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    Brennstoffhersteller pleite  3917  1 Kommentar Tausende Anleger bangen um ihr Geld: Wie geht es weiter bei German Pellets?

    German Pellets ist pleite. Am Mittwoch stellte der Brennstoffhersteller einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Schwerin. Es ist das vorläufige Ende einer dramatischen Achterbahnfahrt. Doch für die vielen Tausend Anleger beginnt nun das große Zittern: Werden sie ihr Geld je wiedersehen?

    Spätestens als German Pellets am Dienstag überraschend und ohne einen Grund zu nennen die für Mittwoch anberaumte Gläubigerversammlung absagte, war vielen klar, was nun folgen würde. Und tatsächlich, einen Tag später meldete German Pellets offiziell Insolvenz an (wallstreet:online berichtete).

    Als Gründe für die wirtschaftlichen Probleme nannte der Brennstoffhersteller den Verfall des Ölpreises, durch den auch der Marktpreis für Holzpellets unter Druck geraten sei. Zudem seien die Umsätze wegen zweier warmer Winter eingebrochen. Drittens habe sich die Übernahme des Ofenbauers Kago im Jahr 2010 als Fehlinvestition erwiesen.

    Keine Insolvenz in Eigenregie

    Ursprünglich wollte German Pellets die Insolvenz in Eigenregie abwickeln. Allerdings hat das Amtsgericht Schwerin den Insolvenzantrag in Eigenverwaltung laut German Pellets zunächst abgelehnt. Stattdessen sei die Anwältin Bettina Schmudde von der Kanzlei White&Case als vorläufige Insolvenzverwalterin eingesetzt worden. Sie solle nun prüfen, ob eine Eigenverwaltung möglich sei. Das bestätigte der Sprecher des neuen German-Pellets-Geschäftsführers Frank Günther am Mittwochabend gegenüber dpa-AFX. Diese Entscheidung sei bisher nur mündlich mitgeteilt worden, ein schriftlicher Beschluss liege noch nicht vor.

    Zuvor hatte das „Handelsblatt“ über die Ablehnung des Antrags berichtet. Es zitierte Günther mit den Worten: „Mit der Entscheidung hat sich das Gericht über sieben große Gläubiger hinweggesetzt. Das ist ein einmaliger Vorgang.“ Günther ist Restrukturierungsexperte und war erst am Mittwoch in die Geschäftsführung von German Pellets eingetreten.

    Eine Insolvenz in Eigenverwaltung ist eine Variante des Insolvenzrechts. Dabei kann die Geschäftsleitung im Amt bleiben, ihr wird allerdings ein sogenannter Sachwalter zur Seite gestellt. German Pellets wollte den Geschäftsbetrieb während des gesamten Verfahrens in vollem Umfang fortführen. Die Firma beschäftigt weltweit rund 650 Mitarbeiter; 150 Arbeitsplätze sind in Wismar. Die Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzgeld drei Monate sicher, hieß es.

    „Anleger hatten keine Chance zu reagieren“

    Das Amtsgericht Schwerin hatte zuvor lediglich mitgeteilt, es sei ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eingegangen. Das Insolvenzgericht müsse den Antrag nun prüfen. Eine gesetzliche Frist dafür gebe es nicht, sagte Direktorin Monika Köster-Flachsmeyer.

    Unterdessen bangen Tausende Anleger um ihr Geld. Auf dem Spiel stehen Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe. Die Anwaltskanzlei Nieding+Barth kritisierte, die betroffenen Anleger hätten kaum eine Chance gehabt, auf die negative Entwicklung zu reagieren. Die Anleihen von German Pellets verloren nach der Absage der Gläubigerversammlung weiter dramatisch und notierten am Mittwoch zwischen 0,2 und knapp 2 Prozent des Nennwerts. Was der Insolvenzantrag für die betroffenen Anleger bedeute, sei noch nicht absehbar.

    Hier exemplarisch die Anleihe von German Pellets (Laufzeit bis 09.07.2018) im Drei-Monatschart: 

    Auf der Website von German Pellets heißt es lediglich, die Anmeldung von Forderungen sei erst nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens (voraussichtlich Anfang Mai 2016) möglich. Bis dahin sollten Gläubiger davon absehen, Forderungen anzumelden.

    Nach Angaben der IG Metall, die auch Arbeitnehmer in der Holzverarbeitung vertritt, existiert bei German Pellets in Wismar mit rund 150 Beschäftigten kein Betriebsrat. Es könne damit weder Sozialplan noch Interessensausgleich geben, sagte Gewerkschaftssekretär Maik Schwaß.

    Mit dpa-AFX



    wallstreetONLINE Redaktion
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