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Middelhoffs Insolvenzverfahren zieht sich - Gehen Gläubiger leer aus?
Die 50 Gläubiger brauchen für ihre Forderungen an Thomas Middelhoff einen langen Atem. Nachdem der ehemalige Arcandor-Chef vor einem Jahr Insolvenz angemeldet hat, kündigt der zuständige Insolvenzverwalter eine Dauer von mehreren Jahren an. Denn zur Prüfung der Ansprüche nimmt man sich ausgiebig Zeit.
Middelhoff-Gläubiger können sich schonmal ein Reservoir an Ersatz-Geduldsfäden zulegen, denn das Insolvenzverfahren wird sich noch ordentlich in die Länge ziehen. Wie Thorsten Fuest der "WirtschaftsWoche" mitteilte, wird das Verfahren selbst im günstigsten Fall noch mehrere Jahre dauern.
Man wolle "zunächst prüfen, welche Ansprüche gerechtfertigt sind und welche nicht", so der Insolvenzverwalter. Insgesamt belaufen sich die Forderungen auf eine Höhe von 409 Millionen Euro, einige davon seien jedoch strittig. Aktuell verhandelt Fuest daher mit dem Bankhaus Sal. Oppenheim, welches mehrere Immobilienbeteiligungen Middelhoff's finanziert hatte.
Daneben soll die Bielefelder Villa, in der Middelhoff bis vor seinem Umzug nach Saint Tropez gewohnt hat, zügig verkauft werden. In einem älteren Gutachten wurde die Immobilie auf einen Wert von über drei Millionen Euro geschätzt. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, in Anbetracht der Gesamtsumme an Forderungen. Dass Middelhoff verdächtigt wird, noch vor seinem Insolvenzantrag rund 90 Millionen in Sicherheit gebracht zu haben, ist in diesem Zusammenhang besonders bitter.
Was ist überhaupt greifbar?
Laut einem Bericht des „Spiegel“ Mitte vergangenen Jahres hatten Middelhoff und seine Frau das Areal 2011 an eine Familien-Immobiliengesellschaft übertragen, um unter anderem dadurch „praktisch ihr gesamtes verbliebenes Vermögen dem Zugriff ihrer Gläubiger“ zu entziehen, so lautete es in einer Klageschrift des Bankhauses Sal. Oppenheim (mehr dazu hier). Erste Vorwürfe, wonach Middelhoff versucht haben soll, sein Vermögen vor seinen Gläubigern in Sicherheit zu bringen, tauchten bereits zuvor auf. Nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung sollen Middelhoff und seine Ehefrau jeweils ihre Ansprüche an neun Immobilienfondsbeteiligungen sowie weitere Vermögenswerte von insgesamt rund 90 Millionen Euro an Firmen übertragen haben, die ihrem Rechtsanwalt Franz Hartmut Fromm gehören. Das Brisante: Erst danach meldete der Ex-Top-Manager Ende März 2015 Insolvenz an (siehe: Erst Vermögen weggeschafft, dann Insolvenz angemeldet – Brisante Vorwürfe gegen Thomas Middelhoff).
Der zugehörige Geschäftsbesorgungsvertrag wirft allerdings Fragen auf, weil er Middelhoff Millionensummen, u.a. für Prozesskosten und „persönliche Lebensführung“ garantiert. Auf Basis dieses Geschäftsbesorgungsvertrags konnte der neue „Rechtsbesitzer“, sprich die Firmen seines Rechtsanwalts, die Erträge aus Middelhoffs Immobilienfondsbeteiligungen einstreichen und sie dann an Middelhoff weiterreichen (mehr dazu auf wallstreet:online).
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Middelhoff war im November 2014 unter anderem wegen Untreue zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt und wegen Fluchtgefahr noch im Gerichtssaal verhaftet worden (wallstreet:online berichtete). Im April wurde Middelhoff dann gegen Zahlung einer Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen (siehe: Wer zahlt die Kaution für Thomas Middelhoff? Klinikbetreiber Marseille könnte einspringen).