition könnten bei Tomorrow 2016 schätzungsweise 150 Millionen durch die Bücher gehen. Die Nachsteuermarge veranschlagen wir mit 10%. Unter dem Strich blieben nach diesem Szenario 15 Millionen Jahresüberschuß. Aktueller Börsenwert 300 Millionen. Das KGV 20. Nicht ganz billig, aber Sie sollten die beträchtlichen Wachstumschancen im digitalen Reisemarkt berücksichtigen. Fazit: Gewinne laufen lassen!