Achtung
Honorarberater!
Ich habe es in letzter Zeit mehrfach erlebt, dass mich Kunden um Rat baten, die vorher bereits bei einem Honorarberater gewesen waren. Die Geschichten ähneln sich zum Teil frappierend: Ein Anleger will diesmal alles richtig machen, nachdem er bereits schlechte Erfahrungen mit Finanzdienstleistern gemacht hatte. In den Medien hat er gehört, dass ein Grund für schlechte Beratung Provisionen seien. Deswegen wendet er sich jetzt bewusst an einen Honorarberater.
Am Ende hat er einen Anlagevorschlag, manchmal einen sogenannten Netto-Tarif und vor allem eine exorbitant hohe Honorarrechnung. Alles in allem ist er etwas verwundert, weil ihm das Ganze letztlich nicht überzeugt und auch über die Maße teuer vorkommt. So sucht er meinen Rat, um eine Drittmeinung einzuholen.
Was ich dann zum Teil zu sehen bekomme, verschlägt mir den Atem. Beispielsweise hat ein Honorarberater seinem Kunden nahegelegt, einen Großteil seines Vermögens in geschlossene Fonds anzulegen. Ich sah mir diese Anlageprodukte genau an und kam zu dem Ergebnis, dass sie als eher dubios einzustufen sind. Ich riet dem Kunden dringend, die Finger davon zu lassen. Tatsächlich waren diese Fonds nach weniger als einem Jahr pleite, der Kunde hätte in kürzester Zeit einen Totalverlust erlitten.
Beliebt sind auch sogenannte Netto-Tarife. Das sind Lebensversicherungen oder Rentenversicherungen, bei denen die Vertriebskosten nicht einkalkuliert sind. Der Vermittler wird ja nicht mehr durch eine Provision entlohnt, sondern mittels eines Honorars, das ihm der Kunde direkt zahlt.
Selbstverständlich greift man zu kurz, wenn man nur den Netto-Tarif für sich alleine betrachtet. Denn wenn mehrere Tausend Euro an Honorar für die Vermittlung der Police anfallen, dann muss diese auch berücksichtigt werden. Und in der Gesamtbewertung, richtig durchgerechnet, kommt ein Netto-Tarif samt Honorarkosten bisweilen schlechter weg als gedacht.
Beispielsweise habe ich einmal eine fondsgebundene Rentenversicherung für einen Kunden durchgerechnet, die ein Honorarberater empfohlen hat. Das finanzmathematische Ergebnis: Wenn die zugrundeliegenden Fonds sechs Prozent im Jahr erwirtschaften werden und der Kunde 80 Jahre alt wird, dann wird die Police für ihn eine Rendite von 1,72 Prozent haben. Nicht gerade ein lukratives Geschäft!
Das Fazit ist, dass man bei Finanzdienstleistern – egal ob sie sich durch Provisionen oder durch Honorare finanzieren – sehr genau aufpassen muss. Jedenfalls ist die Tatsache, dass jemand auf Honorarbasis arbeitet, für sich genommen noch kein Qualitätsmerkmal.