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    Lifting - Choking  14608  0 Kommentare US-Ölproduzenten rüsten um: Alte Bohrlöcher ausquetschen, neue startklar machen

    Auch wenn die größten Ölmächte der Welt mittlerweile ein Versprechen zur Reduzierung der Fördermengen abgegeben haben, rüsten viele US-Produzenten trotzdem um. Anstatt neue Quellen anzuzapfen, werden alte erst mal ausgepresst. Für den erhofften Preisanstieg will man sich schon mal startklar machen.

    In der Theorie ist es doch ganz einfach: Um die weltweite Ölschwemme und damit den Preisverfall einzudämmen, müsste die Produktion runtergefahren werden. Eigentlich. Doch in den letzten Monaten und Jahren gab es dafür nicht viele Anzeichen. Zunächst hat Saudi Arabien erst einmal ordentlich die Muskeln spielen lassen und so gar nicht an eine Begrenzung der Fördermengen gedacht.

    Nachdem es nun schon etliche Verlierer in diesem wirtschaftlichen Anstarr-Wettbewerb gegeben hat, kam denn jüngst doch ein Einsehen vonseiten Russlands und Saudi Arabiens – den größten Ölmächten der Welt. Man wolle die Produktion auf dem Januar-Niveau einfrieren, so das Versprechen. Was am Ende dabei herumkommt, wird sich erst in einigen Monaten zeigen.

    Bis zum letzten Rest: Alte Quellen werden ausgequetscht

    Nichtsdestotrotz rüsten seit einiger Zeit auch die US-amerikanischen Ölkonzerne um und feilen an Fördermethoden, mit denen die besten Pferde vorerst noch im Stall gelassen werden. Anstatt neue Quellen anzubohren, setzt man auf das Recycling alter Quellen, die irgendwo tief in ihren Löchern immer noch einen Rest des schwarzen Goldes beherbergen. Mittels künstlicher Anhub-Verfahren („Lifting“), die unter anderem das Einspritzen von Gas oder Chemikalien beinhalten, wird dieses Öl zutage befördert.

    Wie „Reuters“ berichtet, lassen sich damit bis zu 75 Prozent der ursprünglichen Fördermengen rausholen. Das ist oftmals nicht nur billiger als eine Stilllegung, es sichert zeitgleich auch die notwendigen Erträge, ohne dass das Rohöl einer neuen Quelle zu Spottpreisen verscherbelt wird. Wo die Eröffnung eines neuen Bohrlochs zwischen 3 und 6 Millionen US-Dollar kostet, geben die Produzenten lieber 250.000 bis 500.000 Dollar aus, um eine alte Quelle wiederzubeleben.

    Die Nachfrage nach solchen Lifting-Verfahren ist groß. Für die Service-Anbieter stellen sie angesichts der branchenweiten Flaute momentan die einzige nennenswerte Cash-Cow im Portfolio. Während die Lifting-Sparte bei Barker Hughes Inc, dem drittgrößten Serviceunternehmen im amerikanischen Schieferöl-Sektor, im letzten Quartal ein vierprozentiges Wachstum verzeichnete, sind die Umsätze in allen anderen Bereichen um 10 Prozent eingebrochen.

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    Künstliche Drosselung neuer Quellen

    Auch wenn die Ölfördermengen am Ende dadurch gleich hoch bleiben, bringt man sich für den erhofften Preisanstieg indes trotzdem schon mal in Position. Wie der Barkeeper die vorrätigen Weinflaschen am frühen Abend zur Vorbereitung eröffnet, um sie danach gleich wieder mit einem Vakuumverschluss zu versehen, so ähnlich das Prinzip der neuen Öl-Drosselungsmethode („Choking“). Auch hier werden neue Quellen angebohrt, der Ölfluss jedoch mit einer Stahlplatte zurückgehalten.

    Laut „Reuters“ seien mittlerweile fast alle neu angebohrten Löcher mit solch einer Platte versehen. Einer unter den zahlreichen Produzenten, die sich dieses Verfahren zunutze machen, sind Continental Resources aus Oklahoma. Neben der konsequenten Anwendung der Lifting-Methode setzen sie auf Stahlplatten bei drei neuen Förderquellen, um die Erzeugung zu reduzieren. So fließen aus dem Compton-Ölbohrloch im Vergleich zur vorherigen Produktionsmenge von knapp 2.000 Barrel täglich nur noch 1.670 Barrel Öl. Den Rest hebt man sich auf. Für gute Zeiten.  





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