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    EZB-Anleihekäufe  4942  1 Kommentar Vermögensungleichheit - EZB-Programm sorgt für Jubel bei wohlhabenden Haushalten

    Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) gibt einen Überblick, über welche Kanäle die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) die Vermögensungleichheit im Euroraum beeinflussen kann.

    Gestiegene Vermögensungleichheit

    Ob das Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) die Einkommens- und Vermögensungleichheit im Euroraum erhöht oder verringert, lasse sich bislang nicht eindeutig klären. Kurzfristig jedoch dürfte der im Frühjahr 2015 gestartete umfangreiche Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen durch die Zentralbank zu einer Steigerung der Vermögenspreise geführt haben. Davon haben vor allem wohlhabende Haushalte profitiert. Die Vermögensungleichheit sei damit mutmaßlich gestiegen. Ob diese Verteilungswirkung jedoch langfristig anhält oder ausgeglichen wird, hänge unter anderem vom Erfolg der ultralockeren Geldpolitik ab und sei bislang noch nicht abzuschätzen, so die Autoren des aktuellen DIW Wochenberichts. Geringverdienende oder verschuldete Haushalte könnten langfristig profitieren, wenn das Programm zu einer wirtschaftlichen Erholung beiträgt, die zu besseren Beschäftigungschancen und einer höheren Inflation führt.

    Zinsänderungen und Anleihekäufe wirken auf Vermögenspreise

    Seit März 2015 und mindestens bis März 2017 kauft die EZB für 60 Milliarden Euro im Monat Schuldtitel von Unternehmen und Staaten des Euroraums, um die Deflationsgefahr zu bannen. Weil sowohl die Zinsänderungen der Zentralbank als auch ihre Anleihekäufe das allgemeine Zinsniveau und die Vermögenspreise beeinflussen, kann es zu erheblichen Verteilungswirkungen kommen. 

    Die DIW-Wissenschaftler Benjamin Beckers, Kerstin Bernoth und Philipp König haben nun analysiert, auf welchem Wege die expansive Geldpolitik und besonders das Anleihekaufprogramm die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen im Euroraum beeinflussen können. Wie schwierig eine Bewertung ist, zeigt allein die Analyse des Zinsrisikokanals: So profitieren von einer Zinssenkung Haushalte, die sich verschulden wollen. Andererseits sinken Zinsen auf Guthaben, sofern diese nicht umgeschichtet werden. Gleichzeitig steigen Nachfrage und Preise alternativer Anlageprodukte wie Immobilien sowie Aktien, und auch der Kurswert von langlaufenden, festverzinslichen Anleihen zieht an. „Wer genau die Gewinner und Verlierer dieser Entwicklung sind, lässt sich ohne weitere Forschung nicht genau sagen. Da Aktien, Anleihen und Immobilien aber hauptsächlich von Vermögenden und nicht von ärmeren Menschen gehalten werden, ist es wahrscheinlich, dass die Vermögensungleichheit zunächst erst einmal steigt“, so die Autoren.

    Exzessive Wertsteigerungen wie bei Aktien dürften sich wieder korrigieren

    Wie sich Anleihekäufe langfristig auswirken, sei jedoch derzeit völlig unklar. „Auf der einen Seite dürften sich exzessive Wertsteigerungen, zum Beispiel bei Aktien, mit der Zeit wieder korrigieren“, so die Autoren. „Auf der anderen Seite können Wertzuwächse und Wertverluste durchaus bei unterschiedlichen Haushalten anfallen und damit auch längerfristige Verteilungswirkungen entfalten.“ Weniger vermögende Haushalte könnten allerdings dann profitieren, wenn das Programm erfolgreich dazu beitrage, die Wirtschaft und damit den Arbeitsmarkt und die Inflation zu stabilisieren und zu beleben.

    Die Studie kann hier geladen werden: DIW-Berlin "Geldpolitische Verteilungseffekte"





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