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    Finanzportale  2121  0 Kommentare wallstreet:online mit klarer Kampfansage an onvista

    wallstreet:online will zum zweitgrößten Finanzportal in Deutschland aufsteigen. Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Firmengründer- und Chef André Kolbinger, wie er dies schaffen will. Er setzt dabei unter anderem auf Content und auf Google. Kolbinger spricht in dem Interview auch über die Kooperation mit Banken sowie über künftige Gewinntreiber. Dabei gibt er eine sehr konkrete Prognose ab. Er erklärt in dem Exklusivinterview zudem die Hintergründe des anstehenden Kapitalschnitts und denkt laut über die Konsolidierung der Branche nach.


    Im Ranking der Wirtschaft- und Finanzwebseiten hat finanzen.net derzeit eindeutig die Nase vorn. Diese Position hatte wallstreet:online vor Jahren inne. Hat sich das Unternehmen in der Folge zu sehr auf seinen frühen Lorbeeren ausgeruht?

    Kolbinger: Finanzen.net macht einen exzellenten Job, das kann man leider nur neidlos anerkennen und als Vorbild nehmen. Die Entwicklung von Finanzen.net zeigt aber vor allem eines, nämlich dass man mit Investitionen in gute Inhalte und in Technologie sehr viel erreichen kann. Alle anderen Finanzseiten haben da in den letzten Jahren zu wenig getan, auch wir. Das wollen wir nun nachholen. Wir denken, dass wir mit dieser Strategie die Leserzahlen auf mittlerer Sicht durchaus verdoppeln können.

    Sie wollen bis Ende 2016 die Nummer 2 unter den deutschen Finanzportalen werden. Das ist eine Kampfansage unter anderem gegenüber Onvista. Wie soll das gelingen?

    Kolbinger: Ja, das ist es. Wir setzen stark auf eigene, gute redaktionelle Inhalte. Zudem werden wir zahlreiche neue Funktionen in der Community schaffen, die es den Lesern ermöglichen sollen, relevante Inhalte schneller zu finden und gezielter zu diskutieren. Wir denken, dass sich die Mehrzahl der Leser vor allem für klare Meinungen und Handlungsempfehlungen interessiert. Die Bedeutung von reinen „Kurslisten“, „Kursabfragen“ oder Aktiensuchen sehen wir gegenüber guten redaktionellen Inhalten als untergeordnet an.

    Bei vielen allgemein ausgerichteten Newsportalen schnellen die Leserzahlen nach oben. Bei Ihnen stagnieren sie eher. Ist die Community allein nicht mehr als Wachstumstreiber geeignet? Werden Sie künftig verstärkt auch auf andere Aspekte setzen?

    Kolbinger: Wir leiden wie fast alle Börsenportale darunter, dass die Aktienkultur in Deutschland nach wie vor unterentwickelt ist. Die Hausse der letzten Jahre ist ja bekanntlich auch an sehr vielen deutschen Privatanlegern weitestgehend vorbeigegangen. “Festgeld vor Aktie“ ist leider immer noch der Trend. Auf diese Abhängigkeit können wir nur bedingt einwirken. Wir glauben aber auch hier, dass Aktienkultur vor allem über redaktionelle Inhalte und Diskussionen zu allgemeinen Wirtschafts- und Finanzthemen aufgebaut werden kann. Hier werden wir ansetzen.

    Es gab jüngst ein Gerichtsurteil, das Forenbetreiber stärker in die Pflicht nimmt. Eine Userbeleidigung kann demnach auch finanzielle Folgen für den Betreiber eines Forums haben. Wird das auf wallstreet:online Auswirkungen haben?

    Kolbinger: Als Forenbetreiber haftet man nur, wenn man bei berechtigten Fehlermeldungen und Löschungsverlangen nicht reagiert. Wir reagieren aber. Bisher wurden wir nur extrem selten verklagt und haben noch keinen Prozess diesbezüglich verloren. Wir gehen davon aus, dass wir aus dieser Richtung auch in Zukunft nichts zu befürchten haben.

    Geplant ist eine Ausdehnung der Redaktion. Werden Sie dadurch aktueller oder gehen Sie mehr in die Tiefe?

    Kolbinger: Ich würde sagen beides: Wir recherchieren mehr eigene Themen, führen Interviews mit Experten aus Wirtschaft, Politik und Finanzen und gewinnen durch den Ausbau der Redaktion mehr an Fahrt. Wir werden den Informationsmehrwert für den Leser erhöhen, was ihn zwangsläufig stärker an wallstreet-online.de bindet.

    Verschiedene Verlage klagen über Google und deren Methoden. Stimmen Sie in dieses Lied ein? Oder verfolgen Sie eine besondere Google-Strategie?

    Kolbinger: Wir sehen die Platzierung bei Google und Google News als wichtigen Verbreitungskanal für unsere Inhalte, mit dem wir neue Leser gewinnen können. In diesem Sinne gehört die Bereitstellung unserer Inhalte für Suchmaschinen, ebenso wie die Verbreitung über soziale Netzwerke, zur redaktionellen Strategie von wallstreet-online.de. Wenn wir dadurch die Leserzahlen erhöhen können, um so besser.

    Wird es engere Kooperationen mit Banken geben, so dass beispielsweise ein Aktien- oder Zertifikate-Handel via wallstreet:online einfacher wird?

    Kolbinger: Technisch ist das derzeit noch nicht umsetzbar. Langfristig betrachtet gehen wir davon aus, dass es diese Möglichkeit geben wird. Denn hier verbirgt sich viel Umsatzpotenzial. Einerseits werden direkte Transaktionen und damit verbundene Rückvergütungen möglich, andererseits können die Werbekunden aus dem Finanzbereich - also Zertifikate-Emittenten, KVGs, Online Broker - viel genauer messen, von welchen Portalen die Leser tatsächlich auch Transaktionen tätigen. Heute schalten viele Finanzunternehmen Werbung u.a. auch auf Facebook, Web.de oder anderen nicht finanzrelevanten Portalen, weil sie diese Werbung zu einem optisch sehr niedrigen Preis einkaufen können. In Zukunft werden diese Werbekunden die Transaktionshäufigkeit der Leser besser ins Verhältnis zu dem gezahlten Preis für Werbung setzen können. Wir erhoffen uns davon einen Vorteil.

    In Ihrer jüngsten Pressemitteilung weisen sie explizit darauf hin, dass ein Delisting nicht geplant ist. Gab es einmal andere Absichten?

    Kolbinger: Wir haben uns diese Frage im vergangenen Jahr schon gestellt. Die Kosten für das Listing und damit verbundene zusätzlichen Aufwendungen liegen bei uns p.a. bei ca. 40.000 Euro. Wir haben uns aktiv dafür entschieden, dass wir an der Börse bleiben werden.

    2014 haben Sie unterm Strich ein kleines Minus gemacht, im ersten Quartal 2015 gibt es wieder schwarze Zahlen. Wird sich dieser Trend 2015 fortsetzen? Wie sieht die Prognose aus?

    Kolbinger: Wir werden dieses Jahr weiter investieren, vor allem in erfahrenes Personal. Wie schon gesagt kommt es uns mit dieser stärkeren Manpower in erster Linie darauf an, redaktionelle Inhalte zu schaffen. Uniquer und guter Content ist die Basis dafür, dass die Zahl der Leser steigt und treue Leser wallstreet-online.de öfter besuchen. Die Auffindbarkeit bei Google verbessert sich dadurch ebenfalls. Mit Inhalten klassischer News-Agenturen kann man dieses Ziel nicht erreichen. Wir werden dieses Jahr Ergebniszahlen auf Vorjahresniveau erreichen. Für die kommenden Jahre rechnen wir mit deutlich höheren Werten.

    Konkret planen wir für 2016 mit einem Ergebnis von 0,317 Millionen Euro bei einem Umsatz von 2,87 Millionen Euro. Für 2017 rechnen wir mit einem Umsatz von 3,2 Millionen Euro und einem Gewinn von 0,592 Millionen Euro. Sollte es zu einem besseren Börsenumfeld kommen als aktuell und die deutschen Privatanleger wieder vermehrt zur Börse zurückkehren, sind auch bessere Zahlen realistisch.

    Was werden die wesentlichem Umsatz- und Gewinntreiber sein?

    Kolbinger: Wir werden unseren Vertrieb weiter ausbauen und dort auch versuchen, nicht nur im Key Account, sondern auch bei den Mediaagenturen wieder ins Geschäft zu kommen. Bevor unter Axel Springer die Entscheidung getroffen wurde, den Werbevertrieb outzusourcen, haben wir z.B. 2007 mit Mediaagenturen einen Umsatz von mehr als 200.000 Euro im Monat erwirtschaftet. Heute sind es über eine externe Vermarktung im Schnitt eher 40.000 Euro. Wir sehen hier noch viel Potenzial.

    Zusätzlich zum schwankungsintensiven Werbegeschäft planen wir künftig auch wieder ein Geschäftsmodell umzusetzen, bei dem wir an den Transaktionen und Depotbeständen der Kunden zu vermittelten Finanzdienstleistern dauerhaft partizipieren. Dazu führen wir derzeit Gespräche über eine umfassende Kooperation mit der wallstreet:online capital AG, die dieses Geschäft seit Jahren sehr erfolgreich betreibt. Wir gehen davon aus, dass wir mit diesem Geschäftsmodell bereits Ende 2015 starten werden. Umsatz- und ergebnisseitig wird dies jedoch erst in den Folgejahren einen deutlichen Beitrag leisten können, da hier ein Kundenbestand neu aufgebaut werden muss.

    Neben der eigenen Webseite setzen Sie verstärkt auf den Betrieb von Finanzportalen für Drittkunden. Welche Perspektiven gibt es dort? Was steckt in der Pipeline?

    Kolbinger: Wir betreiben derzeit verschiedene Zertifikate-Portale von Goldman Sachs, die Fondsseiten von Goldman Sachs und der Bank of Amerika sowie die Seiten zu Marktinformationen von Lang + Schwarz. Die Umsetzung dieser Portale war jeweils ein recht zeitaufwendiges Projektgeschäft. Wir wollen uns innerhalb des B2B-Bereiches künftig mehr auf eigene, skalierbare Produkte konzentrieren. Mehr dazu können wir in Kürze verraten.

    Sie planen eine Zusammenlegung von Aktien im Verhältnis 3:1 zum Zwecke der Einstellung in die Rücklagen. Dient das zugleich auch der Kurspflege und ist dies möglicherweise die Vorbereitung auf eine spätere Kapitalerhöhung?

    Kolbinger: Wir stellen damit die Kapitalmarktfähigkeit grundsätzlich wieder her. Bei Kursen deutlich unter einem Euro ist diese nicht gegeben. Diese Maßnahme, zusammen mit dem deutlichen Bekenntnis zur Börsennotiz, soll auch dokumentieren, dass wir uns klar und langfristig zum Kapitalmarkt bekennen. Zugleich schaffen wir damit auch die technische Möglichkeit für künftige klassische Dividendenzahlungen.

    Manche Marktbeobachter halten eine Konsolidierung in der Branche für nicht ausgeschlossen. Stünde wallstreet:online dann eher auf der Käufer- oder auf der Verkäuferseite?

    Kolbinger: Eine Konsolidierung wäre durchaus wünschenswert. Wir glauben jedoch nicht, dass man schneller wachsen kann, indem man Zukäufe im Portalbereich tätigt. Wir wollen in eigene Inhalte und in die Technik investieren und nicht technisch meist veraltete Portale hinzukaufen und dann Jahre mit der „Renovierung“ verbringen. Zukäufe im Bereich Transaktionen oder Premium-Content können wir uns schon eher vorstellen.

    Was wären für Sie derzeit attraktive Akquisitionsziele? Und wie viel Geld würden Sie dafür in die Hand nehmen?

    Kolbinger: Derzeitig haben wir keine solchen Gedanken. Wir wollen zunächst operativ wachsen.
     




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