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    Bad Bank mit Staatsgarantie  6823  1 Kommentar Nun also doch! Italien will Banken retten - und Hedgefonds verdienen kräftig mit

    Die Sorgen um Italiens Banken nehmen zu, Verunsicherung macht sich an den europäischen Börsen breit. Spekulanten lauern bereits – und das offenbar mit freundlicher Genehmigung der italienischen Regierung.

    Über Italiens Banken kreisen schon länger die Pleitegeier. In ihren Bilanzen haben sich faule Kredite in Volumen von mehr als 200 Milliarden Euro angesammelt. Eine Gefahr für den Bankensektor sieht der Generaldirektor der italienischen Zentralbank, Salvatore Rossi, darin aber nicht. „Wenn man die Situation der italienischen Banken rational bewertet, gibt es keinen Grund, eine Krise in diesem Bereich zu fürchten“, sagte er gegenüber „dpa-AFX“. Zwar sei der Druck auf die Banken „sehr stark“, die Turbulenzen basierten aber auf unbegründeten Ängsten und „Marktgerüchten“.

    Rund 24 Milliarden an Faulen Krediten liegen laut dem „Handelsblatt“ allein bei der Banca Monte Dei Paschi, dem ältesten Geldhaus der Welt. Kein Wunder also, dass ausgerechnet ihre Aktie in den vergangenen Wochen enorm unter Druck stand. Über 45 Prozent hat sie seit Jahresanfang an Wert eingebüßt, auch die Papiere anderer Banken mussten herbe Verluste wegstecken (siehe hier und hier).Besonders dramatisch war die Achterbahnfahrt der für Monte-Dei-Paschi-Aktie in der vergangenen Woche: Am Mittwoch stürzte die Aktie mehr als 18 Prozent in die Tiefe und notierte bei knapp 50 Cent. Der Handel wurde daraufhin ausgesetzt. Zwei Tage später dann die Wende. Die Aktie legte plötzlich ein fulminantes Comeback hin und kletterte über 40 Prozent in die Höhe. Was war passiert? Italienische Medien glauben: Spekulanten hatten ihre Finger im Spiel.

    Nahmen US-Hedgefonds die Aktie ins Visier?

    Das „Handelsblatt“ zitiert die italienische Zeitung „La Stampa“, wonach die „drei Tage des Zitterns“ das Ergebnis „einer gigantischen Operation am grünen Tisch“ gewesen seien, die „mindestens drei amerikanische Hedgefonds erdacht haben.“ Um welche Hedgefonds es sich dabei handeln soll, blieb jedoch unklar. Trotzdem scheinen italienische Medien überzeugt, dass Hedgefonds bewusst auf fallende Kurse gewettet und so den Absturz ausgelöst bzw. beschleunigt hätten. In der besagten Woche fanden in Rom wichtige Beratungen statt, wie mit den faulen Krediten umgegangen werden sollte. Hedgefonds hätten darauf spekuliert, dass mögliche Garantien nicht ausreichen würden, um Monte Dei Paschi zu retten, mutmaßt „La Stampa“. Doch weshalb sollten die Spekulanten dann so schnell wieder aufgegeben haben?

    Möglicherweise hat es etwas damit zu tun, dass die EU-Kommission in dieser Woche grünes Licht für den Plan Italiens zur Einrichtung einer Bad Bank gab. In diese Gesellschaft sollen Banken ihre faulen Kredite auslagern können. Ziel ist es, die Bilanzen der Banken zu entlasten und die Kreditvergabe in Italien wieder anzukurbeln.

    Rom will Garantien an Hedgefonds verkaufen

    Damit rettet der italienische Staat die Banken nun doch … zumindest ein bisschen. Denn vom ursprünglichen Plan, wonach staatliche Fonds die faulen Kredite übernommen hätten, musste die Regierung ablassen, weil die EU-Kommission das als unerlaubte Staatshilfe wertete. Stattdessen sieht der neue Entwurf nun vor, dass der Staat lediglich Garantien ausgibt, die die Verluste potenzieller Käufer der faulen Kredite begrenzen sollen. Diese Garantien will Rom zu Marktpreisen verkaufen, allerdings sind die Details hierzu noch offen (Mehr dazu hier).

    Als mögliche Käufer gelten vor allem Hedgefonds sowie alternative Vermögensverwalter und genau hier könnte sich der Kreis schließen. Es ist durchaus denkbar, dass sich die Prioritäten der Spekulanten geändert haben: Statt am Aktiencrash der Bank können sie jetzt an den faulen Krediten, versüßt durch staatliche Garantien, verdienen. Das „Handelsblatt“ zitiert in diesem Zusammenhang eine interessante Aussage von Italiens Premierminister Matteo Renzi. Dieser hob demnach im Interview mit der italienischen Zeitung „Il Sole-24ore“ den „unglaublichen Preis“ hervor, den Monte Dei Paschi heute habe, und sagte: „Ich glaube, die beste Lösung ist die, die der Markt entscheidet. Es würde mir sehr gefallen, wenn es eine italienische Lösung gäbe, aber wer auch immer kommt, macht ein optimales Geschäft.“



    wallstreetONLINE Redaktion
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