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    US-Zinswende verschoben  2896  0 Kommentare Angst vor der eigenen Courage - Reaktionen auf Yellens Nullnummmer

    Es war der große Tag des US-Zinsentscheids und passiert ist – nichts. Fed-Chefin Janet Yellen belässt die Zinsen weiter auf null und erntet für die abermals verschobene Zinswende mächtig Kritik.

    Die mit Spannung erwartete Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) endete im wahrsten Sinne des Wortes mit einer Nullnummer. Statt der ersten Zinserhöhung seit neun Jahren, bleiben die Zinsen einmal mehr unangetastet. Begründet wurde der Nicht-Zinsschritt mit den jüngsten Turbulenzen an den Aktienmärkten aufgrund des Börsenbebens in China und der Sorge um eine globale konjunkturelle Abkühlung (Einzelheiten zur Entscheidung finden Sie hier: Zinserhöhung verschoben – US-Notenbank belässt Leitzins an Nulllinie).

    So kommentieren deutsche Medien die Entscheidung:

    Das deutsche Medienecho auf die verschobene Zinswende könnte vernichtender kaum sein. Vor allem die „WirtschaftsWoche“ hält mit ihrem Unmut nicht hinterm Berg. Die Fed habe aus ihren Fehlern nichts gelernt, sie missachte ihre eigenen Regeln und drohe einmal mehr gefährliche Blasen aufzubauen. Die Entscheidung sei „eine Enttäuschung und Verrat an den eigenen Grundsätzen der Fed“.

    Das „Handelsblatt“ wirft der Fed-Chefin vor, ein doppeltes Signal an die Märkte gesendet und diese dadurch verwirrt zu haben. Einem „Wir lassen euch nicht allein“ habe Yellen ein „Es ist völlig offen, wie es weiter geht“ hinterhergeschickt. Kurzfristig sorge dies für Beruhigung, so das Blatt. Aber längerfristig orientierte Investoren müssen weiter darauf warten, dass die Geldpolitik sich normalisiert und sie eine bessere Vorstellung davon bekommen, welche Kurse ohne künstliche Unterstützung der Fed angebracht sind.“

    Der „Spiegel“ stört sich daran, dass die Fed dieses Mal noch intransparenter als sonst agiert hätte. Darüber hinaus habe sich Yellen wieder einmal als übervorsichtig erwiesen. Fazit: „Yellen kneift“.

    Lediglich die „Welt“ nimmt die Notenbankchefin etwas in Schutz. Ihrer Ansicht nach habe sie der Welt einen großen Gefallen getan, auch wenn sie den Ausnahmezustand zur Normalität mache. Die Notenbanker seien ihrem Ruf treu geblieben, den Märkten im Zweifelsfall zu Hilfe zu eilen: „Die Fed ist damit eine Art Versicherungsagent, der die Börsen vor größeren Schäden bewahrt.“

    Die „FAZ“ unterstreicht die niedrige Inflation als entscheidender Faktor, weshalb die Fed vor der Zinswende zurückschreckte. Dass die Inflation weltweit „auf starrsinnige Weise niedrig“ sei, könne man als normaler Beobachter des Weltgeschehens prima finden, schreibt sie. „Aber Zentralbanker sind in dieser Hinsicht nicht normal: Sie müssen das Unheil.“

    Das sagen amerikanische Medien:

    In der Heimat geht man dagegen weit weniger hart mit der Fed ins Gericht. Im Gegenteil, meint die „New York Times“, die Notenbank habe genau das Richtige getan, sie gebe „dem Wachstum eine Chance“- allerdings aus den falschen Gründen. So gehe die Fed von einem gesundeten US-Arbeitsmarkt aus, aber das, so die „NYT“, sei bei Weitem noch nicht der Fall. Trotzdem habe Yellen insgesamt richtig gehandelt, indem sie die Folgen einer Zinswende für die Weltwirtschaft berücksichtigte.

    Das sieht die „Washington Post“ anders. Die Zeitung stört sich daran, dass internationale Faktoren und eben nicht die heimischen den Ausschlag für die Entscheidung der Fed gegeben hätten, und legt nahe, Yellen sei bewusst dem Willen vom Internationalen Währungsfonds und Co. gefolgt.

    Für „Bloomberg“ geht es gar nicht so sehr um die Zinsen an sich. Ob diese nun bei null oder 0,25 Prozent liegen, sei letztendlich nicht so wichtig. Viel, viel wichtiger ist ihrer Ansicht nach das „Regime“ der Fed, also der zugrunde liegende Entscheidungsprozess. Denn: „Die Auswirkungen der Geldpolitik hängen davon ab, wie die Anleger das künftige Verhalten der Fed einschätzen“, schreibt „Bloomberg“. Aus diesem Grund hielten Beobachter nach jedem noch so kleinen Anzeichen für einen Systemwandel Ausschau. In dieser Hinsicht habe es die Fed nicht nur versäumt, Zweifel an ihrer Philosophie auszuräumen. Vielmehr habe sie mit ihrer Entscheidung neue Unsicherheiten geschaffen. 

    Das „Wall Street Journal“ wiederum fragt sich angesichts der erneut verschobenen Zinswende, ob die US-Notenbank die Zinsen überhaupt je wieder anheben wird. Die Fed sei „stuck on zero“ und werde dafür von der Wall Street auch noch gefeiert. Es entbehre nicht einer gewissen Ironie, so das „WSJ“, wenn die Börsen eigentlich schlechte Nachrichten für die Realwirtschaft bejubelten.

     





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