Drama der Geldpolitik
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Hier liegt die entscheidende Ursache für den zunehmenden deflationären Druck und das immer geringere Wachstum der hoch verschuldeten Länder und der Weltwirtschaft insgesamt. Der größte Teil der neuen Schulden dient nur noch dazu, die Zinsen auf den alten Schulden zu bedienen, aber nicht mehr um Nachfrage zu generieren. Die vorhandenen Überkapazitäten führen zu fallenden Preisen, weil Schuldner Liquidität um jeden Preis beschaffen und Vollkosten dabei keine Rolle spielen.
Die Notenbanken, die erhebliche Mitschuld an der Krise tragen, weil sie immer wieder das Geld noch billiger gemacht haben, sobald eine kleine Rezession oder fallende Aktienmärkte drohten, haben in den letzten Jahren mit aller Kraft gegen diese deflationäre Welle angekämpft. Die Notenbankbilanzen haben sich vervielfacht, ohne jedoch die Realwirtschaft nachhaltig zu beleben. Noch nie standen wir nach rund sieben Jahren Aufschwung so schlecht da wie heute. Das Zinsniveau ist schon bei Null, die Staatsfinanzen keineswegs ausgeglichen – wenn man von Deutschland absieht, wobei auch dies keine Sparleistung ist, sondern nur die Folge der tiefen Zinsen.
Damit geben die Notenbanken vor, die Lehren aus der großen Depression der 1930er Jahre und der verlorenen Jahrzehnte in Japan seit 1990 gelernt zu haben. Ben Bernanke hielt dazu, noch bevor er Präsident der Fed wurde, eine viel beachtete Rede, in der er beschwor, Deflation um jeden Preis zu bekämpfen und betonte, dass das der Notenbank auf jeden Fall gelingen würde. Koste es was es wolle, müssen demnach fallende Preise und vor allem auch fallende Vermögenspreise verhindert werden. Fallen nämlich die Preise von Aktien und Immobilien, kommt unser ganzes Schuldengebäude zum Einsturz, weil den Schulden nicht mehr ausreichend wertvolle Sicherheiten gegenüberstehen.
Irving Fisher hat in den 1930er Jahren in seiner Debt Deflation Theory of Great Depressions den Teufelskreislauf schön beschrieben:
- Die Liquidation von Schulden führt zu Notverkäufen, man muss seine Schulden tilgen und verkauft dafür Vermögensgegenstände.
- Dies führt zu einem Rückgang der Geldmenge, weil Bankdarlehen getilgt werden. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes verlangsamt sich. Es wird weniger gekauft und verkauft.
- Der von den Notverkäufen verursachte Rückgang der Geldmenge und der Umlaufgeschwindigkeit drückt das Preisniveau beziehungsweise führt zu einer Aufwertung des Geldes. Wenn niemand mehr etwas kaufen will, sinken die Preise. Das nennt man Deflation.
- Das Angebot passt sich der Nachfrage an.
- Geht man davon aus, dass der Rückgang des Preisniveaus nicht von Reflation (also einer künstlich herbeigeführten Inflation) oder anderen Entwicklungen aufgefangen wird, sinkt zwangsläufig das Reinvermögen der Unternehmen noch stärker, und die Insolvenzen häufen sich.
- Die Gewinne sinken, was in einer „kapitalistischen“, also auf private Gewinne angelegten Gesellschaft Sorge vor potenziellen Verlusten auslöst, worauf mit Drosselung der Produktion, Reduktion des Warenangebots und Entlassungen reagiert wird.
- Verluste, Insolvenzen und Arbeitslosigkeit führen zu Pessimismus und Vertrauensverlust, die ihrerseits in Hamsterkäufen und im Horten von Waren münden und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes noch stärker bremsen.
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