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    ifo-Chef Fuest  2248  1 Kommentar Niedrigzinspolitik der EZB - "Etwas mehr Zurückhaltung täte gut"

    Lange Jahre war Hans-Werner Sinn das Gesicht und die Stimme des Münchener ifo-Instituts. Anfang April übernahm der ehemalige ZEW-Chef Clemens Fuest das Zepter. Wird er einen ähnlichen streitbaren Ton anschlagen, wie sein Vorgänger?

    Kurz vor Fuests Amtsantritt trat erstmal die Europäische Zentralbank (EZB) noch einmal auf die Tube und senkte den Euro-Leitzins auf Null. Der Hauptrefinanzierungssatz wurde von 0,3 auf 0,25 Prozent und der Einlagenzins bei der EZB  von minus 0,3 Prozent auf minus 0,4 Prozent abgesenkt. Das monatliche Aufkaufvolumen wurde von 60 auf 80 Milliarden Euro erhöht und auf Unternehmensanleihen ausgeweitet (wallstreet:online berichtete hier und hier).

    Nette Antrittsgeschenke, die der neue ifo-Chef nicht unkommentiert lassen will. „Die letzte Zinssenkung der EZB halte ich (…) nicht für gerechtfertigt, bei diesem Schritt überwiegen meines Erachtens die Nachteile. Auch die Entscheidung, nun Unternehmensanleihen am Primärmarkt zu kaufen, ist fragwürdig, eine Einladung, Kredite an marode Unternehmen der EZB anzudrehen. Etwas mehr Zurückhaltung täte gut“, sagte der Ökonom jüngst den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“.

    500er weg, jetzt geht’s ins Minus

    Dann folgte die nächste Steilvorlage: Die beschlossene Abschaffung des 500-Euro-Scheins (wallstreet:online berichtete). Gegen Ende 2018 soll der lilafarbene Schein von der Bildfläche verschwinden, erklärte die EZB. Der Chef der Europäischen Notenbank, Mario Draghi, zeigte sich überzeugt: “Der 500-Euro-Schein ist ein Instrument für illegale Aktivitäten.“ Ob sich dadurch - wie von Befürwortern als Argument vorgebracht - sowohl die Terrorfinanzierung als auch die Schwarzarbeit eindämmen lassen, bezweifeln viele Kritiker. Sie vermuten, der Grund liegt ganz woanders (siehe hier). Lesen Sie mehr: Salamitaktik zur Bargeldabschaffung? Erst der 500-Euro-Schein, dann die nächsten… Und: Neue Stufe im Kampf gegen Bargeld - Der Einstieg in den Ausstieg aus dem Bargeld.

    Fuest zumindest hält die Entscheidung der EZB, den 500-Euro-Schein aus dem Verkehr zu ziehen, im Grunde für richtig, bemängelt aber den Zeitpunkt. „Siebzehn Jahre lang hat sich die EZB nicht um das Thema gekümmert. Jetzt würde die EZB gerne die Zinsen weiter in den negativen Bereich treiben. Das wird durch die Abschaffung der großen Geldscheine erleichtert, weil die Bargeldeinlagerung für die Banken teurer wird. Zu behaupten, die Abschaffung hätte damit nichts zu tun, ist kaum glaubwürdig,“ so Fuest gegenüber der „Funke Mediengruppe“. Einmal mehr würde die EZB das in sie gesetzte Vertrauen untergraben. Denn: Bargeld kennt keine Negativzinsen, elektronische Konten schon. 

    Neues Gesicht, neue Stimme beim ifo-Institut - wenn auch nicht ganz so scharfzüngig wie die eines Hans-Werner Sinn.





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