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    Chinas Verschuldung - eine tickende Zeitbombe in Zahlen

    Von Markus Fugmann

    Wohl nicht ohne Grund gibt es seitens der Regierung in Peking keine offiziellen Zahlen zur Verschuldung. Dennoch: Schätzungen sehen die Gesamtverschuldung Chinas bei 282% des BIP. Es sind vor allem staatliche Unternehmen und Lokalverwaltungen, deren Verschuldung so hoch ist, dass man durchaus von einer tickenden Zeitbombe sprechen kann. Alleine die Lokalverwaltungen habe etwa vier Billionen Dollar Schulden – das entspricht dem Gesamtumfang der deutschen Wirtschaft.

    Spannend ist insbesondere die Frage, wo die Gefahren lauern – und wo nicht. Wir beginnen zunächst einmal mit den „ungefährlichen“ Bereichen.

    „Ungefährlich“ ist in erster Linie die Lage der Verbracuher selbst. So beträgt die Verschuldung der chinesischen Haushalte mit 23 Billionen Yuan nur etwa 36% des BIP Chinas. Zum Vergleich: in UK liegt die Verschuldung der Haushalte bei 86%, in den USA bei 77%, in Japan bei 65%. Chinas Verbaucher häten also, was die Verschuldung betrifft, sogar noch Luft nach oben. Man kann darauf wetten, dass diese Luft nach oben in den nächsten Jahren ausgeschöpft werden wird.

    Weitgehend unproblematisch ist auch die Verschuldung des Staates. Sie liegt bei 23% des BIP – das ist im internationalen Vergleich sehr wenig. Selbst ein auf fiskalische Disziplin bedachtes Land wie Deutschland liegt mit 73% deutlich darüber. Bezieht man jedoch die Verschuldung der Lokaverwaltungen in die staatlichen Schulden mit ein, sieht die Lage schon anders aus: die Verschuldung Chinas betrüge dann immerhin 61% des BIP. Auch das wäre noch nicht wirklich problematisch, wenn die Verschuldung der Lokalverwaltungen nicht so rasant gestiegen wäre in den letzten Jahren: sie stiegen zwischen 2009 und 2014 mit einer Jahresrate von 27%! Genau hierin liegt eine der tickenden Zeitbomben der chinesischen Verschuldung – zumal die Regierung hier ihren Konsolidierungskurs aufgegeben hat und eine Umstrukturierung der Schulden bei Lokalverwaltungen betreibt, die die Neigung weitere Schulden zu machen stark erhöht.

    Die zweite tickende Zeitbombe ist der Unternehmenssektor. Auch hier steigt die Verschuldung rasant von Jahr zu Jahr, mit einer Rate von 20%. Ohne die von den Lokalverwaltungen den Unternehmen zur Verfügung gestellten Schuldenvehikel LGFV (local-government financing vehicles) liegt der Anteil der Verschuldung der Unternehmen bei 122% des BIP (nur Singapur hat mit 200% eine noch höhere Rate). Mit den LGFVs, über deren Volumina keine genauen Zahlen vorliegen, wäre die Verschuldung noch deutlich höher. Hauptträger der Unternehmens-Verschuldung sind staatliche Unternehmen: sie schulterten den in Reaktion auf die Finanzkrise von der Regierung 2009 ins Leben gerufenen Stimulusplan von ca. vier Billionen Yuan.

    Während die Verschuldung der staatlichen Firmen weiter steigt, versuchen Privatunternehmen sich zunehmend zu entschulden, da die Finanzierungskosten mit durchschnittlich 7% ziemlich hoch sind. Alleine 2014 mußten chinesiche Unternehmen Zinsen für ihre Schulden im Umfang von 14% des BIPs Chinas bezahlen. Hauptproblem ist, dass die Kredite gerade bei Schattenbanken teuer und meist mit sehr kurzen Laufzeiten versehen sind. In 2015 und 2016 laufen nun Kreditverträge in gigantischem Umfang aus, die Anschlußfinanzierung dürfte vielen Firmen schwer fallen. Vor allem staatliche Firmen (die sogenannten SOEs, state-owned enterprises) haben dabei einen untragbar hohen Verschuldungsgrad. Peking versucht daher derzeit, den staatlichen Sektor durch Zusammenlegungen zu konsolidieren (mithin also zu verkleinern), während Prvat-Unternehmen durch Steuererleichterungen gefördert werden.

    Fazit: die Gesamtverschuldung Chinas ist sehr hoch. Das eigentliche Problem aber ist das dynamische Wachstum der Schulden vor allem bei Lokalverwaltungen und (staatlichen) Unternehmen. Die japanische Bank Nomura prognostiziert daher nach Analyse von über 200 chinesischen Großstädten, dass die nächste Mega-City, die nach Detroit in den USA pleite gehen könnte, die 8-Millionen-Stadt Wenzhou am Ostchinesischen Meer sein wird (siehe dazu unseren Artikel „Die nächste große Stadt, die pleite geht, liegt in China“).

     



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    Markus Fugmann
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    Markus Fugmann ist Chefanalyst der actior AG und Redakteur bei www.finanzmarktwelt.de. Die actior AG bietet Selbsthändlern die Möglichkeit, an allen gängigen Märkten der Welt im Bereich CFDs, Futures, Aktien und Devisen zu Top-Konditionen zu handeln. Darüber hinaus erhalten Kunden kostenlose Informationsabende, Seminare, One-to-One Coaching, allgemeine Einführungen in die Handelsplattformen und Märkte.
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    Verfasst von Markus Fugmann
    finanzmarktwelt.de Chinas Verschuldung - eine tickende Zeitbombe in Zahlen Schuldenexplosion bei Lokalverwaltungen und staatlichen Unternehmen

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