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    Guido Westerwelle  2537  2 Kommentare Was Politiker von Guido Westerwelle lernen können - Ein persönlicher Nachruf

    Wir alle trauern um Guido Westerwelle. Politiker könnten viel von ihm lernen: Seine Orientierung an freiheitlichen Überzeugungen und sein Mut, gegen den Strom zu schwimmen, zeichneten ihn ganz besonders aus.

    Ich bin Guido Westerwelle nur wenige Male kurz begegnet. Das erste Mal Ende der 90er Jahre, als ich noch Ressortleiter bei der Tageszeitung "Die Welt" war. Das letzte Mal sah ich ihn 2013 kurz im "Fitness First" am Kudamm - wir beide wohnten nicht weit auseinander und besuchten das gleiche Fitnesscenter.

    Ich selbst trat der FDP 1995 bei, ein Jahr zuvor war er Generalsekretär der Partei geworden. Ich gehörte damals zum "nationalliberalen" Flügel und stand mit Alexander von Stahl und anderen gegen den "linksliberalen" Flügel von Leutheusser-Schnarrenberger.

    Durch Westerwelle, ab 2001 Parteivorsitzender, wurde die FDP erst richtig zu "meiner" Partei. Dabei vertrat er nie "nationalliberale" Positionen, er war überhaupt kein Bindestrich-Liberaler. Er war ein unerschrockener Streiter für die Freiheit und vor allem für die Marktwirtschaft. Durch ihn wurde die FDP zu der Partei, mit der ich mich in hohem Maße identifizieren konnte. Ebenso ging es vielen, die Mitte der 90er mit mir gemeinsam gegen den sogenannten "Linksliberalismus" (ein Begriff, der einen Widerspruch in sich selbst darstellt) gefochten hatten. Eines war Westerwelle mit Sicherheit nicht: Ein "Linksliberaler".

    Er verkörperte für mich das, was ich an Politikern schätze: Zuerst und vor allem sein konsequentes Eintreten für die Freiheit, für eine marktwirtschaftliche Orientierung. Damit war er - leider - eine seltene Ausnahme unter bundesdeutschen Politikern. Scharfzüngig, unerschrocken und rhetorisch brillant kritisierte er immer wieder eine Fehlentwicklung, die er als Sozialdemokratisierung der Gesellschaft bezeichnete.

    Was mir besonders imponierte, war sein Mut, gegen den Strom zu schwimmen, sich gegen den Mainstream zu stellen. Ein Beispiel dafür ist seine Position zur Kernenergie, die stets sehr viel differenzierter und sachlicher war als es dem grünen Zeitgeist entsprach. Und seine FDP war auch die einzige Partei, die sich weigerte, eine Frauenquote einzuführen.

    Vor allem focht er jedoch unermüdlich gegen den immer mehr ausufernden Wohlfahrtsstaat: "Wir alle zahlen gerne Steuern für Bedürftige, aber eben nicht für Findige." (2010) "Demokratischer Sozialismus ist so eine Art vegetarischer Schlachthof." (2007)

    Hier ein Auszug aus einem Bericht von "Spiegel-Online" über Westerwelles Rede auf dem Dreikönigstreffen der FDP Anfang 2008: "Es habe einen Wandel im Denken und Fühlen gegeben. Das Verteilen sei im Jahr 2007 wieder wichtiger geworden als das Erwirtschaften, der Staat wichtiger als das Private. In den vergangenen zwölf Monaten sei das Pendel nach links ausgeschlagen, die bürokratische Staatswirtschaft habe neue Anhänger gefunden bis in die Reihen der Union hinein. Seine scharfen Warnungen vor dem Wiedererstarken des Sozialismus in Deutschland seien angesichts der politischen Realität noch untertrieben gewesen. Der Linksruck müsse beendet werden… Die Mitte der Union sei der FDP zu links. ‚Verhindern Sie, dass Deutschland links der Mitte regiert wird, das geht nur mit uns!' fordert er die Wähler auf. Westerwelles Stimme überschlägt sich in diesem Moment. Freiheit könne auch unbequem sein und persönliche Schmerzen mitbringen, aber diese Freiheit sei ihm lieber als die Bevormundung durch den Staat."


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Guido Westerwelle Was Politiker von Guido Westerwelle lernen können - Ein persönlicher Nachruf Wir alle trauern um Guido Westerwelle. Politiker könnten viel von ihm lernen: Seine Orientierung an freiheitlichen Überzeugungen und sein Mut, gegen den Strom zu schwimmen, zeichneten ihn ganz besonders aus.

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