"Panic Monday"
Ausverkauf bei Bank-Aktien: "Die Angst vor einer neuen Bankenkrise geht um"
Karnevalisten feierten den Rosenmontag, Börsianer fürchteten den „Panic Monday“ – Weltweit rauschten die Aktien am Montag in die Tiefe. In Europa kamen vor allem die Titel der Banken schwer unter die Räder. Die Angst vor einer neuen Bankenkrise wächst …
Im DAX waren alle Augen auf die Deutsche Bank gerichtet. Die Akte des größten deutschen Finanzinstituts stürzte um 9,50 Prozent auf ein neues Rekordtief von 13,82 Euro. Doch damit nicht genug. Neben der Aktie gerieten auch die Anleihen der Bank mächtig unter Druck. Die Lage war derart dramatisch, dass die Deutsche Bank am Abend versuchen musste, ihre Investoren zu beruhigen. „Ja, wir sind zahlungsfähig“, lautet die sinngemäße Botschaft in einer Mitteilung (Mehr dazu hier). Diese Beruhigungspille scheint zunächst zu wirken. Die Aktie kletterte am Dienstag nach Handelsbeginn zunächst rund fünf Prozent in die Höhe.
Hier die Deutsche-Bank-Aktie im Fünf-Tagechart:
„Panic Monday“ auch bei der Commerzbank. Die Aktie des zweitgrößten Kreditinstituts Deutschlands verlor 9,49 Prozent. Mit einem Wert von 6,603 Euro notierte sie so schwach wie seit August 2013 nicht mehr. Auslöser für den Kurssturz war die Nachricht, dass die Commerzbank nun auch Strafzinsen für Firmenkunden erhebt. Bislang waren lediglich die Großkunden der Bank von den Negativzinsen betroffen (Mehr dazu hier: Strafzinsen jetzt auch für Firmenkunden – Commerzbank vollzieht nächsten Tabubruch).
Hier die Commerzbank-Aktie im Fünf-Tagechart:
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Aber nicht nur in Deutschland, auch im Rest Europas standen Banktitel ganz oben auf der Verkaufsliste. Der europäische Bankenindex büßte als schwächster der 19 Subindizes des Stoxx Europe 600 5,59 Prozent ein. Vor allem die Aktien der drittgrößten griechischen Bank, Eurobank Ergasias, abgestraft, die fast 30 Prozent einbüßten. Die Anteilsscheine der zweitgrößten Bank Griechenlands, Alpha Bank, verloren rund 18 Prozent. Auch italienische Banken wie die Banca Monte Dei Paschi di Siena (BMPS) oder spanische wie Banco Popolare zählten zu den größten Verlierern.
„In den Medien wird wieder das Thema Kreditausfall-Versicherungen - oder kurz gesagt CDS – gespielt“, kommentierte Augustin Eden von Accendo Markets. Die Kosten für diese außerbörslich gehandelten Versicherungen seien wegen Sorgen um faule Kredite und möglicher Bankenpleiten auf Mehrjahreshochs gestiegen.
Das hatten die Anleger der Deutschen Bank etwa bereits in den vergangenen Wochen zu spüren bekommen. Der deutsche Branchenprimus hatte den Markt nicht nur mit einem Milliardenverlust im abgelaufenen Quartal geschockt, auch die zuletzt massiv gestiegenen Kreditausfall-Risiken hatten den Aktienkurs massiv belastet. Die Credit Default Swaps (CDS) der Deutschen Bank sind allein seit Mitte Januar um rund 60 Prozent angesprungen. Die schwache Ergebnisse europäischer Banken, allen voran der Deutschen Bank, trieben Investoren laut Analyst Jasper Lawler von CMC Markets dazu, die Chance auf eine Wende im Bankensektor nach Jahren regulatorischer Strafen und vergangener Missetaten neu einzuschätzen.
BaFin schließt Maple Bank
„Die Anleger fokussieren sich wieder auf faule Kredite, die seit der Europa-Krise nicht mehr adressiert wurden“, sagte Lawler. Nach der überraschenden Gewinnwarnung der Deutschen Bank machten sich Investoren zunehmend wieder Gedanken über die Fähigkeit von Banken, sich selbst zu finanzieren.
„Die Angst vor einer neuen Bankenkrise geht um“, sagte auch Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner und verwies auch auf aktuelle Nachrichten wie die Schließung der deutschen Maple Bank. Sie wurde am Wochenende von der Finanzaufsicht BaFin wegen drohender Überschuldung dicht gemacht. Die BaFin hatte die Schließung angeordnet, weil ihr wegen einer notwendigen Steuerrückstellung die Überschuldung droht.
Mit dpa-AFX