Erdöl
Trendwende beim Erdöl? (ISIN: XC0009677409 | WKN: 967740)
Ich bin davon überzeugt, dass wir auf Sicht 2 Jahre ein Preisniveau von 50-60 Dollar für ein Barrel Erdöl sehen werden.
Haben die Ölpreise ihren Tiefststand erreicht?
Das ist noch vollkommen unklar, doch vorigen Freitag reagierte der Markt positiv auf erste Andeutungen seitens der OPEC, dass eine Drosselung der Fördermengen vorstellbar wäre. Am Dienstag gab es
ein Treffen zwischen einem hochrangigen OPEC-Vertreter und einem russischen Öl-Verantwortlichen. Dabei wurde vorerst einmal ein „Einfrieren“ der Fördermengen auf aktuellem Niveau beschlossen.
Da bewegt sich etwas.
Ich bin davon überzeugt, dass wir auf Sicht 2 Jahre ein Preisniveau von 50-60 Dollar für ein Barrel Erdöl sehen werden. Das ist auch die Meinung der EIA (Energy Information Administration). In
ihrem neuesten Bericht geht die EIA zwar davon aus, dass sich der Angebotsüberschuss in den kommenden Monaten noch ausweiten wird. Doch den Preis für ein Barrel WTI sieht die EIA für 2016 bei 37
Dollar und 2017 bei 50 Dollar.
Der Erdöl-Futures-Kontrakt wird zunehmend teurer, je weiter er in die Zukunft geht.
Steile Preiskurve beim Erdöl-Future
Es ist nicht unüblich, dass Futures (Warenterminkontrakte) für zukünftige Monate teurer werden. Aber im WTI-Future sind die Preise schon ganz extrem. Will ein Händler auf Sicht ein Jahr ein Barrel
Erdöl (WTI) zu einem jetzt fixierten Kurs kaufen, so muss er aktuell 39,26 Dollar dafür bezahlen. Das sind mehr als 35% mehr, als der aktuelle Tageskurs. Die Experten sind sich nahezu ausnahmslos
einig: Auf mittlere Sicht wird das Erdöl wieder deutlich höher notieren. Es fragt sich lediglich, wann die Trendwende beginnt.
In den letzten Monaten haben sich die Kurse von Erdöl und dem US-Aktienmarkt nahezu parallel bewegt. Das war in der Vergangenheit nicht der Fall.
Börsen leiden unter dem Verfall des Erdöls
Die Aktienkurse fallen in den letzten Wochen nahezu parallel zur Bewegung des Erdöls. Warum der Preisverfall des Erdöls so bedeutend ist, möchte ich Ihnen anhand einer Rechnung veranschaulichen.
Der aktuelle globale Lagerbestand an Erdöl beträgt etwa 1700 Milliarden Barrels. Der Preis pro Barrel ist in den letzten Monaten um 70 Dollar von 100 Dollar auf 30 Dollar gefallen. Es wurde also
ein Gegenwert von 119.000 Milliarden Dollar vernichtet. Die beiden teuersten Aktien der Welt, Google und Apple sind zusammen knapp eine Milliarde Dollar wert. Das
bedeutet: In den letzten Monaten wurde im Erdöl Wert vernichtet, der 120 Mal Google & Apple entspricht – kaum vorstellbar.
Der „wealth-effect“
Der „wealth-effect“ ist ein reelles Phänomen mit ökonomischen Konsequenzen. Wenn die Preise von Aktien und anderen Analagegütern steigen, dann fühlen sich Anleger und Unternehmen „reicher“ und
geben mehr aus → die Wirtschaft wächst und der Reichtum steigt weiter. Da es jedoch im Rohstoff-Bereich in den letzten Monaten so immens Wertverluste zu verzeichnen gab, werden sich nun zahlreiche
Unternehmen und Investoren „arm“ fühlen und beginnen zu sparen. Allerdings wirkt sich dieser Effekt nur mittel- bis langfristig aus. Bis er zu wirken beginnt, könnten die Ölpreise längst wieder
„normal“ sein.
Mein Name ist Bond, Junk-Bond
Bedingt durch den dramatischen Einbruch der Ölpreise sind Anleihen von Energieproduzenten innerhalb weniger Monate zu höchst risikoreichen „Junk-Bonds“ geworden. Ganze 2500 Mrd. $ Schulden von Öl-
und Gasproduzenten sind weltweit ausstehend. Das entspricht ungefähr der Wirtschaftsleistung Deutschlands in einem Jahr. Wer den Energieunternehmen Geld geliehen hat, verfolgt den Preis für Erdöl
derzeit sehr genau. Die großen Öl-Multis verfügen immer noch über genügend Bonität. Doch bei den mittleren und kleineren Unternehmen der Branche könnte es in den kommenden Monaten gehörig
„krachen“.
Ihr
Davies Guttmann
P.S.: Wenn das Erdöl einen Boden findet, dann wird das auch die Aktienkurse wieder beflügeln. Allen voran natürlich die Energie-Aktie, aber auch den breiten Markt.