EZB-Finanzpolitik
Inflationsrate zwei Prozent um jeden Preis?
Die Inflationsrate in der Euro-Zone verharrt seit über einem Jahr bei etwa null Prozent. In Deutschland, Niederlande, Spanien, Finnland, Portugal und weiteren Euro-Ländern wächst die Wirtschaft derzeit moderat. In vielen anderen Euro-Ländern stagniert die Wirtschaft, wie beispielsweise in Frankreich und Italien.
Die Europäische Zentralbank EZB möchte eine Deflation verhindern, damit keine Preissenkungsspirale in Gang kommt. Die Zielgröße der Inflationsrate wurde entsprechend auf zwei Prozent festgelegt. Aus dem Grund wurden die kurzfristigen Zinsen bereits vor einiger Zeit auf null Prozent gesenkt (Einlagenzins der Banken sogar auf minus 0,2 Prozent). Zusätzlich wurden Anfang des Jahres Anleihekäufe für 60 Milliarden Euro pro Monat beschlossen.
Welche Wirkung ist erkennbar?
Folge der Zinssenkungen und der Anleihekäufe war ein Verfall des Euro gegenüber dem US-Dollar von 1,40 auf nunmehr 1,06 EUR/US-Dollar. Gleichzeitig erhalten die Sparer kaum noch Zinsen auf Termingelder sowie Anleihen. Beim Erwerb von Bundesanleihen mit Laufzeiten bis zu drei Jahren muss der Anleger sogar einen Negativzins zahlen. Fast nur noch Anleihen mit hohen Risiken bringen noch einen nennenswerten Ertrag. Das Bonitätsrisiko wird damit kaum noch vergütet – auch genannt „zinsloses Risiko“.
Zwar können Bauherren günstige Kredite erhalten und der Bau wird angekurbelt, aber viele mittelständische Unternehmen erhalten eher weniger Kredite, da Banken durch Basel III restriktiver werden. Die Baupreise steigen, aber die Inflation steigt dennoch nicht, da gleichzeitig die Rohstoffpreise, allen voran Metalle und Energie auf neue Tiefststände absackten. Benzin und Heizöl ist so billig wie seit Jahren nicht.
Was wird die EZB tun?
Da die EZB derzeit stur das Inflationsziel von zwei Prozent im Auge hat, ist damit zu rechnen, dass die Zinsen noch weiter gesenkt und die Anleihekäufe ausgeweitet werden. Das wird dann jedem Negativzins bescheren, der Geld auf dem Girokonto hat oder nur für ein bis zwei Jahre parken möchte.
Fazit: Die Maßnahmen der EZB sind bislang wirkungslos verpufft. Falls die EZB die Zinsen weiter senken und die Anleihekäufe ausweiten sollte, wird auf Dauer das Sparen immer schmerzhafter. Dies wird voraussichtlich zur Folge haben, dass die 1,9 Billionen Euro, die in Deutschland in Termingelder geparkt sind, vermehrt ausgegeben werden, entweder in Konsum oder in Sachinvestments. Zu letzteren werden neben Immobilien vermehrt auch Unternehmensanteile, also primär Aktien, gehören.
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