Geldpolitische Experimente
Irrwitzige Geldpolitik - Japan begeht mit Strafzinsen Harakiri
Die japanische Notenbank ist dem „Vorbild“ der EZB gefolgt und hat Strafzinsen eingeführt. Angeblich soll das die Wirtschaft in Schwung bringen. Genau das Gegenteil wird aber der Fall sein, zumal die immer aggressiveren Maßnahmen die Banken zusehends unter Druck bringen.
Die Geldpolitik der weltweiten Notenbanker wird immer irrwitziger: Nachdem zuletzt Japan Strafzinsen eingeführt hat, dürfte es nicht mehr lange dauern, bis auch die US-Notenbank diesen Weg einschlägt. Dabei können Strafzinsen die Wirtschaft keineswegs in Schwung bringen. Viel mehr sind negative Zinsen eine enorme Belastung für die Wirtschaft und dämpfen die Konjunktur stark.
Die Probleme, die Strafzinsen verursachen, spiegelt kein Sektor besser wider als die Bankaktien. Gegenüber dem 29. Januar, also dem Tag, als der japanische Notenbankchef Haruhiko Kuroda überraschend Strafzinsen angekündigt hatte, war die Aktie der japanischen Bank Nomura Holding zwischenzeitlich um mehr als 30 Prozent eingebrochen, ehe sie sich etwas erholt hat. Inzwischen hat sie aber wieder nach unten gedreht, denn am 15. März ist die nächste Sitzung der Notenbank. Da könnten die Zinsen für die Bankeinlagen, also das Geld, das die Banken bei der Notenbank parken, von minus 0,1 Prozent auf minus 0,2 Prozent gedrückt werden.
Strafzinsen bringen Banken immer weiter in die Bredouille
Die immer aggressiveren Maßnahmen der Notenbank haben zur Folge, dass die Zinsen am Anleihenmarkt kollabieren. Zuletzt waren die Zinsen für zehnjährige Anleihen auf das Rekordtief von minus 0,1 Prozent gesunken. Jene für 30jährige Anleihen sind auf nur mehr 0,7 Prozent implodiert. Damit werfen sie weniger Zinsen ab als zweijährige US-Staatsanleihen, die mit 0,9 Prozent rentieren. Mit den immer weiter sinkenden Zinsen kommen auch die Zinsmargen der japanischen Banken zusehends unter Druck. Dabei lagen sie zuletzt nur noch bei knapp über 0,1 Prozentpunkten. Das ist die Differenz zwischen den Zinsen, die die Banken für die ausgegebenen Kredite bekommen und den Zinsen, die die Banken selbst zahlen müssen. Weil sich die Gewinnperspektiven der Institute zusehends eintrüben, halten sie sich bei der Kreditvergabe zurück. Das dämpft die Wirtschaft.
Die Sparer sind die großen Verlierer
Die Strafzinsen haben zudem einen massiven negativen Effekt auf die japanischen Sparer. Zuletzt waren die Spareinlagen auf 677 Billionen Yen (6,0 Billionen Dollar) gestiegen. Ein Zinsrückgang um 100 Basispunkte (ein Prozentpunkt) bedeutet, dass den Sparern Zinsen von 60 Mrd. Dollar entgehen. Das macht 1,3 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung Japans aus. Die fehlenden Zinseinnahmen bremsen den Konsum der Japaner, weshalb die Wirtschaft in den vergangenen Jahren trotz des immer gigantischeren Gelddruckens wiederholt in die Rezession abgerutscht ist. Sie liegt vor, wenn die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen gegenüber dem Vorquartal sinkt.
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Was passiert aber, wenn die Strafzinsen immer weiter in den negativen Bereich gehen? Bislang haben die Banken auf die Weitergabe der Strafzinsen an die Kunden verzichtet. Die Banken haben zwei Alternativen: Entweder erhöhen die Institute die Zinsen bei der Kreditvergabe, zum Beispiel bei Konsumenten- oder Autokrediten, um die Zinsmarge zu halten. Das würde aber die Wirtschaft bremsen. Oder der Druck auf die Banken wird so groß, dass sie beginnen, die Strafzinsen an die Kunden weiterzugeben. Das wird den Konsum und damit die Wirtschaft ebenfalls dämpfen. Und das bei einer Bevölkerung, die immer älter wird, wobei die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer auf 80,5 Jahre und für Frauen auf 86,8 Jahre gestiegen ist.
Als Normaldenkender kann man nur hoffen, dass nicht nur die japanische Notenbank, sondern auch die EZB baldmöglichst zur Besinnung kommt und das gigantische geldpolitische Experiment schnellstmöglich beenden. Als Realist muss man aber davon ausgehen, dass die US-Notenbank den gleichen Weg einschlägt und die weltweiten Notenbanker ihre irrwitzige Politik auf immer neue Spitzen treiben – zum Schaden aller.