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    Nö, wir machen doch nicht mit!  8369  2 Kommentare "Uns sind die Ölpreise egal! Ob 30 oder 70 Dollar – das ist alles dasselbe für uns."

    Die Doha-Gespräche zur Begrenzung der Ölfördermengen sind am Wochenende gescheitert. Entgegen aller Erwartungen stellte sich die saudi-arabische Delegation nun doch quer. Man will dem Kontrahenten Iran keinen Vorteil auf dem Ölmarkt überlassen.  

    Wie hatten sich die erdolproduzierenden Länder Russland, Venezuela und die USA nicht schon auf dieses Wochenende gefreut. Für sie hätte der erfolgreiche Ausgang des Treffens ein jähes Ende der verlustreichen Ölschwemme bedeutet und die Zeiten des fallenden Ölpreises wären endlich vorbei. Stattdessen gab es in der Organisation erdölexportierender Länder OPEC einen unerwarteten Spielverderber, der den Deal platzen ließ. Denn ohne den Iran will Saudi Arabien bei der Begrenzung der Fördermengen nun auch nicht mitmachen.

    Zu groß wäre die Schmach, dem ewigen und nun wieder neuen Kontrahenten mit der künstlichen Drosselung etwaige Marktvorteile einzuräumen. Seit der iranischen Transformation zum schiitischen Gottesstaat im Jahr 1979 liegen die beiden Länder in einem diplomatisch-religiösen Clinch, der sich nicht nur in gegenteiligen Haltungen zu den Bürgerkriegen in Syrien und im Jemen, sondern zunehmend auch in der internationalen Wirtschaft herauskristallisiert. Nicht umsonst hat sich der saudi-arabische Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman in die OPEC-Verhandlungen eingemischt und damit die weitere Verquickung von Wirtschaft und Politik ganz offenkundig zur Schau gestellt.

    Wenn der Ölminister nicht viel zu sagen hat

    „Uns sind die Ölpreise egal“, verkündete der 30-jährige Sohn des saudischen Königs Salman bin Abdul Aziz gegenüber „Bloomberg“. „Ob 30 oder 70 Dollar – das ist alles dasselbe für uns. Wir haben unsere eigenen Programme und sind nicht auf hohe Ölpreise angewiesen.“ Noch bis vor Kurzem hatte der eigentliche Ölminister al-Naimi, der nicht Teil der königlichen Familie ist, stets versucht, eine Einigung mit dem Iran zu erzielen, um die Fördermengen gering zu halten.

    Doch seit der König im letzten Jahr an die Macht kam, unterstellte er sämtliche wirtschaftlichen, finanziellen und ölbezogenen Belange des Königreichs der direkten Kontrolle seines Sohnes. In Diplomatischen Kreisen sei der Vize-Kronprinz bereits bekannt unter dem Kürzel "MbS". Die Ölmärkte müssen sich womöglich immer mehr nach ihm richten. "Was man hierbei gelernt hat ist, dass wir bezüglich der Saudis ab jetzt auf den MbS hören müssen", so ein Analyst der Societé Generale in New York. "Was den saudischen Standpunkt in den Verhandlungen angeht, hatte er - und nicht al-Naimi - in den Verhandlungen ganz klar das letzte Wort". 

    Ölmärkte - abhängig von politischen Machtkämpfen

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    Nachdem die Saudis im Februar ein Versprechen zur Begrenzung der Fördermengen abgegeben hatten, zogen die Ölpreise nach einem jahrelangen Verfall erstmals wieder an. Doch mit Bekanntwerden des Rückziehers am Wochenende, kam es am Montagmorgen zum sofortigen Kursverfall von zeitweilig sieben Prozent (Brent und WTI).

    Eine Erholung trat zwar schnell wieder ein, aber einige Analysten sind dennoch alarmiert. „Die Zeichen der Spannungen im Königreich und der Wille, die Ölproduktion zu politisieren, die unterschiedlichen Signale und das ständige Hin und Her haben auf jeden Fall Auswirkungen“, erklärte Antoine Halff, Experte für Ölwirtschaft gegenüber dem „Wall Street Journal“. 

    Mit mehr als 10 Millionen Barrel pro Tag produziert Saudi Arabien annähernd dreimal so viel Rohöl wie der Iran. Laut dem Onlinemagazin "benzinga" habe der Vize-Kronprinz während des Treffens sogar gedroht, die Märkte mit zusätzlich zwei Millionen Barrel pro Tag zu fluten, sollten die Teilnehmer nicht den Bedingungen Saudi Arabiens zustimmen. 

    Dass der Iran seine Ölfördermengen nicht begrenzen wird, hatte das Land von Anfang an klargemacht. "Wir hatten schon im Vorfeld angekündigt, dass wir nach dem Ende der Sanktionen unseren Exportanteil wieder an die Zeit vor den Sanktionen annähern", sagte Irans Botschafter beim Ölkartell Opec, Mehdi Assali, der Tageszeitung "Shargh". Vom Iran nun zu erwarten, nach dem jahrelangen Ölembargo seinen Anteil zu senken, sei unlogisch.





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    Nö, wir machen doch nicht mit! "Uns sind die Ölpreise egal! Ob 30 oder 70 Dollar – das ist alles dasselbe für uns." Die Doha-Gespräche zur Begrenzung der Ölfördermengen sind am Wochenende gescheitert. Entgegen der Erwartungen stellte sich die saudi-arabische Delegation nun doch quer. Man will dem Kontrahenten Iran keinen Vorteil auf dem Ölmarkt überlassen.

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