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Sex, Geld und Macht! Netflix verdoppelt Eigenproduktionen - Anleger erstarren
Ein skrupelloser Kongressabgeordneter, der für sein Ziel auch gern mal über Leichen geht. Eine sittsam-bürgerliche New Yorkerin, die sich plötzlich im Frauenknast wiederfindet. Der Streamingdienst Netflix will am Erfolg seiner eigens geschaffenen Serienmythen anknüpfen. Für das kommende Jahr ist eine Verdoppelung von 16 auf insgesamt 31 Eigenproduktionen geplant. Mit dem teuren Vorhaben sorgten die Entscheider zumindest schonmal bei den Anlegern für Gänsehaut.
Eigenproduktionen entwickeln sich nach und nach zur verlässlichen Cash Cow von Netflix – weltweit verzeichnet der Streamingdienst dank der selbst gedrehten Inhalte wachsende Abonnentenzahlen. Im Quartal von Juli bis September nutzten mehr als 69 Millionen Kunden in 50 Ländern die Internet-Videothek. Bis Ende 2016 wollen die Macher in allen Ländern der Welt präsent sein und ihre Eigenproduktionen von 16 auf 31 Serien verdoppelt haben. Dies teilte Content-Chef Ted Sarandos auf einer Analystenkonferenz in New York mit.
Dabei landet Netflix laut einer Studie des kanadischen Branchendienstes Sandvine in Nordamerika auf Platz 1 sämtlicher Streamingdienste. In der abendlichen Primetime kommt Netflix demnach auf einen Anteil von 37 Prozent am Datenverkehr fester Internetanschlüsse und liegt damit weit vor YouTube (17,9 Prozent) und Amazon Video (3,1 Prozent).
Superhelden, Dokus und Kinderprogramme
Worum es sich bei den neuen Inhalten genau handelt, ist laut dem Online Magazin WinFuture noch nicht vollständig bekannt. Aus dem Marvel-Exklusiv-Deal stehen aber bislang noch die zwei Superhelden-Reihen Luke Cage und Iron Fist sowie die Miniserie The Defenders aus. Weiterhin sollen die Klassiker Lost in Space und Full House neu verfilmt werden.
Doch es geht noch weiter: Neben den Eigenproduktionen sei laut Business Insider zusätzlich die Veröffentlichung von zehn Spielfilmen, zwölf Dokumentationen, zehn Stand-Up-Comedy-Specials sowie 30 Programmangeboten für Kinder in Planung. Der einstige Streaming-Anbieter von lizensierten TV-Inhalten scheint sich offensichtlich in der Rolle des Film- und Fernsehproduzenten zu gefallen.
Ein teurer Spaß
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Den Anlegern schlackern derweil jedoch die Ohren: Nach einem Allzeithoch, welches innerhalb von 12 Monaten einen 174 prozentigen Kursgewinn generierte, brach die Aktie nach der Ankündigung um rund 4,3 Prozentpunkte ein. Neben den explodierenden Kosten befürchtet man auch sinkende Erlöse aufgrund zahlreicher Lizenzstreits des Streamingdienstes mit konventionellen Fernsehsendern.
Sarandos versuchte dennoch zu beruhigen und machte indes auf die weltweite und dauerhafte Exklusivität sämtlicher Netflix-Eigenproduktionen aufmerksam: Auch wenn die hausgemachten Serien und Filme
zunächst nicht billig sind, sei das Geld hier langfristig besser angelegt, als beim ewigen Feilschen um externe Inhalte.