checkAd

    Mitarbeiter vs. Ich-AG  1954  0 Kommentare Steht Uber vor dem Aus? US-Behörde fegt Geschäftsmodell vom Tisch!

    Es ist ein Urteil mit Signalwirkung – und ein Warnschuss für den umstrittenen Fahrdienst Uber: Die Arbeitskommission von Kalifornien hat entschieden, dass Fahrer von Uber als Angestellte der Firma und nicht als eigenständige Unternehmer betrachtet werden können. Das stellt nicht weniger als das gesamte Geschäftsmodell des Start-Ups in Frage. Der Anfang vom Ende?

    Uber ist zum Sinnbild der neuen Share Economy geworden, für den Hype ebenso wie für die Problematik dieses neuen Wirtschaftszweigs. Dabei ist die Idee, mal eben einen Fahrgast mitzunehmen, wenn man ohnehin zum Alexanderplatz fährt, eigentlich nicht schlecht. Das Problem ist aber, dass aus dieser Idee des Teilens heraus ein Wirtschaftszweig entstanden ist, bei dem es nicht mehr ums Teilen geht, sondern um den Profit. Fahrgäste werden eben nicht mitgenommen, weil es sich zufällig gerade anbietet, sondern weil man damit – gerade in begehrten Stadtteilen – richtig abkassieren kann. Und wer braucht schon eine Taxilizenz, wenn man sein Auto einfach in ein profitables Uber-Mobil umfunktionieren kann.

    „Na und?“, kontern Befürworter. So lange alle Beteiligten glücklich sind, umso besser. Immerhin würden alle von der Share Economy profitieren: Der Fahrer, der sich was dazuverdienen kann, der Fahrgast, der günstiger zum Ziel kommt als mit dem Taxi, und Uber, das beide per App zusammenbringt und dafür eine Provision kassiert. Tolles Geschäftsmodell, meinen deshalb auch die Investoren und werfen dem Fahrdienst das Geld geradezu hinterher. Über 40 Milliarden US-Dollar soll Uber inzwischen eingesammelt haben. Damit ist die Fahrdienst-App eins der bekanntesten und am höchsten bewerteten Start-Ups weltweit.

    Aber ist das wirklich so? Sind wirklich alle glücklich? Mal ganz davon abgesehen, was die Taxi-Fahrer wohl darüber denken, dass ein Konkurrent mit Dumping-Preisen Fahrer ohne Lizenz auf die Straßen schickt, sich über sämtliche Regeln hinwegsetzt und damit die gesamte Branche bedroht. Was ist mit den Uber-Fahrern selbst?

    Die schöne heile Welt der Ich-AGs

    Sie sind frei und flexibel, bekräftigt Uber gerne. Das Unternehmen stelle lediglich die Plattform zur Vermittlung der Fahrdienste zur Verfügung, darüber hinaus sei jeder Fahrer sein eigener Chef. Wow, toll. Endlich kann jeder seines eigenen Glückes Schmied sein, endlich können die Menschen jenen Traum leben, der uns von der neoliberalen Denkweise so schmackhaft gemacht wird. Frei leben, frei entscheiden, frei arbeiten – und frei scheitern!

    Denn das ist die Kehrseite dieser tollen neuen Welt der Ich-AGs. So lange man Erfolg hat, profitiert man von der neuen Flexibilität. Aber was passiert, wenn das Auto kaputt geht oder man selbst gesundheitlich außer Gefecht gesetzt wird? Oder wenn sich tagelang kaum Kunden finden lassen oder man in einen Unfall verwickelt ist? Dann ist Uber fein raus, sie sind ja „nur“ die Plattform. Läuft das Geschäft schlecht, haben die Fahrer eben Pech gehabt, so einfach ist das. Plötzlich entpuppt sich die vermeintliche Freiheit als unternehmerisches Risiko und schlimmer noch: als Weg in die (Selbst-)Ausbeutung (siehe: Share Economy - Wirtschaftsmodell der Zukunft oder Weg in die (Selbst-)Ausbeutung?).

    Uber kann das egal sein. Sie haben in der Tat ein äußert lukratives Geschäftsmodell: Geld mit einer simplen App verdienen, während diejenigen, die für den Umsatz sorgen, das komplette Risiko tragen. Mindestlohn bzw. überhaupt irgendwelche Löhne, Sozialleistung, Versicherung – das alles kann Uber elegant einsparen, indem es seine Fahrer „frei und flexibel“ sein lässt.

    Entscheidung bedroht das Schlüsselelement des Uber-Imperiums

    Doch genau dieses Geschäftsmodell wird durch die Entscheidung der Arbeitskommission in Frage gestellt. Die Behörde sieht den Fahrdienst eben nicht nur als bloßen Vermittler. Weil Uber wichtige Rahmenbedingungen wie etwa das Alter des Wagens oder Kriterien der Fahrer diktiere, sei es mehr als nur eine Plattform. Deshalb müsse Uber die Fahrer als Mitarbeiter anerkennen, berichtet "dpa-AFX".

    Uber legte umgehend Berufung ein und erklärte in einem Statement, die Entscheidung sei nicht bindend, betreffe nur den einen Fall und widerspreche zudem einem ihrer früheren Beschlüsse. Fünf weitere US-Bundesstaaten seien zu der Ansicht gekommen, dass die Uber-Fahrer unabhängige Vertragspartner seien.





    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    Mitarbeiter vs. Ich-AG Steht Uber vor dem Aus? US-Behörde fegt Geschäftsmodell vom Tisch! Es ist ein Urteil mit Signalwirkung – und ein Warnschuss für den umstrittenen Fahrdienst Uber: Eine US-Arbeitskommission stellt nicht weniger als das gesamte Geschäftsmodell des Start-Ups in Frage. Der Anfang vom Ende?