Porsche-Prozess
Experte hält Porsche-Straftat für bewiesen - Klärte das Gericht keine Interessenkonflikte?
Der Freispruch für die früheren Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking und Holger Härter stößt in Fachkreisen auf Befremden. "Das Gericht hat sich den Zeugen und dem Gutachter zu unreflektiert angeschlossen", sagte der Heidelberger Juraprofessor Gerhard Dannecker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.). "Aus meiner Sicht hat die Staatsanwaltschaft in ihrem Schlussplädoyer sehr stimmig und schlüssig den Nachweis einer Marktmanipulation geführt." Dannecker steht Hedgefonds als Berater zur Seite, die bei dem gescheiterten Übernahmepoker mit Volkswagen Milliardenverluste erlitten haben.
Interessenkonflikte nicht ausgelotet?
Das Gericht habe sich in erster Linie auf die Aussagen der Zeugen gestützt, nämlich der Rechts- und Finanzberater des Konzerns sowie von damaligen Beschäftigten, bemängelt der Hochschullehrer. "Deren Nähe zu Porsche ist nie groß thematisiert worden, und sie wurden nicht nach möglichen Interessenkonflikten befragt." Das sei weit hinter dem zurückgeblieben, was man von der gebotenen Aufklärung durch das Gericht hätte erwarten können. So habe der damalige Projektleiter von Vorstandschef Wiedeking sogar fünf Millionen Euro für sein Stillschweigen verlangt und später tatsächlich einen "Beratervertrag" bekommen. "Mit keiner Silbe wurden diese sich aufdrängenden Fragen gestellt, obwohl sich die Umstände aus den Akten ergaben."
Auch die Art der Urteilsverkündung sei höchst ungewöhnlich gewesen, unterstreicht Dannecker. "Der Vorsitzende Richter hat dabei sehr scharf gegen die Staatsanwaltschaft geschossen." Das passe nicht recht zu der neutralen Rolle, die ein Gericht einnehmen sollte.
Auch Gerhard Schick von den Grünen kritisiert auf wallstreet:online den Richterspruch im Porsche-Prozess: „Mut und Respekt: “Porsche-Prozess" - Staatsanwaltschaft hat öffentliche Demütigung nicht verdient“
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