Aktien/Anleihen

Mittelstandsbonds auf Bewährung

„Mittelstands-Anleihen sind riskant!“, titelten wir in der PLATOW Börse vom 16.5.11. Wie riskant, zeigt sich nun, über vier Jahre später. Das Segment steht am Beginn einer großen Refinanzierungswelle, die zwangsläufig aus dem Ramschanleihen-Emissionsboom der Jahre 2011 bis 2013 folgt. Da die meisten dieser Bonds fünf Jahre laufen, steigt das Refinanzierungsvolumen stetig an und wird aus heutiger Sicht 2018 mit über 2 Mrd. Euro seinen Höhepunkt erreichen.

Spätestens am Fälligkeitstermin, wenn die Schulden zurückgezahlt werden müssen, schlägt die Stunde der Wahrheit. Dabei sind nicht wenige der vermeintlichen „Mittelständler“ bereits daran gescheitert, zumindest die jährlichen Zinszahlungen zu leisten. Etwa jedes sechste Unternehmen vermag dies nicht, einige Firmen sind sogar schon pleite.

Mit dem Fahrradhersteller Mifa, der Telekomfirma Mox, dem Ökostromanbieter BKN Biostrom, dem Online-Versandhändler getgoods und den Solarunternehmen Solar Millenium, SAG Solarstrom und Centrosolar hat es sogar Firmen erwischt, die nicht nur mit Anleihen, sondern auch mit Aktien an der Börse vertreten sind bzw. waren. Hinzu kommen bekannte Namen wie der „Traumschiff“-Betreiber MS Deutschland, die Lebensmittelhersteller Schneekoppe und Zamek, die Modefirmen Rena Lange und Strenesse sowie die Windanlagenbauer SIAG Schaaf und Windreich.

Dabei müssen die Firmen nicht einmal pleitegehen, um Anlegern hohe Verluste zu bescheren. Ein recht neuer Trend ist, den Gläubigern ungeniert mit Insolvenz zu drohen und sie so zu einem freiwilligen Verzicht zu bewegen, indem z. B. die Laufzeiten der Anleihen verlängert und Zinszahlungen ganz oder teilweise eingestellt werden. Aktuelle Beispiele hierfür sind der Windradbauer Eno Energy, der Modekonzern Laurèl und der Haushaltswarenspezialist Friedola. Es werden nicht die letzten Fälle sein.