Europäische Banken: The Big Short
Stoxx-600-Banks im freien Fall und kein Ende absehbar
In den vergangenen 12 Monaten ist der Stoxx-600-Banks-Index um über ein Viertel eingebrochen, während der Stoxx600 weniger als 10 Prozent im gleichen Zeitraum nachgegeben hat. Das Ergebnis des europäischen Banksektors ist mit -18 Prozent seit Jahresanfang ebenfalls wenig erbaulich. Für mutige Antizykliker vielleicht eine gute Gelegenheit hier einzusteigen?
Objektiv und abseits der tagesaktuellen Probleme betrachtet sind Bankaktien, abgesehen von vereinzelten Ausnahmen, aktuell und auf absehbare Zeit kein echter Investmentcase, außer der Investor möchte Bankaktien oder den ganzen Sektor shorten. Die Probleme, die insbesondere im Investmentbanking abgelesen werden können, sind hausgemacht. Stellvertretendes Beispiel ist die Deutsche Bank. Nach dem jüngst gemeldeten Jahresergebnis von -6,7 Milliarden Euro will CEO Cryan die Boni drastisch kürzen - angeblich auf 2 Milliarden Euro soll sich die Sonderzahlung, größtenteils für Investmentbanker, belaufen. Es ist zu hören, dass die Kündigungswelle unzufriedener Londoner Investmentbanker nur noch eine Frage der Zeit sei. Sollten es nicht gerade die talentierten Investmentbanker sein, die Geld in die Kasse spülen? Dieses Argument wurde immer ins Feld geführt, um die Gehälter und die Boni für diese Talente zu rechtfertigen. Mit Blick auf das miserable Jahresergebnis muss an der Stelle die Frage erlaubt sein, wer eigentlich unzufrieden sein darf. Der Aktionär oder der Mitarbeiter?
Genau hier liegt das Problem und zwar seit geraumer Zeit. Spätestens beim Vergleich der Boni für Mitarbeiter und der Dividende für Aktionäre wird die Selbstbedienungsmentalität deutlich. In den Jahren 2012 bis 2014 betrugen das Konzernergebnis vor Steuern 0,8, 1,4 und 3,1, die Boni 3,1, 3,1 und 2,7 sowie die ausgeschüttete Bardividende für Aktionäre 0,7, 0,8 und 0,8 Milliarden Euro. Anscheinend haben einige Spaß daran gefunden, den Aktionär am Nasenring durch die Manege zu führen. Die langfristige Bilanz gleicht einem Trauerspiel. Seit dem 01.01.1998 hat die Aktie der Deutschen Bank, ohne Berücksichtigung der Dividenden, mehr als 50 Prozent bis zum heutigen Tag eingebüßt. Zum Vergleich: Der DAX hat sich im selben Zeitraum mehr als verdoppelt. Vor dem Hintergrund, dass die Deutsche Bank immer in der Weltbankenliga vorne mitspielen wollte, ist das Ergebnis mehr als ernüchternd. An dieser Stelle sollte klargestellt werden, dass jedem Banker der Bonus gegönnt sei, wenn er einen monetären Mehrwert für die Aktionäre erwirtschaftet und zwar im richtigen Verhältnis. Die CEOs der Banken müssen ergo die Unternehmenskultur in ihren Häusern immens ändern, damit die Branche in Summe wieder einen Mehrwert für ihre Investoren erbringen kann. Wie tief das derzeitige Zutrauen in den Kuklturwandel allerdings ist, zeigt das geringe KBV der Deutschen Bank von unter 0,4.
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Wem die nüchterne Analyse von Zahlen nicht liegt, der kann sich den aktuellen Kinofilm "Big short" angucken. Hier wird sehr humoristisch die Wurzel allen Übels illustriert. Solange der Aktionär für eine Bank also den Dummen spielen soll, solange ist das Shorten von Banken, auch für den Antizykler, der bessere Investmentcase.
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