ETF Securities – Ausblick April 2016
Gold sollte vom Negativzinsumfeld profitieren
Kaum Unterschiede zwischen der Politik negativer Zinsen und negativen Realzinsen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Zins auf die Einlagenfazilität auf -0,4% gesenkt. Dass große Banken für ihre Einlagen bei einer Notenbank negative Zinsen erhalten, ist geschichtlich ein einmaliger Vorgang. Blickt man nach Großbritannien, dessen Datenreihen für Termingelder am weitesten zurückreichen, lassen sich Rückschlüsse ziehen, wie Gold in Phasen negativer Zinsen reagiert. Wir sehen keine wesentlichen Unterschiede zwischen den negativen Einlagenzinsen heute und den negativen realen Einlagenzinsen in den Siebzigern und in der Phase nach der Kreditkrise. Bei negativer Realverzinsung kommt es in der Regel zur Kapitalflucht in Sachwerte oder Renditeobjekte – beides weiche Formen des Schuldenausfalls, die die Teuerung anfachen, indem sie Konsum und Investitionen ankurbeln, und damit den realen Wert der Schulden mindern.
Notenbanken sorgen für negative Realzinsen
Die Notenbanken sind mitschuldig an der von der Zentralregierung gewünschten Inflation. Vasco Cúrdia, der leitende Volkswirt der San Francisco Federal Reserve, behauptet in seinem jüngsten Aufsatz mit dem Titel Gibt es Argumente für ein Überschießen der Inflation?, dass die Fed ein Überschießen der Inflation durch niedrige Zinsen gerne zulässt. Da die Kerninflation schneller als die Nominalzinssätze steigt, ist nicht von der Hand zu weisen, dass in den USA eine Politik negativer Realzinsen verfolgt wird. Jedoch kann dies nicht ewig so weitergehen, da es gegen das US-Notenbankgesetz verstößt und die Notenbank beliebiger politischer Einflussnahme aussetzt. Da aber die derzeit geltende Politik Inflations- und Beschäftigungsziele in über einem Jahr ansteuert, kann die Notenbank behaupten, dass sie ihre Geldpolitik locker hält, weil sie Risiken in der Zukunft erkennen kann.
Ganz gleich, ob die Realzinsen (Fed) oder Nominalzinsen (EZB, Schwedische Reichsbank, Dänische Nationalbank, Schweizerische Nationalbank, Bank of Japan) negativ gehalten werden, die Notenbanken der modernen Industrieländer scheinen ihre Probleme mit Negativzinsen lösen zu wollen.
Gold entwickelt sich im Umfeld negativer Realzinsen überdurchschnittlich
Bislang waren die realen Einlagenzinsen der Banken nur zweimal negativ: in den Siebzigern und in der Phase nach der Kreditkrise. Ende der 1950er waren die Realzinsen schon einmal leicht negativ, aber damals war der Goldpreis fixiert, sodass wir nur die Daten ab 1968 heranziehen, als der Goldpreis sich freier bewegen konnte. 1968 markiert das Ende des einheitlichen Systems fester Wechselkurse, aber auch den Anfang vom Ende der internationalen Bretton-Woods-Währungsordnung.