Dubiose Tauschgeschäfte
Deutsche Bank versinkt im Geldwäsche-Sumpf - Skandal weitet sich aus
Schlimmer geht immer. Auch bei der Deutschen Bank wollen die Skandalschlagzeilen einfach nicht abreißen. Im Gegenteil, schon rollt die nächste Lawine, denn: das Ausmaß des russischen Geldwäsche-Skandal soll viel größer sein als bislang angenommen.
Anfang des Jahres kursierten erste Meldungen über dubiose Tauschgeschäfte bei der Deutschen Bank in Russland, auch wallstreet:online berichtete. Inzwischen hat sich das Ganze längst zu einem handfesten Skandal entwickelt, doch es kommt noch schlimmer: Die Deutsche Bank hat Insidern zufolge in ihrer Russland-Sparte weitere vermutlich unsaubere Geschäfte in Milliardenhöhe entdeckt. Die Summe der verdächtigen Deals mit russischen Kunden steige damit von 6 Milliarden auf 10 Milliarden US-Dollar (9,2 Mrd Euro), berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag und berief sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen.
Wieder geht es um „mirror trades“
Wie schon bei der bekannten Summe, soll es sich auch bei den nun entdeckten vier Milliarden US-Dollar vor allem um sogenannte „mirror trades“ („Spiegelgeschäfte“) handeln. Bei dieser Art von Handelsgeschäften kann eine Währung in eine Fremdwährung umgetauscht werden, etwa Rubel in US-Dollar. Konkret sollen russische Kunden im Fall der Deutschen Bank Wertpapiere im Moskauer Büro der Bank gekauft und dann die identischen Papiere in Fremdwährungen über die Londoner Niederlassung des Instituts wieder verkauft haben.
Weil die Geschäfte, in denen auch enge Putin-Freunde verwickelt sein sollen (siehe hier), auch in US-Dollar abgewickelt wurden, ermittelt seit geraumer Zeit das Justizministerium in Washington. Zwar sind solche Tauschgeschäfte an für sich völlig legal. Im Zuge der Ermittlungen wird aber untersucht, ob die Deutsche Bank bei der Ausführung dieser Geschäfte gegen Geldwäsche-Regulieren verstoßen hat. Eine Stellungnahme lehnte die Behörde nun allerdings ab.
Deutsche Bank erhöht Rückstellungen für Rechtsrisiken
Den Insidern zufolge hat die Bank diese Entdeckung schon im September bei internationalen Aufsehern gemeldet, darunter auch den US-Behörden. Eine Sprecherin der Bank lehnte eine Stellungnahme am Dienstag ab. Der Dax-Konzern hatte jedoch schon in seinem jüngsten Quartalsbericht von Geschäften mit einem erheblichen Gesamtvolumen berichtet, die untersucht würden.
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Zahlreiche Skandale haben in den vergangenen Jahren den Ruf der Bank beschädigt, dazu gehörten Zinsmanipulationen und fragwürdige Hypothekengeschäfte. Das Institut musste bereits Strafen in Milliardenhöhe akzeptieren, und die Liste der offenen Rechtsstreitigkeiten ist noch lang. Der neue Co-Chef John Cryan hatte zuletzt angekündigt, dass die juristischen Altlasten die Bank noch lange beschäftigten dürften. Zu Monatsbeginn erhöhte er die Rückstellungen für Rechtsrisiken um weitere 1,2 Milliarden Euro.
Mit dpa-AFX