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    Schweiz ermittelt  10058  2 Kommentare Goldpreis-Manipulation - Auffällige Handelsmuster bei Edelmetallen

    Mehrere internationale Geldhäuser sollen über Jahre die Preise für Edelmetalle manipuliert haben. Vor allem illegale Absprachen von Kauf- und Verkaufspreisen bei Gold, Silber, Platin und Palladium haben die Ermittler ins Visier genommen.

    Anfang der Woche gab die Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) die Einleitung formeller Untersuchungen auf dem internationalen Markt für Edelmetalle bekannt. „Die Schweizer Wettbewerbskommission verweist auf „Anhaltspunkte, dass unter den erwähnten Banken möglicherweise unzulässige Wettbewerbsabreden im Handel mit Edelmetallen getroffen wurden. Es besteht insbesondere der Verdacht, dass es zur Abstimmung von Preisen, namentlich von sogenannten ‚Spreads’ (Differenz zwischen ‚Bid‘- und ‚Offer‘-Preis), gekommen ist.“

    Insgesamt sieben Geldhäuser sollen sich an den illegalen Preisabsprachen beteiligt haben: die Deutsche Bank, die beiden Schweizer Banken UBS und Julius Bär, die britischen Institute Barclays und HSBC, die US-Bank Morgan Stanley sowie die japanische Mitsui. Die Liste könnte jedoch noch länger werden, sollten sich Verdachtsmomente gegen weitere Geldinstitute ergeben, teilten die Schweizer mit. Mit einem Abschluss der Ermittlungen sei nicht vor 2017 zu rechnen, so die Weko.

    Doch die Schweizer ermitteln nicht allein auf weiter Flur. So prüfe auch die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) das Gold- und Silberpreisfixing bei einzelnen Banken, wie ein BaFin-Sprecher bereits vor einiger Zeit erklärte. Jüngeren Medienberichten zufolge wolle auch die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager wettbewerbswidrige Absprachen im Edelmetallhandel näher unter die Lupe nehmen. Mit im Boot sind auch das US-Justizministerium sowie die Commodity Futures Tranig Commission, die bereits Anfang des Jahres weitere Untersuchungen ankündigten.

    Goldpreismanipulation im Nachmittags-Fixing

    Im März 2013 berichtete wallstreet:online über eine Studie mit gewaltiger Sprengkraft. Das Ergebnis: ungewöhnliche Handelsmuster um 15.00 Uhr Londoner Zeit - während in einer Telefonkonferenz der fünf größten Goldhändler der Goldpreis festgelegt wird. Im Rahmen der Studie hatten Rosa Abrantes-Metz und Albert Metz den Innertageshandel am Gold-Kassamarken zwischen 2001 und 2013 auf plötzliche unerklärliche Bewegungen untersucht. Dabei hätten sie festgestellt, dass es ab 2004 zu häufigen deutlichen Bewegungen bei den Kassapreisen während der Nachmittags-Konferenz der Goldhändler gekommen sei. Ein Indiz für illegale Preisabsprachen.

    Rosa Abrantes-Metz, Professorin an der Stern School of Business der Universität New York hatte sich bereits im Jahr 2012 mir ihrer Studie „Libor Manipulation?“ einen Namen gemacht. Mit der Aufdeckung der Manipulationen rund um den Interbankensatz Libor brachte sie einen Skandal ans Licht, an dessem Ende für mehrere Banken, darunter Barclays und UBS, eine Geldstrafen in Höhe von 6 Milliarden Euro stand. 

    Wie läuft das Gold-Fixing ab?

    Die Benchmark für die Bewertung von Gold besteht seit einem Jahrhundert und wird von den fünf größten Goldhändlern täglich zwei Mal während einer gemeinsamen Telefonkonferenz zwischen 10.30 und 15.00 Uhr, dem sogenannten Gold-Fixing, am London Bullion Market festgesetzt. Zu den Teilnehmern gehören Barclays, Deutsche Bank, Bank of Nova Scotia, HSBC Holding sowie die Société Générale. Die Benchmark dient Bergbauunternehmen, aber auch Schmuckherstellern und Zentralbanken als Grundlage zur Gold-Bewertung.

    Während der Telefonkonferenz geben die Banken Auskunft darüber, wie viele Barren Gold sie zum aktuellen Tagespreis zu kaufen bzw. zu verkaufen gedenken. Dabei orientieren sie sich an den Orders der Kunden, aber auch am eigenen Bedarf. Daraufhin wird der Preis so lange angepasst bis die Summe der Kauf- und Verkauforders etwa 50 Barren Gold entspricht. Dieser Preis gilt dann als Benchmark.

    Während der Telefonkonferenz können die Banken jedoch ihren Kunden jederzeit Rückmeldung über die Preisveränderungen geben und so auch gleichzeitig mit Gold und Gold-Derivaten handeln. Der Prozess des Benchmarking selbst unterliegt keiner Regulierung.





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