Neugründung Europas
"Wenn Europa nicht reagiert, wird es verschwinden."
Der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron hat weitreichende politische Ziele für sein Land und Europa. Er will „die Wiedergründung Europas“ und schlägt dafür einen historischen
Kompromiss zwischen Frankreich und Deutschland vor: Paris müsse seine Souveränitätsrechte aufgeben, Deutschland seine Schuldenhoheit. „Frankreich etwa scheut den Souveränitätsentzug, Deutschland
die Aufgabe seiner Finanzautonomie. Ich sage: Machen wir beides!“, so Macron, der als neuer Geheimfavorit für die französischen Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr gehandelt wird, im Interview
mit der Wochenzeitung "Die Zeit". Er fordert dafür ein Denken, „das weit über das eigene Handeln, die öffentliche Meinung und das nationale Interesse hinausgeht“.
Der 38-jährige Politiker stellt sich ausdrücklich hinter die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Für mich hat Kanzlerin Merkel mit ihrer Flüchtlingspolitik recht behalten.“
Auch übt Macron eine für französische Verhältnisse seltene Selbstkritik: „Wir haben das Universale so lange geliebt, wie wir es selbst verkörperten“, sagt er über die Globalisierungsmüdigkeit der
Franzosen. Seine Warnung an alle Europäer in der derzeitigen Krise: „Wenn Europa nicht reagiert, wird es verschwinden.“