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     2451  0 Kommentare Die Chip-Gurus

    Eine seltsame Koinzidenz von zwei Ereignissen zum Wochenwechsel. Einerseits muss Warren Buffett die Hosen herunter lassen. Er muss seine Geschäfte ebenso offenlegen, wie jeder andere auch. Und kann sich zur Abwehr von Nachahmungsversuchen nicht auf die Schützenswürdigkeit des geistigen Eigentums an seinen Strategien berufen. Und andererseits soll Prinz Harry, dem Sohn des britischen Thronfolgers Prinz Charles, ein Mikrochip eingepflanzt werden, damit Big Daddy zu jeder Zeit weiß, wo sein Filius sich befindet.

    Es ist ein Jammer, dass es diese technischen Möglichkeiten nebst ihrer Umsetzungspraxis in den höheren Kreisen noch nicht in der Hausse-Phase des Aktienmarktes gab! Denn: Was wäre uns alles erspart geblieben, wenn wir unsere Gurus sowie die Unternehmerpersönlichkeiten am Neuen Markt ebenfalls mit Chips ausgestattet hätten?! Denn dann wüssten wir heute ganz genau, wer sich wann mit wem getroffen, wer Dreck am Stecken hat und wer vielmehr völlig clean ist. Wie viel böses Blut und wie viele Gerichtsprozesse, die hierzulande alle nicht geführt werden, hätten wir uns damit erspart.

    Dann wüssten wir möglicherweise, dass Kurt Ochner tatsächlich stets zu mitternächtlicher Stunde die Vorstände seiner Beteiligungunternehmen besucht hat, um zu sehen, ob sie noch arbeiten. Dann wüssten wir möglicherweise auch, dass Egbert Prior in Wahrheit sein Zimmer niemals verlassen hat, Bernd Förtsch immer nur zwischen seinem Büro, der Bierschwemme und der Baustelle zu Hause hin und her gependelt ist, dass Axel Mühlhaus sich gar nicht für Aktien, sondern nur für Immobilien interessiert, Alfred Maydorn mit seinem Ferrari so lange im Kreis herum gefahren ist, bis er ihn notverkaufen musste – und natürlich dass Karl Fickel ..., aber nein, lieber Herr Fickel, so viel Weizenbier kann ich mittags gar nicht trinken. Dann werde ich vermutlich noch völlig tipsig und vergreife mich womöglich im Rausch an irgendwelchen Aktien. Doch das möchte ich momentan nun wirklich nicht. Dafür geht man zwar nicht ins Gefängnis, doch bringt sein Geld in selbiges. Und das wäre doch wirklich reichlich dumm, denn in deflationären Zeiten gibt es nur einen einzigen Trumpf – und der heißt: Cash, frei verfügbares Geld.


    berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Die Chip-Gurus Eine seltsame Koinzidenz von zwei Ereignissen zum Wochenwechsel. Einerseits muss Warren Buffett die Hosen herunter lassen. Er muss seine Geschäfte ebenso offenlegen, wie jeder andere auch. Und kann sich zur Abwehr von Nachahmungsversuchen nicht auf …