Egbert Prior: Investoren setzen Stada unter Druck
In den letzten zehn Jahren ist die Aktie per Saldo kaum vom Fleck gekommen. Die Kurse von Wettbewerbern haben sich in diesem Zeitraum verdoppelt und verdreifacht. Daher haben wir Ihnen Stada widerholt als potentiellen Übernahmekandidaten vorgestellt. Vielleicht könnte es schon bald soweit sein. Die Beteiligungsgesellschaft Active Ownership Capital hat sich ein 7%-Paket gesichert. Die „aktivistischen“ Investoren haben es auf „attraktive Unternehmen, die deutlich unter ihrem Firmenwert notieren“ abgesehen. Durch operative oder strategische Verbesserungen wollen sie verborgene Schätze heben. Frischer Wind dürfte dem angestaubten Pillendreher nicht schaden. Seit 23 Jahren schon sitzt CEO Hartmut Retzlaff auf seinem Sessel. Doch mit der Gemütlichkeit dürfte es spätestens auf der HV am 9. Juni vorbei sein. Die „Heuschrecken“ wollen fünf der insgesamt sechs Aufsichtsratsposten neu besetzen. Dafür benötigen sie auf dem Aktionärstreffen eine Zustimmung von 75%. Die Latte liegt hoch, doch das Unterfangen scheint nicht aussichtslos. Denn die Aktien sind breit gestreut, Active Ownership hält den größten Anteil. Die Aktivisten bemängeln, daß Stada in den letzten zehn Jahren zwar 2,3 Milliarden Euro investiert habe, allerdings ohne Wert für die Aktionäre zu schaffen. Verbesserungspotential sieht die Beteiligungsgesellschaft unter anderem durch Effizienzsteigerungen in der Produktentwicklung, Einsparungen in der Verwaltung – insbesondere CEO Retzlaff wird eine Selbstbedienungsmentalität vorgeworfen – und eine Verbesserung der Einkaufskonditionen. Diskutiert wurde in der Vergangenheit auch immer wieder eine Aufspaltung des Konzerns. Etwa 58% des Umsatzes erzielt Stada mit Generika, ca. 40% entfallen auf das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten. Die Geschäftszahlen enttäuschen. 2015 legte der Umsatz um lediglich 3% auf 2,1 Milliarden Euro zu, der Konzerngewinn schrumpfte um 11% auf 166 Millionen. Zwar hat der Kurs in den letzten Wochen schon um etwa ein Drittel zugelegt, doch die Bewertung befindet sich weiter im Keller. Aktuell 40,15 Euro. Börsenwert etwa 2,4 Milliarden. Das liegt nur wenig über dem Jahresumsatz. Wettbewerber werden mit einem Umsatzmultiple von 2 oder 3 gehandelt. Auch das KGV scheint mit schätzungsweise 14 nicht ambitioniert . Obwohl die Angreifer Verkaufsabsichten dementieren, wären wir uns da nicht so sicher. Schließlich fordern sie auch eine Umwandlung der vinkulierten Namensaktien in normale Namensaktien. Bei vinkulierten Aktien ist ein Verkauf nur mit Zustimmung des Unternehmens möglich. Möglicherweise eine Waffe in der wahrscheinlich bevorstehenden Abwehrschlacht. Fazit: Die Aktivisten dürften Stada auf Trab bringen, möglicherweise kommt es auch zu einem Verkauf oder einer Aufspaltung. Die Aktie bietet Kurspotential, das Risiko ist begrenzt.
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