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    Marktkommentar  890  0 Kommentare GS&P: Ertragsstärke im Portfolio mit Aktien

    Die Theorie besagt, Aktien gehören in jedes Portfolio, doch laut dem deutschen Aktieninstitut haben 2014 gerade 13,1 Prozent der deutschen Bevölkerung ihr Vermögen in Aktien angelegt. Woran liegt das? Fehlt den Investoren das Wissen über Produkte oder Anlagestrategien in Aktienmärkten? Diese und weitere Fragen wurden u.a. von GS&P Geschäftsführer Wolfgang Zinn in einer Roundtable-Runde des Anlegermagazins "MeinGeld" diskutiert.

    Die Theorie besagt, Aktien gehören in jedes Portfolio, doch laut dem deutschen Aktieninstitut haben 2014 gerade 13,1 Prozent der deutschen Bevölkerung ihr Vermögen in Aktien angelegt.

    Woran liegt das? Fehlt den Investoren das Wissen über Produkte oder Anlagestrategien in Aktienmärkten?

    Wir haben mit Experten über Anlagemöglichkeiten in den Aktienmärkten gesprochen. Lesen Sie die Antworten von Martin Dilg, Sales Director Finanzinstitutionen Deutschland u. Österreich bei der AllianceBernstein Europe, Dr. Hendrik Leber, Geschäftsführender Gesellschafter der ACATIS Investment GmbH, Thomas Gerhardt, Leiter Globale Emerging Markets, Edmond de Rothschild Asset Management, Wolfgang Zinn, Geschäftsführender Gesellschafter beim unabhängigen Vermögensverwalter Grossbötzl, Schmitz & Partner und Detlef Glow, Leiter der Fondsanalyse für Europa, den mittleren Osten und Afrika bei Lipper, dem größten Fondsanalysehaus der Welt.

    Gibt es gewisse Spielregeln bei Aktieninvestitionen, die ein Anleger beachten sollte?

    DILG: Ja, und es ist ganz besonders wichtig, sich diese Spielregeln immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Damit verhindert man, das ursprüngliche Ziel aus den Augen zu verlieren. Gleichzeitig hat man einen roten Faden, an dem man sich immer wieder orientieren kann. Dieser muss sich an der jeweiligen Lebensphase ausrichten, da ein Berufseinsteiger komplett andere Präferenzen und Prioritäten in der Anlageentscheidung hat, als eine junge Familie oder ein Renteneinsteiger. Innerhalb der jeweiligen Lebensphase muss dann die persönliche Situation des Anlegers hinterfragt werden. Dabei geht es primär darum, welche Beträge überhaupt für Spar- und Anlagezwecke zur Verfügung stehen. Man kann mit kleineren monatlichen Beträgen durchaus Vermögen aufbauen ohne sich über den Einstiegszeitpunkt Gedanken machen zu müssen. Soll ein größerer Betrag angelegt werden und man ist sich über die künftige Aktienmarktentwicklung nicht sicher, teilt man diesen Betrag in drei, sechs oder zwölf Teile und investiert diese konsequent in die vereinbarte Strategie. Wie Sie sehen, auch der Anlagezeitraum spielt eine wichtige Rolle und wird hauptsächlich durch die Lebensphase bestimmt. Es stellt sich die Frage, wie lange ich das eingesetzte Kapital am Aktienmarkt arbeiten lassen kann, ohne meine Liquidität einzuschränken. Schlussendlich ist die persönliche Risikotragfähigkeit von enormer Bedeutung, um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben. Dazu sollte man sich an einen erfahrenen Berater wenden. Und nicht vergessen: Aktien sind Unternehmensbeteiligungen und keine Spekulationsobjekte!

    Früher gab es die sogenannte "buy and hold" Strategie - ist diese Strategie noch opportun oder gelten bei Aktien und Aktienfonds heute andere Regeln?

    LEBER: Buy and hold ist an sich eine sehr richtige Strategie, eignet sich aber nur für einen bestimmten Typ von Firmen, nämlich solche, die sehr stetig und berechenbar wachsen. Firmen, die hingegen eine sehr ereignisreiche Entwicklung durchmachen, sollte man kurzfristiger halten. Und schließlich gibt es Firmen, die aufkaufen oder aufgekauft werden - auch die müssen ereignisbezogen betrachtet werden. Also - grundsätzlich richtig, aber nur für die Marathon-Läufer unter den Unternehmen geeignet.

    Wie setzt sich die Rendite einer Aktie zusammen?

    LEBER: Die Rendite einer Aktie ergibt sich multiplikativ zusammen aus a) dem Gewinn. Der Gewinn ergibt sich aus der Umsatzentwicklung, der Margenentwicklung und der Zins- (Kapitalkosten)-Entwicklung; und b) der "Multiple"-Entwicklung. Diese spiegelt den Appetit des Marktes nach Aktien oder speziell nach dieser Aktie wieder. Beispiel: Gewinn ist 10 Euro pro Aktie, Multiple (KGV) ist 10, dann ist der Kurs 100. Gewinn steigt auf 11 bei gleichbleibendem Multiple, dann steigt der Kurs auf 110. Der Markt erhöht seine Vorliebe für diese Aktie und steigert das KGV auf 11, dann steigt der Kurs weiter auf 121. Beide Faktoren sind multiplikativ miteinander verknüpft.

    Sind Aktien(-fonds) durch ihre hohe Volatilität nicht grundsätzlich zu risikoreich?

    GERHARDT: Das Thema Volatilität ist bei vielen Anlegern negativ belegt, dabei umfasst der Begriff nicht nur die Abwärtsbewegung des Wertes einer Aktie, sondern ebenfalls den Kursgewinn. Es gibt gute und schlechte Volatilität, niemand beschwert sich über die Volatilität, die Kurse steigen lässt.

    Für Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont ist die Volatilität von Aktien grundsätzlich kein Problem. Es gilt: Je länger die Haltezeit, desto niedriger die Volatilität. Ein Börsensprichwort sagt "Aktien muss man sich leisten können", das heißt, wenn Sie vorhaben, sich in einem Jahr einen neuen Wagen zuzulegen, wäre es sicherlich nicht ratsam, das Gesparte in Aktien zu investieren. Sie wären mit einem Geldfonds oder einer Anleihe besser beraten. Doch auch bei solchen Investments ist zu berücksichtigen, dass festverzinsliche Wertpapiere nicht mehr die risikofreie Anleiheklasse von einst sind.

    Bei der Auswahl von Aktien wird häufig von der Bottom-up-Analyse gesprochen. Was ist darunter zu verstehen und gibt es auch andere Ansätze?

    GERHARDT: Dem Bottom-up-Ansatz steht die Top-Down-Analyse gegenüber. Bei Bottom-Up (Bottom auf Englisch der Boden) fängt man bei der Analyse mit der kleinsten Einheit, dem einzelnen Unternehmen an. Ein Aktienmanager, der sich nur auf Bottom-up spezialisiert hat, interessiert sich nur sekundär für die großen Trends. Er versucht durch fundamentale Aktienanalyse interessante und profitable Einzelunternehmen zu identifizieren. Erst dann wird das Unternehmen in der Branche und im Gesamtmarkt bewertet. Demgegenüber analysiert der Top-Down-Ansatz die Entwicklung einer Volkswirtschaft und versucht davon ausgehend in einem zweiten Schritt Rückschlüsse auf die Entwicklung von Sektoren und einzelnen Unternehmen zu ziehen. Ein Mix der beiden Ansätze ist für uns die richtige Herangehensweise. Insbesondere bei zyklischen Aktien ist die Integration des Top-Down-Ansatzes in die Analyse unabdingbar. Steht ein Portfolio-Manager vor der Entscheidung, einen Stahlproduzenten in sein Portfolio aufzunehmen, ist es für ihn wichtig zu wissen, wo wir im Zyklus stehen. Bei weniger zyklischen Sektoren wie Telekommunikation, Pharma und Konsum wiederum ist die Einzeltitelauswahl von viel größerer Bedeutung.

    Unser Ansatz ist es, im ersten Schritt unter Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen Lage interessante Themen und Sektoren zu ermitteln und dann im zweiten Schritt innerhalb dieser Themenkreise profitable, gut geführte Unternehmen zu finden, in die wir investieren.

    Kann man mit Aktienfonds den Vermögensaufbau planen? Welche Kriterien sind hierzu entscheidend?

    ZINN: Aktienfonds eignen sich ganz hervorragend und sollten - sinnvollerweise bereits in jungen Jahren beginnend - als wesentlicher Baustein zum Vermögensaufbau eingesetzt werden. Gegenüber der Einzelanlage haben Aktienfonds den Vorteil, dass sie in " einen Korb von Aktien" investieren und damit das Anlagerisiko auf viele Aktien verteilen. Eindeutig belegt ist, dass die Aktie langfristig die renditestärkste unter allen Anlageklassen ist. Eine Faustregel, die eine Empfehlung für die Höhe der Aktienquote festlegt, besagt: 100 minus aktuelles Lebensalter = langfristige Aktienquote. Ein 30-jähriger Anleger sollte demnach eine Aktienquote von 70 Prozent umsetzen. Natürlich spielen persönliche Risikoneigung, Einkommen, Lebensgewohnheiten und das familiäre Umfeld eine wichtige Rolle. Dennoch gilt: Je jünger, desto höher sollte die Aktienquote sein. Das wohl wichtigste Kriterium bei der Aktienanlage ist der Zeithorizont. Liegt dieser unter 3 Jahren, ist grundsätzlich von der Aktienanlage abzuraten. 5 bis 10 Jahre sollten wenigstens zur Verfügung stehen, noch längere Anlagezeiträume sind dagegen herausragend prädestiniert für den Vermögensaufbau mit Aktien! Wenn der Zeithorizont ausreichend lang ist, kann der Anleger im Rahmen der unbedingt notwendigen Diversifikation bei der Aktienanlage auch gerne eine etwas dynamischere Allokation wählen und langfristig attraktive Nischenthemen wie zum Beispiel Emerging Markets beimischen. Aktienfondssparpläne mit regelmäßigen, zum Beispiel monatlich gleichbleibenden Einzahlungen bieten eine hervorragende Möglichkeit, ein Vermögen aufzubauen. Der regelmäßige Sparbeitrag relativiert die Kursschwankungen bei Aktien und wirkt sich günstig auf den durchschnittlichen Einstandspreis aus.

    Worauf sollten Berater und Investoren bei der Auswahl eines Aktienfonds achten?

    ZINN: Ein Aktienfonds sollte eine mindestens 5-jährige Performancehistorie aufweisen, sich bereits auch in marktschwachen Phasen bewährt haben und zu den besseren in seinem Anlageuniversum gehören. Transparente und nachvollziehbare Informationen zur Erfahrung und Qualität des Fondsmanagements und eine angemessene Kostenstruktur des Fonds sollten ebenfalls vorliegen. Ebenso muss das Fondsmanagement ausreichend flexibel und aktiv auf Marktveränderungen reagieren können, damit im Sinne des Anlegers plötzliche Marktchancen wahrgenommen oder Risiken vermieden werden können. Optimal ist, wenn ein Aktienfonds - je nach aktueller Marktlage - die Möglichkeit hat, die Aktienquote des Fonds aktiv zu steuern. Aktienfonds, die sich ausschließlich nahe an Benchmarks orientieren müssen, eignen sich dafür nicht! Ein ausgeglichenes Chance-Risikoprofil sorgt für gleichmäßige Erträge und eine niedrigere Volatilität. Integrierte Absicherungskonzepte bieten an stürmischen Börsentagen Mehrwert und schonen sowohl das Kapital als auch die Nerven der Anleger, ein Vorteil im derzeitigen Marktumfeld. Eine allzu defensive Allokation sollte allerdings nicht gewählt werden, da ansonsten die Performance leiden könnte. Schließlich geht es um den Aufbau eines Vermögens: die gesunde Mischung aus Risiko und Ertrag entscheidet über den langfristigen Erfolg.

    Sind Aktienfonds für die Altersvorsorge geeignet?

    GLOW: Diese Frage ist ganz klar mit einem "Ja" zu beantworten. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und sage, Aktienfonds sind für die Altersvorsorge unverzichtbar. Wie hoch der Anteil dieser Anlageklasse im Portfolio sein sollte, hängt allerdings von der individuellen Risikotragfähigkeit des Anlegers ab. Gerade bei der Altersvorsorge kommt es darauf an, dass der Anleger ertragsstarke Anlageklassen in seinem Portfolio nutzt, um ein möglichst hohes Endkapital zu erreichen, aus dem er dann später seine Rente bezieht. Schaut man auf die Ergebnisse der Vergangenheit, scheinen Aktienfonds für diesen Zweck sehr geeignet zu sein. Denn auch wenn Aktienfonds immer wieder von starken Kursrückgängen betroffen sind, können sie sich von diesen doch wieder erholen, wenn der Anleger genügend Zeit mitbringt. Da es sich bei der Altersvorsorge in der Regel um einen langfristigen Anlageprozess handelt, sollte hier entsprechend genug Zeit vorhanden sein. Allerdings gilt es gegen Ende der Ansparphase das Risiko im Portfolio zu reduzieren, damit der Anleger nicht am Ende dieser Phase von einem Kurseinbruch getroffen wird und sich dadurch seine Rente reduziert. Zudem sollte der Sparer darauf achten, dass der von ihm genutzte Fonds keinen Schwerpunkt auf einzelne Länder oder Branchen legt und in Qualitätsaktien investiert. Nur so kann er sicherstellen, dass er mit seiner Altersvorsorge nicht spekuliert, sondern investiert. Somit ließe sich die Frage auch anders beantworten: Aktienfonds, die breit gestreut in Qualitätsaktien investieren, sind aufgrund des langfristigen Anlagehorizontes ein unverzichtbarer Bestandteil für die Altersvorsorge.

    VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH.




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