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    Valeant  8769  0 Kommentare Spiderman-Crash! Wie der Superheld die Aktie eines Pharmaunternehmens abstürzen lässt

    Ein Pharmaunternehmen treibt die Medikamentenpreise nach oben und verzaubert damit die Wall Street. Investoren feiern es als neuen Shootingstar der Pharmabranche. Doch nun drohen böse Gerüchte der Erfolgsstory ein jähes Ende zu bereiten. Im Zentrum dieser Gerüchte: ein ehemaliger Militärpolizist, der Sänger einer erfolgreichen Popband … und Spiderman.

    Was haben Jack Reacher, Brian Wilson und Peter Paker gemeinsam? Sie alle sind offenbar Kunde der Online-Versandapotheke Philidor. Aber Philidor ist nicht irgendeine Apotheke. Sie gehört quasi zum kanadischen Pharmakonzern Valeant, der sie über eine Kaufoption kontrolliert. Auch die Umsätze von Philidor tauchen in der Bilanz von Valeant auf. Heißt: Je erfolgreicher die Apotheke, desto schöner die Zahlen des Pharmakonzerns. Genau hier liegt der Hund begraben.

    Denn was verbindet Jack Reacher, Brian Wilson und Peter Paker noch? Die drei sind alles andere als gewöhnliche Ottonormalverbraucher. Jack Reacher treibt als knallharter Militärermittler sein Unwesen und sieht dabei Tom Cruise verdammt ähnlich. Brian Wilson verdient sein Geld als kreativer Kopf der Beach Boys. Und Peter Paker schlüpft bekanntlich gerne mal in ein Spinnenkostüm. Schwer zu glauben, dass ein Superheld wie Spiderman tatsächlich Medikamente bei einer Versandapotheke bestellt.

    Genau aus diesem Grund steht Valeant seit wenigen Tagen im Verdacht, seine Bilanzen geschönt zu haben. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, sollen Angestellte des Pharmakonzerns zugleich bei der Versandapotheke gearbeitet und dort Kundenkonten unter falschem Namen geführt haben. Manch kreativer Mitarbeiter soll dabei auf bekannte Film- oder Musikfiguren zurückgegriffen haben, unter anderem eben auf Jack Reacher, Brian Wilson und Peter Paker alias Spiderman.

    Der bekannte Leerverkäufer Andrew Left hatte den Stein in der vergangenen Woche ins Rollen gebracht, als er in seiner Publikation Citron Research die Ungereimtheiten bei Philidor aufgriff. Seither hält sich der Verdacht der Bilanzfälschung hartnäckig – auch weil es Valeant bisher nicht gelungen ist, die Vorwürfe glaubhaft zu entkräften.

    Pharmakonzern mit Vorliebe für hohe Medikamentenpreise

    Das Pharmaunternehmen scheint an der Wall Street mehr und mehr in Ungnade zu fallen. Dabei galt Valeant zuletzt noch als neuer Shootingstar. Investoren huldigten dem Unternehmen, das vor allem mit seiner aggressiven Expansions- und Preispolitik für Schlagzeilen sorgte. Mehr als 140 Konkurrenten hat Valeant innerhalb der letzten sieben Jahre geschluckt und dafür rund 35 Milliarden US-Dollar in die Hand genommen. Der breiteren Öffentlichkeit wurde der Pharmakonzern allerdings erst im Zusammenhang mit horrenden Medikamentenpreisen bekannt. Das Geschäftsmodell basiert nämlich unter anderem darauf, Medikamente aufzukaufen und danach kräftig an der Preisschraube zu drehen. So verteuerte Valeant das Medikament Nitropress um ganze 212 Prozent, bei Isuprel waren es sogar 525 Prozent). US-Politiker zeigten sich empört und kündigten an, die Preispolitik der Pharmaindustrie künftig härter an die Kandare zu nehmen (siehe: 5.000 Prozent! Wenn Leben Retten zu billig ist – Pharmachef dreht an Preisschraube).

    Valeant-Aktie verliert über 30 Prozent – in nur einer Woche

    Moral spielt an der Wall Street allerdings nur eine untergeordnete Rolle, vor allem dann, wenn das Geld stimmt. Bei den Investoren kam das umstrittene Geschäftsmodell jedenfalls gut an, der Aktienkurs von Valeant ging lange Zeit regelrecht durch die Decke. Im August kostete die Valeant-Aktie stolze 262 US-Dollar – auf Fünfjahressicht eine Steigerung um 1000 Prozent. Doch dann begann der Absturz.

    Die Gerüchte um gefälschte Bilanzen haben dem Aktienkurs schwer zugesetzt. Seit August hat die Aktie mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Allein in der vergangenen Woche wurden zeitweise mehr als 30 Prozent des Börsenwerts vernichtet.

    Valeant-Chef Mike Pearson stemmt sich mit aller Macht gegen den Horrorcrash. Am Montag versuchte er das Vertrauen der Analysten zurückzugewinnen. Die Vorwürfe seien „komplett unwahr“ und von Left bewusst gestreut worden, da er als Short-Seller von einem sinkenden Kurs profitieren würde, behauptete er bei einer Telefonkonferenz „Wir führen unser Geschäft nach den höchsten ethischen Standards und bekennen uns zu vollständiger Transparenz“, so Pearson laut „Handelsblatt“. Die Tatsache, dass Valeant bisher zum Netz seiner Versandapotheken geschwiegen habe, begründete er mit „Wettbewerbsvorteilen“. An der Börse konnten die Ausführungen des Valeant-Chefs nur mäßig überzeugen. Die Aktie verliert auch in dieser Woche weiter an Boden.

    Update: Valeant trennt sich von Philidor

    Valeant hat inzwischen auf die Vorwürfe reagiert und bekannt gegeben, sämtliche Geschäftsbeziehungen zur Versandapotheke Philidor kappen zu wollen. Man habe das Vertrauen in Philidors Fähigkeit verloren, das Geschäft in einer für Valeant zufriedenstellenden Art und Weise weiterzuführen, heißt es von Seiten des Pharmaunternehmens. 



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