Italien
Pleite-Angst löst Börsen-Panik aus: Aktien italienischer Krisenbanken brechen ein
Der Pleitegeier schwebt über Italiens Banken. Viele Geldinstitute stehen mit dem Rücken zur Wand. An der Börse kam es deshalb zu einem panikartigen Ausverkauf. Die Aktien italienischer Banken stürzten ins Bodenlose.
Dass es um die Kapitaldecke vieler italienischer Banken nicht gerade gut bestellt ist, ist hinlänglich bekannt. Doch nun nahm die Furcht vor einer Pleiteserie überhand und sorgte an der Börse für einen regelrechten Ausverkauf. Wie „Spiegel Online“ berichtet, stürzte die Aktie der Traditionsbank Monte Dei Paschi di Siena am Montag um 9,7 Prozent in die Tiefe. Mit nur noch 0,94 Euro kostete das Papier so wenig wie nie zuvor. Es ist nicht der erste Börsencrash der weltweit ältesten Bank, der für Schlagzeilen sorgt. Im vergangenen Jahr stürzte die Aktie der Krisen-Bank schon einmal dramatisch ab und riss sogar den DAX mit in die Tiefe (wallstreet:online berichtete). Auch das Papier der Bank Carige erlebte einen schwarzen Montag und brach um 12,3 Prozent ein. Wie Monte Dei Paschi di Siena fiel auch die Carige-Aktie unter die Marke von einem Euro und erreichte bei 0,91 Euro ebenfalls ein neues Rekordtief. Das Durchbrechen der Ein-Euro-Marke habe bei beiden Papieren Anschlussverkäufe ausgelöst, zitiert „SPON“ einen Händler. Beide Aktien mussten daraufhin zeitweise vom Handel in Mailand ausgesetzt werden.
Keine Hilfe vom Staat, Banken müssen sich selbst retten
Wallstreet:online berichtete zuletzt immer wieder über die finanziellen Schwierigkeiten des italienischen Bankensystems. Die Pleite vor Augen, wendeten sich die Geldinstitute an den Staat (siehe: Lieber Staat, bitte rette uns! Gleich drei italienische Banken brauchen Milliardenhilfen). Doch der Hilferuf ist vergebens, denn Rom will und kann die Banken nicht retten. Stattdessen soll sich das Bankensystem über einen gemeinsamen Solidaritätsfonds selbst helfen. Bail-In statt Bail-Out, so das Motto. Konkret werden die Gläubiger einer Bank (ab einer bestimmten Höhe) und eben nicht mehr die Steuerzahler an der Abwicklung einer pleitebedrohten Bank beteiligt. Die Kosten der Rettung sollen diejenigen tragen, die zuvor das Risiko eingegangen sind, in diese Bank zu investieren, so die politische Überlegung hinter der neuen EU-Richtlinie, die seit 01. Januar 2016 nationales Recht ist.
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Aus politischer Sicht macht dieser Ansatz durchaus Sinn: Die Zocker und eben nicht die Steuerzahler sollen haften. Doch was, wenn es sich bei diesen Zockern um gutgläubige Sparer handelt, die keine Ahnung hatten, welch hochriskantes Geschäft sie eingehen? Genau das ist nämlich passiert, als kürzlich gleich vier italienische Regionalbanken zusammenbrachen und Tausende Bankkunden über hochriskante Nachranganleihen mit in den Abgrund rissen. Die komplette Geschichte lesen Sie hier: Bank pleite, Geld weg – Tausende ahnungslose Sparer in den Ruin getrieben.