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    Junk-Bonds ETFs machen dicht  11700  1 Kommentar Die Lunte brennt! Chaos am Markt für High-Yield Junk-Bonds - Investoren in der Falle?

    In Zeiten der Nullzinspolitik sind Zinsen von fünf oder sieben Prozent auch für Privatanleger das reinste Lockmittel. Da boten sich hochverzinste Junk-Bonds ETF wohlfeil und versprachen das große Geld. Das kleine Problem: Wie auch bei den Subprime Hypotheken handelt es sich hierbei um hoch komplexe Finanzprodukte und einen verhältnismäßig illiquiden Markt. Die Mechanismen und die Risiken werden wohl von kaum einer Handvoll an Privatanlegern verstanden. Im guten Glauben, immer verkaufen zu können, lehnten sich die meisten Anleger zurück. Doch was, wenn die Herde anfängt zu laufen? Was, wenn der Verkaufsdruck zunimmt, fragte der Wall-Street-Korrespondent Markus Koch bereits im August. Dies scheint nun der Fall zu sein.

    High-Yield Bond-Markt - die Lawine rollt

    Letzte Woche kam die Lawine ins Rollen: Aus Fonds, die am Markt für hochverzinsliche Ramschanleihen investiert sind, wurden 3,5 Milliarden US-Dollar abgezogen. Das an sich ist schon eine Hausnummer, doch bei einem vergleichbar illiquiden Markt wie dem der High-Yield Junk-Bonds (hochverzinsliche Ramschanleihen) bekommt der Wert eine gefährliche Bedeutung. Und, wie es immer ist, wenn alle zum Ausgang rennen, wird es eng. So geschehen am Mittwoch vergangener Woche, als der „Third Avenue Focused Credit Fund“ mitteilte, seine Pforten zu schließen und Rückzahlungen an die Investoren einzufrieren. Das heißt, sowohl institutionelle als auch Privatanleger müssen wohl oder übel an ihren Positionen festhalten. Wenn es ernst wird, kommt keiner mehr raus.

    Am Montag fiel dann der Index „iShares iBoxx $ High Yield Corporate Bond ETF“, der größte Ramschanleihen-ETF nach verwalteten Assets, auf das niedrigste Niveau seit 2009. Einen konkreten Grund könne man dafür nicht ausmachen, betonte Michael Contopoulos gegenüber dem „Business Insider“. Es sei eher das Zusammenwirken verschiedener Faktoren, die seit Juni zum Ausverkauf bei den hochriskanten Papieren führen.

    Ölpreiskrieg nimmt Energieunternehmen als Geisel

    Und das ist erst der Anfang. Vor allem vor dem Hintergrund der Energiekrise seien höhere Ausfallraten zu erwarten, heißt es am Markt. Der Ölpreis scheint weiterhin seinen Boden zu suchen und präsentiert sich wie ein Fass ohne Boden. So fiel der Preis für ein Barrel der Sorte Brent in der letzten Woche erstmals seit 2009 unter 40 US-Dollar (wallstreet:online berichtete). Mittlerweile wackelt sogar die 37-US-Dollar-Marke. 

    Vor allem Unternehmen, die stark vom Ölpreis abhängen, stehen zunehmend unter Druck. Damit geraten auch Institutionelle Investoren auf dem Markt der hochverzinslichen Junk-Bonds ins Wanken. Wie J.R. Rieger, Managing Director and Global Head of Fixed Income von S&P Dow Jones Indices berichtet, hat der „S&P 500 Energy Corporate Bond Index“, der über 255 Milliarden US-Dollar an Schuldverpflichtungen umfasst, seit Juli 2015 bis vergangenen Freitag gut sechs Prozent nachgegeben, während der „S&P 500 Bond Index“ bei 0,02 Prozent liegt. Rieger verweist zudem auf die steigenden Kosten von CDS (Credit Default Swaps) für Unternehmen im Energiesektor, die den Investoren zur Absicherung möglicher Ausfällen dienen. Die Kosten seien seit März dieses Jahres um 185 Prozent angestiegen. Zuversicht sieht anders aus.

    Ausfallraten werden sich verdreifachen

    Ein Drittel aller Unternehmen im Segment für Junk-Bonds schreiben zurzeit rote Zahlen, betont Finanzexperte Koch. Trotz des Anstieg liegen die Ausfallquoten weiterhin bei nur zwei bis drei Prozent. Nur werde es dabei nicht bleiben. In den nächsten Monaten werde sich die Ausfallquote um mehr als das Dreifache erhöhen. Auch die Finanzexperten von „Barron’s“ schüren vor diesem Hintergrund die Sorge um einen einbrechenden ETF Junk-Bond-Markt und ziehen Zahlen der Ratingagentur Fitch heran. Demnach werde die Ausfallrate im Energiesektor im kommenden Jahr auf bis zu 11 Prozent ansteigen (vgl. 1999: 9,7 Prozent). Im Vergleich dazu prognostiziert Fitch für US-Unternehmen außerhalb des Energiesektors einen Anstieg der Ausfallrate von 3,3 Prozent in diesem Jahr auf 4,5 Prozent in 2016. 

    Ok, sagen Sie? Zweistellige Ausfallraten nur im Sektor Energie… So schlimm kann es doch nicht kommen? Weit gefehlt! Zwar machen Unternehmen des Energiesektors laut Wall-Street-Korrespondent Koch nur 17 Prozent des gesamten Junk-Bond Marktes aus. Allerdings sollte man sich vor Augen führen, dass auch der Anteil von Subprime Hypotheken nur bei 20 Prozent am gesamten Hypothekenmarkt betrug. Deren Ausfall zwang jedoch die Finanzmärkte auf der ganzen Welt in die Knie. Die Folgen sind uns noch allgegenwärtig - wie in letzter Konsequenz auf der Run auf Ramschanleihen, die mit ihrem Zinsversprechen viele Anleger verführten. Der Kreis scheint sich zu schließen und das Rad, das dreht sich weiter.

    Die Frage ist nicht ob, sondern wann das Dynamitfass explodiert

    Wir sehen erst den Anfang der Turbulenzen im hochverzinsten Markt für Ramschanleihen. Die ersten Krankheiten im Markt sieht man nicht bei den Blue Chips oder den Stars, sondern bei den Schwächsten im Glied, also den High Yield Junk-Bonds und dort insbesondere bei den Energieunternehmen, betont der Finanzexperte Koch. Also, wird das Jahr 2015 als das schlimmste Nicht-Rezessionsjahr für hochverzinste Schuldpapiere in die Geschichte eingehen, wie es  Lotfi Karoui von Goldman Sachs behauptet? Für Star-Investor Carl Icahn scheint die Sache klar: Der Markt für hochverzinsliche Ramschpapiere sei ein „Dynamitfass, das früher oder später hochgehen wird.“ Wir stehen erst am Anfang des Finanzkollapses. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann.





    wallstreetONLINE Redaktion
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