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    Negative Zinsen  1432  0 Kommentare Keynes-Biograf übt Schelte

    Was würde John Meynard Keynes, einer der bedeutendsten Wirtschaftswissenschaftler des letzten Jahrhunderts, über negative Zinsen denken? Diese Frage versucht sein Biograf, Robert Skidelsky, zu beantworten.

    Die EZB hat sie, die schwedische Notenbank auch und die japanische Zentralbank sowieso – negative Leitzinsen. „Auch die FED und die Bank of England kommen in Versuchung“, sagt Robert Skidelsky, Wirtschaftshistoriker und Professor an der Warwick University – und Biograf von John Meynard Keynes. Immer mal wieder werde er gefragt, was der berühmte Ökonom selbst zu diesen Entwicklungen sagen würde. „Eine gute Frage“, findet der Experte. Deren Antwort er erahnen kann: „Eine verzweifelte Maßnahme von Regierungen, denen nichts Besseres einfällt, das hätte er wahrscheinlich geantwortet.“ Negative Zinsen seien der letzte erfolglose Versuch seit 2008, Volkswirtschaften mit monetären Maßnahmen wiederzubeleben. Die Quantitative-Easing-Programme hätten zwar etwas geholfen, „aber ein Großteil der Verkäufer hat das Geld lieber gehortet als es auszugeben oder zu investieren.“ Nun also negative Zinsen. Normalerweise zahlt die Zentralbank Banken für ihre Einlagen Zinsen, mit negativen Zinsen werden diese Einlagen dagegen von der Notenbank besteuert. „Die Idee ist Banken dazu zu bringen, Investitionen und Kreditvergabe zu erhöhen. Indem es für Banken teurer wird, ihr Geld bei der Zentralbank zu parken, sollen die Kosten für die Kreditvergabe gesenkt werden.“ Für eine Bank wäre es dann sinnvoller, das Geld in Umlauf zu bringen, als die Notenbank für die Aufbewahrung zu bezahlen. 

    „Aber, wie die Weltbank bereits gezeigt hat, negative Zinsen können unerwünschte Effekte haben“, warnt Skidelsky. Banken könnten unter anderem ein zu hohes Risiko eingehen, „was zu neuen Blasen führen kann“. Pensions- und Versicherungsgesellschaften könnten damit zu kämpfen haben, ihre langfristigen Verpflichtungen zu erfüllen. Und noch viel schlimmer: „Was wirklich gegen negative Zinsen spricht, ist der Unsinn, alleine auf Geldpolitik als Retter für Volkswirtschaften zu vertrauen.“

    Denn es sei ex ante nicht immer klar, ob die Geldpolitik ihre Ziele überhaupt erreichen könne. „Ein Anstieg der Geldmenge führt erwartungsgemäß dazu, dass die Zinsen sinken. Das wird aber nicht passieren, wenn die Präferenzen für Liquidität stärker ansteigen als die Geldmenge selbst.“ Dasselbe gelte auch für Zinssenkungen: „Erwartet wird ein Anstieg der Investitionen. Wenn aber die Profiterwartungen stärker fallen, als die Zinsen selbst, wird es nicht dazu kommen. Steigen die Investitionen, geht man davon aus, dass Arbeitsplätze geschaffen werden. Sinkt die Konsumlaune jedoch, wird dies nicht passieren.“ 

    Für Skidelsky ist klar: Um neues Geld in Umlauf zu bringen, müssten Regierungen es ausgeben. „Regierungen würden sich das Geld direkt von den Zentralbanken leihen und es dazu nutzen, um Investitionen in neue Häuser, Infrastruktur oder Umwelttechnologien zu tätigen.“

    Leider sei dies im Moment ein Tabu. Dabei, so der Wirtschaftswissenschaftler, sei eine größere Rolle des Staates als Investor unvermeidbar. „Geldpolitik alleine kann eine Volkswirtschaft nicht nahe an ihr Potential bringen. Der Staat muss eingebunden werden.“ Negative Zinsen lenkten nur von einer tieferen Analyse über was falsch gelaufen ist und was weiterhin falsch läuft ab. 

    (TL)

    Quelle: project syndicate





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