Aufstand der Investoren
Aktionäre drohen VW-Spitze: Weg mit Pötsch!
Erst Lenker, jetzt Henker: Als neuer Aufsichtsratschef muss Hans Dieter Pötsch mögliche Haftungsansprüche gegenüber dem früheren VW-Vorstand prüfen – also auch gegenüber sich selbst. Kann das gut gehen? Nein, sagen führende Investoren und setzen Volkswagen die Pistole auf die Brust.
Die Personalie Hans Dieter Pötsch sorgt seit Längerem für Empörung. Im Zuge des Manipulationsskandals saß er noch als Finanzvorstand in der Chefetage des VW-Konzerns. Nun soll ausgerechnet er als neuer VW-Aufsichtsratschef die Aufarbeitung des Dieselgates anführen. Damit habe Volkswagen den Bock zum Gärtner, kritisierte wallstreet:online (siehe hier).
Aber nicht nur in den Medien hagelt es Kritik für diese Personalentscheidung. Auch hinter den VW-Kulissen fliegen die Fetzen. Einflussreiche Investoren gehen nun in die Offensive und drohen offen mit einer Revolte. Eine „grundlegende Neubesetzung des VW-Aufsichtsrats“ müsse her, so die Forderung. Andernfalls sei bei der Hauptversammlung des Konzerns „mit einer sehr kritischen Diskussion zu rechnen“, warnt Hans-Christoph Hirt vom britischen Großanleger Hermes EOS in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Hermes vertritt die Stimmrechte großer Investoren, Hirt gilt damit als einer der einflussreichsten Aktionärssprecher im VW-Gefüge.
Die bisherigen Bemühungen der neuen VW-Spitze, den Skandal um manipulierte Abgaswerte aufzuarbeiten, schmecken ihm ganz und gar nicht. Wenn VW den Skandal ernsthaft aufarbeiten wolle, brauche es dafür unabhängige, sachkundige Leute, so Hirt. Doch die Realität bei Volkswagen ist eine andere. „Der Aufsichtsrat sei „dominiert von der Familie Porsche/ Piech“ und „nicht optimal zusammengesetzt“. Investoren machen keinen Hehl daraus, dass ihnen angesichts der zahlreichen Interessenkonflikte innerhalb des Kontrollgremiums langsam aber sicher der Geduldsfaden reißt (Lesen Sie hierzu: Putsch bei Volkswagen? Aktionär fordert Rücktritt von VW-Chef Müller). Unverblümt stellt nun auch Hirt der Konzernspitze ein Ultimatum: Bis zur Hauptversammlung im Frühjahr habe die Konzernführung Zeit, die Investoren vom Neuanfang zu überzeugen.
Lesen Sie auch